Next Gen Foods von Timo Recker will Weltmarktführer für pflanzliches Hähnchenfleisch werden.
Cleantech-Unternehmen, die sich mit pflanzlichem Fleischersatz beschäftigen, sammeln zunehmend größere Summe von Investoren ein, um Produktionskapazitäten aufzubauen. Next Gen Foods hat jetzt 100 Millionen US-Dollar in einer Series-A-Finanzierungsrunde erhalten – und plant nach erfolgtem Start in Südostasien den Sprung in die USA. Der Unternehmer Timo Recker will mit seinem jüngsten Startup die Welt pflanzlichen Hähnchenfleischs aufmischen – und hat mit Paul McCartney einen prominenten Unterstützer.
Wenngleich offiziell nicht bestätigt wird, dass der Ex-Beatles-Sänger in Next Gen Foods und seine Hähnchenmarke TiNDLE investiert hat: An der Beteiligung von McCartneys Beteiligungsgesellschaft MPL Ventures (nicht zu verwechseln mit MLP, gegründet von Carsten Maschmeyer) gibt es keine Zweifel. Timo Recker, mittlerweile 35, will mit dem frischen Kapital im US-Markt Fuß fassen.
Next Gen Foods wurde 2020 gegründet und hat jetzt die größte Finanzierungsrunde abgeschlossen (Series A), die es jemals für ein Cleantech-Startup im Bereich pflanzlicher Fleischersatz gegeben hat. Nach Angaben des Niedersachsen Recker ist Next Gen Foods in der Lage, besonders schnell zu skalieren.
Dafür will der Seriengründer keine eigenen Produktionsstätten aufbauen, sondern bestehende Produktionskapazitäten nutzen. Die Konzentration liegt stattdessen auf Entwicklung und Marketing. Next Gen Foods entwickelt Komponenten, Zutaten und Rezepturen und schließt dann Produktionsverträge mit Partnern ab, wobei die Qualitätssicherungsverfahren gemeinsam genutzt werden, um sicherzustellen, dass alle dieselben Prozesse anwenden, um die Konsistenz zu gewährleisten.
Das Forschungs- und Entwicklungszentrum von Next Gen Foods wird in Zusammenarbeit mit dem Food Tech Innovation Center entwickelt, das von der Asia Sustainable Foods Platform von Temasek gegründet wurde. Das Unternehmen plant, Proteinwissenschaftler und Lebensmitteltechnologen in Singapur (das sich zu einem wichtigen Zentrum für die Entwicklung und Produktion von alternativem Fleisch entwickelt hat), Europa und den Vereinigten Staaten einzustellen.
Nichts weiter als das Ziel, Weltmarktführer für pflanzliches Hähnchenimitat strebt Next Gen Foods an. Neben MPL Ventures vertrauen auch der Risikokapitalgeber Alpha JOWC, Singapurs Staatsfonds Temasek, GGV Capital, K3 Ventures, Bits X Bites und zahlreiche weitere Investoren darauf, dass die Mission gelingen wird.
Aus Asien und Amsterdam in die USA
In Asien setzen bereits mehr als 200 Restaurants auf das pflanzenbasierte Hühnchenfleisch des Unternehmens – unter anderem solche in Singapur, Hongkong und Kuala Lumpur. Der Startschuss in Los Angeles, San Francisco und New York und damit der Markteintritt in die USA steht indes unmittelbar bevor, kündigte Next Gen Foods an. Ziel von Recker ist es, die Marke Tindle stärker zu etablieren, und sie anschließend auch in den Einzelhandel zu bringen.
Ab sofort sind die Tindle-Produkte auch über den Großhandel erhältlich. TiNDLE basiert auf einer geheimen Mischung aus pflanzlichen Zutaten wie Sonnenblumenöl. In Europa ist die Marke bereits in Amsterdam in ausgewählten Restaurants erhältlich.
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Allerdings erhielt der Boom der pflanzlichen Fleischprodukte in den USA zuletzt einen Dämpfer: Etablierte Marken wie Beyond Meat überzeugten weder mit aktuellen Zahlen noch mit Ausblicken, verloren deutlich an Börsenwert. Die erwartete, steigende Nachfrage trat nicht ein – Marktforschern zufolge nahmen die Verkäufe um 0,5 Prozent leicht ab.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.