Northvolt 3: Schwedischer Batteriezellen-Hersteller vollzieht Spatenstich in Dithmarschen
Die Gigafactory Heide Northvolt 3 in Schleswig-Holstein soll eine 60-Gigawattstunden-Fabrik der Schweden werden.
Das schwedische Cleantech-Unternehmen baut mit Northvolt 3 die dritte Gigafactory bei Heide, Schleswig-Holstein. Demnach soll eine 60-GWh-Lithium-Ionen-Batterie-Fabrik entstehen, die 3.000 Mitarbeiter beschäftigen soll. Ende 2025 dürften die ersten Batterien in Heide produziert werden. Bleibt es bei nach dem Inflation Reduction Act und gestiegenen Strompreisen bei der Gigafactory bei Heide?
Inhaltsverzeichnis
Update vom 25. März 2024: Baubeginn
Am 25. März 2024 erfolgte der Spatenstich für den Bau der Northvolt 3 Gigafactory im Landkreis Dithmarschen in der Region Heide. CEO Peter Carlsson lobte die Zusammenarbeit mit der Regional-, Landes- und Bundespolitik. Man habe den „Sweet Spot“ gefunden – eine Region, in der es Onshore- und Offshore-Windkraft gebe. Bei der Feierstunde kündigte Carlsson an, ein umfassendes Ökosystem rund um die Fabrik entstehen zu lassen.
Ministerpräsident Daniel Günther bedankte sich direkt bei Bundeskanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck. „Die grünste Autobatterie der Welt wird in Dithmarschen gebaut“, so der CDU-Politiker Günther. Es habe viel Kampf gebraucht, um den heutigen Baubeginn der Northvolt Drei feiern zu können. Günther betonte den Mehrwert, in erneuerbare Energien zu investieren. „Wenn man Strom im Überfluss produziert, ist das ein echter Gewinn, weil sich Unternehmen danach ausrichten.“
Während Bundeskanzler Scholz von der Dithmarschen-Geschwindigkeit sprach, traf das sogar unmittelbar auf den Moment zu: Es stellte sich am Vorabend des Polit-Besuchs heraus, dass das Rednerpult verschwunden war. „Was macht man in Dithmarschen? Man ruft den Nachbarn zur Hilfe“, hieß es beim Festakt. Und tatsächlich: Ein benachbarter Schreiner zimmerte über Nacht ein Ersatz-Rednerpult, an dem im Anschluss Carlsson, Scholz und Günther sprechen konnten.
Ältere Information über Northvolt
Endlich ein Durchbruch: Am 12. Mai 2023 meldeten das Bundeswirtschaftsministerium unter Leitung von Robert Habeck und der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, dass sich das schwedische Cleantech-Unternehmen zum Standort Heide für seine dritte Gigafactory bekannt hat. Auch das Bundeskanzleramt mit Olaf Scholz war in den Kampf um das innovative Unternehmen involviert. Wie es heute aussieht: Mit Erfolg! Zuletzt gab es Zweifel daran, weil US-Präsident Joe Biden das Unternehmen nach dem Inflation Reduction Act in die USA locken wollte.
„Mit diesem Engagement der Bundesregierung im Rücken hat das Cleantech-Unternehmen beschlossen, die nächsten Schritte für den Ausbau in Heide zu gehen“, bestätigt CEO Peter Carlsson.
Entscheidend für diesen parteiübergreifenden, politischen Erfolg ist, dass neben der Förderung des Projekts via IPCEI auch eine Förderung auf neuer Grundlage des „Temporary Crises and Transition Framework“ von der EU-Kommission ermöglicht wird. Sollte die EU-Kommission die Finanzierung genehmigen, wird der TCTF erstmals in Deutschland zur Anwendung kommen. „Mit dem neuen TCTF hat die EU-Kommission einen klaren Weg zur Sicherung wichtiger industrieller Investitionen in Europa in grüne Schlüsseltechnologien eröffnet“, so Bundeswirtschaftsminister Habeck.
Mit den nächsten Schritten könne sich Deutschland auf eines der wichtigsten Leuchtturmprojekte der Energie- und Verkehrswende freuen, das Tausende von Cleantech-Arbeitsplätzen schaffen werde. Ein Signal, das die oft geäußerten Behauptungen, Deutschland befände sich in einer Phase der Deindustrialisierung, glasklar entgegen steht.
Am 9. und 11. Mai hatten die beiden Standortgemeinden Lohe-Rickelshof und Norderwöhrden zuvor beschlossen, in die nächste Phase des Genehmigungsverfahrens einzutreten – ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum künftigen Baubeginn.
„Die Entscheidung ist ein starkes Bekenntnis zum Standort Heide. Die gemeinsamen Bemühungen von Region, Land und Bund um die Ansiedlung in den letzten zwei Jahren haben sich gelohnt“, stellte Ministerpräsident Daniel Günther fest. „Alle Beteiligten in Schleswig-Holstein haben sich für das Projekt eingesetzt und gerade Robert Habeck hat es auf Bundesebene in hervorragender Weise unterstützt. In Schleswig-Holstein werden wir zeigen, wie wir unseren Rohstoff der Zukunft, die Erneuerbaren, in Wertschöpfung und Wachstum verwandeln und gleichzeitig unsere Wirtschaft dekarbonisieren.“
Kapazität für eine Million Elektroautos
Die Jahreskapazität der dritten Gigafactory von Northvolt soll bei 60 Gigawattstunden liegen – das ist heute gleichbedeutend mit einer Millionen Elektrofahrzeugen. Die neue Gigafactory erhöht die Pipeline an Batterieproduktionskapazitäten, die sich in der Entwicklung befinden, auf mehr als 170 Gigawattstunden. Das Versprechen ist es, die nachhaltigsten Batterien zu produzieren, und dabei der Kreislaufwirtschaft besondere Beachtung zu schenken. Daher arbeitet das Unternehmen auch bereits an Recyclinganlagen.
Ein zentrales Ziel ist es, leistungsstarke Lithium-Ionen-Batterien zu liefern, die mit dem geringsten ökologischen Fußabdruck in Kontinentaleuropa produziert werden. Die Wahl von Heide, Schleswig-Holstein, ist nach Unternehmensangaben der Schlüssel zur Erfüllung dieses Ziels. Die Region beherbergt das sauberste Energienetz Deutschlands, das sich durch einen Überschuss an Strom aus Onshore- und Offshore-Windkraft auszeichnet und durch saubere Energie, die über Netzkopplungen mit Dänemark und Norwegen (Nordlink) bereitgestellt wird, verstärkt wird.
Batterieherstellung in unmittelbarer Nähe zu sauberer Energie
„Es kommt darauf an, wie wir eine Batteriezelle herstellen. Wenn man bei der Herstellung Kohle verwendet, wird eine beträchtliche Menge an CO2 in die Batterie eingeleitet. Unsere Philosophie ist, dass neue energieintensive Industrien wie die Batterieherstellung in unmittelbarer geografischer Nähe zu dem Ort angesiedelt werden sollten, an dem die saubere Energie erzeugt wird“, sagt Peter Carlsson, CEO von Northvolt.
Es ist nicht nur der Reichtum an sauberer Energie, der die Region Heide und die breitere Industrielandschaft rund um Hamburg als ideal geeignet für die wachsende Präsenz von Northvolt in Europa positioniert. Die Region liegt zentral in der aufstrebenden europäischen Batterielieferkette, die Skandinavien und Kontinentaleuropa miteinander verbindet, und bietet dazu auch den nötigen Platz, um ein Batteriewerk von ausreichender Größe zu errichten, um die Skaleneffekte in der Produktion zu nutzen, die der Schlüssel zur Senkung der Batteriekosten sind.
Der Zugang zur deutschen Industriekompetenz und zum Fachwissen im Automobilbereich wird zusätzliche Möglichkeiten bieten. Das lokale Fertigungs-Know-how der Region Schleswig-Holstein und Heide wird sicherstellen, dass die Fabrik Batterien von höchster Qualität liefert, während die Fabrik selbst den Arbeitskräften wichtige Erfahrungen mit der Batterietechnologie vermitteln wird.
Recycelte Batteriematerialien für Northvolt 3
Da Nachhaltigkeit bei der Planung und Entscheidungsfindung im Zusammenhang im Vordergrund steht, wird die Fabrik einen großen Teil ihres Rohstoffbedarfs aus recycelten Batteriemetallen beziehen. Dies ist Teil der Verpflichtung des Cleantech-Unternehmens, bis 2030 50 Prozent seines Rohstoffbedarfs aus dem Recycling zu beziehen.
Neben der Batterieproduktion wird Northvolt Drei eine Batterierecyclinganlage am Standort errichten, die eine effiziente Wiederverwendung von Nebenprodukten aus dem Produktionsprozess gewährleistet und eine nachhaltige Lösung für Altbatterien von Elektrofahrzeugen bietet, die auf den europäischen Märkten zurückgenommen werden.
Update vom 3. Dezember 2023: Förderbescheid
Trotz Haushaltssperre hat das BMWK einen Förderbescheid für den Bau in Heide in Höhe von 500 Millionen Euro zugestellt. Damit kann der begonnene Bau der Gigafactory 3 weitergehen. Zuletzt hatte das Cleantech-Unternehmen mit der Entwicklung seiner Preußisch-Weiß-Batterie für Aufsehen gesorgt.
Update vom 17. Januar 2024: Durchführungsvertrag
Northvolt hat einen sogenannten Durchführungsvertrag unterzeichnet. Damit verpflichtet sich der schwedische Batteriezellenhersteller, bei Heide im Kreis Dithmarschen zu bauen. Es geht um Investitionen in Höhe von 4,5 Milliarden Euro – mit diesen Baukosten rechnet das Unternehmen. Die finale Entscheidung liegt somit nun bei den Gemeinden Lohe-Rickelshof und Norderwöhrden, auf deren Flächen die Fabrik entstehen soll. Sie haben den Durchführungsvertrag noch nicht unterschrieben und müssen über die Satzungsbeschlüsse im sogenannten Bauleitverfahren abstimmen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck rechnet in Kürze mit entsprechenden Beschlüssen.
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Nach der Gigafactory 4 von Tesla im Großraum Berlin, ist die neue Gigafactory Northvolt Drei ein weiterer Schritt Deutschlands in der Transformation. In Schleswig-Holstein entstehen Batterien für eine Million Elektroautos pro Jahr – das ist ein ausgesprochen bedeutsamer Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität und zur Bekämpfung des Klimawandels.
Was bringt die Fabrik für die Region?
Welche Chancen ergeben sich durch die Ansiedlung von Northvolt in der Region? Es besteht die Möglichkeit, dass mehr als 10.000 Arbeitsplätze geschaffen werden können. Zwar braucht das Cleantech-Unternehmen „nur“ ungefähr 3.000 Menschen. Über „Nebenansiedlungen“ werden aber mehr als 15.000 Arbeitsplätze erwartet. Aus einer landwirtschaftlich geprägten, strukturschwachen Region entsteht ein Industriestandort mit Aufbruchstimmung.
Der regionale IHK-Chef betonte, es würden sicherlich Fachkräfte aus der Region zu Northvolt wechseln. Aber insgesamt würden viele Menschen in die Region kommen und auch die lokale Wirtschaft von Aufträgen profitieren, die Northvolt lokal vergeben wolle.
„Der starke Windkraft-Ausbau hat Northvolt nach Heide geholt“, betonte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Es zeige sich, dass Investitionen in den Standort dort entstünden, wo es erneuerbare Energie im Überfluss gebe. Mehr zum Stand der Energiewende auch hier: Erneuerbare Energien 2023: 52% vom Bruttostromverbrauch. Energiewende News gibt es hier.
(Dieser Artikel über Northvolt 3 entstand ursprünglich am 15. März 2022. Letzte Aktualisierung im März 2024)
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.
An die Nutzung der Niedertemperatur-Solarthermie, Geothermie-Antriebstechniken hat Niemand gedacht.
Ganz Batterielose ORC-Kreisprozess-Antriebstechniken sind auch noch in der Entwicklung.
Lithium-Batterie hat keine Zukunft. Weg von Lithium, hin zur Alternative z.B. Natriumbatterie (siehe auch CATL etc.) Umweltfreundlich, sicher etc.
Weniger Reichweite, und?? Eine Batteriefabrik (z.B. Northvolt), die auf Lithium-Batterien setzt, hat keine Zukunft.
Hallo Siegfried,
die Natriumbatterie ist eine spannende Ergänzung, daher habe ich darüber geschrieben (https://www.cleanthinking.de/natrium-batterie-vorteile-und-nachteile/). So wie beispielsweise Lithium-Eisenphosphat und Lithium-Ionen-Technologie nebeneinander bestehen, wird auch die Natrium-Batterie dazukommen. An Lithium wird aber so schnell kein Weg vorbeiführen.
Viele Grüße, Martin Jendrischik
Werden dei Litlhiumvorkommen der Stadt Freiberg auch genutzt?
Gibt es in naher Zukunft auch Batterien ohne Lithium – es gibt Unternehmen, die daran forschen und experimentiern.