Norwegen: „Nur noch E“ und bald auch „Nur noch autonom“? Deutschland, wach auf!

Oslo hat den Verbrenner fast verbannt und gibt beim autonomen Fahren Gas. Wann zieht Deutschland endlich nach?

Nur noch E! Während in Deutschland die Debatte um den Verbrenner-Motor noch in vollem Gange ist und Politiker, Wirtschaftsbosse und Lobbyisten um jeden Zentimeter Asphalt für den Auslauf des Verbrenners ringen, hat Norwegen längst Fakten geschaffen. Ab 2025 dürfen dort keine reinen Benziner oder Diesel Neuwagen mehr zugelassen werden. Ein klares Signal: Die Zukunft gehört der Elektromobilität!

Doch damit nicht genug. Norwegen, allen voran die Hauptstadt Oslo, ruht sich nicht auf den Lorbeeren aus. Stattdessen prescht das Land beim autonomen Fahren – der zweiten disruptiven Innovation im Mobilitätssektor – mit Vollgas voran und plant, bis 2030 Tausende von Waymo-Robotaxis auf die Straßen zu bringen (Quelle: ZDF.de).

Stellen Sie sich vor: Sie bestellen per App ein Fahrzeug, steigen ein und lehnen sich entspannt zurück, während das Auto Sie sicher und komfortabel ans Ziel bringt. Kein Stress im Stau, kein Parkplatz suchen, keine Ablenkung durchs Smartphone. Diese Vision wird in Oslo bald Realität. Waymo, die Tochtergesellschaft von Google-Mutter Alphabet, gilt als führend in der Entwicklung autonomer Fahrtechnologie und hat in Oslo den perfekten Partner gefunden.

Dieser konsequente Innovationsgeist steht im krassen Kontrast zur deutschen Zögerlichkeit. Während Norwegen die Zukunft der Mobilität aktiv gestaltet, hält Deutschland mit angestaubten Debatten und Lobbyismus am Status Quo fest. Klar ist: Die Verbrenner-Ära neigt sich dem Ende zu und das autonome Fahren wird die Mobilität revolutionieren. In Norwegen fahren zwar auch nach 2025 noch Verbrenner – vor allem als Plug-in-Hybride – aber es werden stetig weniger (Quelle: DIE ZEIT).

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Doch woran liegt es, dass Norwegen so viel schneller vorankommt? Ein Grund ist sicherlich die hohe Akzeptanz neuer Technologien in der Bevölkerung. Die Norweger sind offen für Innovationen und bereit, neue Wege zu gehen. Hinzu kommt eine klare politische Strategie mit ambitionierten Zielen und konkreten Maßnahmen.

Die Regierung fördert den Kauf von Elektroautos und investiert massiv in den Ausbau der Ladeinfrastruktur. Gleichzeitig setzt sie auf internationale Kooperationen und holt sich die besten Experten ins Land.

Deutschland verschläft die Zukunft

In Deutschland hingegen fehlt es an dieser Vision und Entschlossenheit. Die Automobilindustrie, lange Zeit Motor der deutschen Wirtschaft, klammert sich an veralteten Technologien fest und bremst den Fortschritt aus. Die Politik lässt sich von Lobbyisten beeinflussen und verpasst es, klare Leitlinien für die Mobilität der Zukunft zu setzen.

Dabei hat Deutschland alle Voraussetzungen, um eine führende Rolle beim autonomen Fahren zu spielen. Wir haben exzellente Universitäten und Forschungseinrichtungen, innovative Unternehmen und eine hochqualifizierte Bevölkerung. Doch statt diese Stärken zu nutzen, verzetteln wir uns in kleinteiligen Pilotprojekten und endlosen Diskussionen.

Cleanthinking fordert daher ein klares Bekenntnis zum Fortschritt:

  • Ein klares Bekenntnis zum Elektroauto – wie es beispielsweise auch Ford Deutschland verlangt. Weg von halbherzigen Förderprogrammen, hin zu einem konsequenten Ausstieg aus dem Verbrenner.
  • Kommunale Aktionspläne, um autonomes Fahren in jeder Stadt sowie jeder Stadt-Land-Region zu etablieren. Städte und Gemeinden müssen die Infrastruktur für autonome Fahrzeuge schaffen und den Testbetrieb ermöglichen.
  • Förderung von Forschung und Entwicklung. Deutschland muss in die Spitzenforschung investieren, um bei der Entwicklung autonomer Fahrzeuge weltweit führend zu sein.
  • Kooperationen mit führenden Unternehmen wie Waymo. Wir müssen uns mit den Besten vernetzen und von ihrem Know-how profitieren.

Die Zukunft schläft nicht, Deutschland schon. Es ist höchste Zeit, aufzuwachen und die Weichen für eine moderne, nachhaltige und zukunftsfähige Mobilität zu stellen. Norwegen hat es vorgemacht – Deutschland muss nachziehen und ebenfalls auf „Nur noch E“ setzen!

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Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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