Teslas „Full Self-Driving“ unter verschärfter Beobachtung der NHTSA
NHTSA untersucht Sicherheit bei schlechten Sichtverhältnissen
Elon Musks Traum vom autonomen Fahren erhält einen weiteren Dämpfer. Nach einem tödlichen Unfall und mehreren Kollisionen hat die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA eine Untersuchung von Teslas „Full Self-Driving“ (FSD) Software eingeleitet. Im Fokus stehen dabei die Sicherheit und Zuverlässigkeit des Systems bei eingeschränkten Sichtverhältnissen wie Nebel, grellem Sonnenlicht oder Staub.
Die NHTSA untersucht, ob die Software in der Lage ist, solche Bedingungen korrekt zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Auslöser der Untersuchung war ein Unfall, bei dem ein Tesla-Fahrer mit aktiviertem Full Self Driving (Supervised) einen Fußgänger tödlich verletzte. Zudem wurden weitere Kollisionen mit FSD-Beteiligung bei schlechten Sichtverhältnissen gemeldet.
Die kritische Haltung von Experten gegenüber Teslas Herangehensweise, sich bei teil- und vollautonomen Fahrsystemen ausschließlich auf Kameras zu verlassen, wird deutlich. Jeff Schuster, Vizepräsident bei GlobalData, äußerte gegenüber Reuters seine Bedenken: Die Sichtfähigkeit der Kamera kann durch verschiedene Wetterbedingungen beeinträchtigt werden, und dies wird zweifellos von der Regulierungsbehörde berücksichtigt werden.
Im Unterschied zu Tesla setzen Wettbewerber wie Waymo auf die Verwendung von Lidar und Radar, um die Umgebung während der Fahrt zu erfassen. Waymo, ein Schwestergesellschaft von Google, führt bereits in vier US-Städten mehr als 100.000 Fahrten pro Woche ohne Fahrer durch.
Over-the-Air-Updates unter der Lupe
Die Behörde nimmt dabei auch Teslas „Over-the-Air“-Softwareupdates unter die Lupe. Sie will herausfinden, ob diese Updates die Sicherheit des Systems beeinflussen und ob Tesla die Auswirkungen der Updates auf die Sicherheit genügend untersucht hat. In der Vergangenheit hatte der Autobauer mehrfach betont, dass menschliche Fahrer auch beim autonomen Fahren jederzeit in der Lage sein sollten, einzugreifen.
Insgesamt sind rund 2,4 Millionen Tesla-Fahrzeuge von der NHTSA-Untersuchung betroffen, darunter die Modelle S, 3, X, Y und der Cybertruck. Sie ist der erste Schritt, bevor die Behörde einen Rückruf anordnen kann, sollte sie zu dem Schluss kommen, dass die Fahrzeuge ein inakzeptables Sicherheitsrisiko darstellen. FSD ist Teslas kostenpflichtiges Premium-Fahrerassistenzsystem, das derzeit als „Full Self-Driving (Supervised)“ vermarktet wird. Obwohl das System den Fahrer nicht vollständig ersetzt, hat Tesla in der Vergangenheit immer wieder mit vollständig autonomen Fahrzeugen geworben.
Die NHTSA verfolgt Unfälle, bei denen Fahrerassistenzsysteme wie Teslas Autopilot oder FSD aktiviert waren. Bis zum 1. Oktober 2024 registrierte die Behörde 1.399 solche Unfälle mit Tesla-Fahrzeugen, davon 31 mit Todesfolge.
Elon Musk hatte erst kürzlich beim We, Robot-Event angekündigt, dass „unbeaufsichtigtes FSD“ im Jahr 2025 in Texas und Kalifornien in den Modellen 3 und Y eingeführt werden soll. Doch angesichts der neuen Untersuchung und der anhaltenden Sicherheitsbedenken erscheint dieses Ziel immer unrealistischer.
Obwohl Tesla in der Vergangenheit die meisten Gerichtsverfahren im Zusammenhang mit Unfällen, bei denen Autopilot oder FSD involviert waren, gewonnen hat, kam es in einigen Fällen auch zu außergerichtlichen Vergleichen. Dies zeigt, dass die Schuldfrage bei Unfällen mit Fahrerassistenzsystemen oft komplex ist und die Verantwortung nicht immer eindeutig beim Fahrer liegt.
Wichtiges FSD-Update im Oktober erwartet
Die aktuellen Entwicklungen rund um die NHTSA zeigen, dass Teslas „Full Self-Driving“ noch weitere Verbesserungen braucht und nicht so weit ist, wie Elon Musk es gerne darstellt. Bis Tesla die technischen Herausforderungen und Sicherheitsbedenken ausräumen kann, müssen Tesla-Fahrer weiterhin wachsam bleiben und die Verantwortung für die Fahrsicherheit übernehmen.
Allerdings: Das im Oktober erwartete nächste FSD-Update verspricht einen weiteren großen Sprung bei den Fähigkeiten von FSD. Ob es reicht, die Sicherheit behördengerecht sicherzustellen?
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Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.