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Ölheizungen verbieten – was bringt Schulzes Verbotsidee?

Thermondo-Whitepaper beschreibt Alternativen, Kosten und Umsetzungsoptionen bei Verbot von Ölheizungen.

Die Modernisierung von Heizungen in Deutschlands Kellern ist eine entscheidende Herausforderung auf dem Weg zur Erreichung der Klimaschutzziele 2020 bzw. insbesondere 2030. Dabei haben es Politiker wie Umweltministerin Svenja Schulze zunächst vor allem auf die Ölheizungen abgesehen. Die Frage ist aber: Wodurch könnten Ölheizungen ersetzt werden, welchen Effekt hätte das, mit welchen volkswirtschaftlichen Kosten wäre das verbunden, und wie lange würde ein Umbau (theoretisch) dauern?

Zunächst die Fakten rund um Deutschlands Heizungskeller: Hierzulande wird überwiegend mit Gas geheizt, das gilt für etwa die Hälfte der Wohngebäude. Aber: Es gibt nach wie vor 5,4 Millionen Ölheizungen, was einem Marktanteil von 16,7 Prozent entspricht. Von diesen Heizungen sind immerhin 646.000 mit der effizienteren Brennwerttechnik ausgestattet. Letztlich geht es bei der ins Spiel gebrachten Abwrackprämie für Ölheizungen also um 4,75 Millionen solcher Anlagen.

Die Ölheizung stößt mehr Kohlendioxid aus als alle anderen Heizungsarten: 319 Gramm pro Kilowattstunde. Bei einer Umrüstung auf Gasheizung würde sich Ausstoß um 22 Prozent reduzieren lassen – die Emissionen liegen dann bei 250 Gramm pro Kilowattstunde. Diese Umrüstung ist nach Einschätzung des BDEW bei 2,1 Millionen Heizungen ohne großen Aufwand möglich, weil Gas bereits in der Straße anliegt und nur ein Hausanschluss benötigt würde.

Ölheizungen zu Gasheizung: 56 Prozent CO2 einsparen

Nach Einschätzung des Heizungsbauers Thermondo ist das Reduktionspotenzial aber wesentlich höher: Durch Nutzung der Brennwerttechnik, die Durchführung eines hydraulischen Abgleichs in jedem Raum, den Einsatz smarter Regelungstechnik von tado und eine ergänzende Solarthermieanlage zur Trinkwassererwärmung lässt sich der CO2-Ausstoß um 56 Prozent reduzieren. Statt 7 Tonnen mit den Ölheizungen verbrauchen dann 2,1 Millionen Haushalte nur noch 3,1 Tonnen CO2.

Ölheizungen Gasheizungen Solarthermie Thermondo
Einsparpotenzial von 56 Prozent: Ölheizungen durch Gasbrennwertheizung ersetzen

Dabei kann das Potenzial dieser Lösung noch weiter gesteigert werden: Durch neue, hocheffiziente Umwälz- und Zirkulationspumpen kann der Stromverbrauch zusätzlich um 80 Prozent reduziert werden, was sich auch auf die CO2-Emissionsrechnung auswirkt. Aber: Die Rechnung von Thermondo zeigt, dass weit mehr nötig ist als nur der Austausch der Ölheizungen durch moderne Gasheizungen.

Wärmepumpen und Photovoltaik statt Ölheizung

Bleibt die Frage, was mit Ölheizungen passieren würde, die nicht durch einen einfachen Gashausanschluss umgerüstet werden können. Für diese Haushalte und Häuser empfiehlt Thermondo den Einsatz von Wärmepumpen im Zusammenspiel mit Photovoltaikanlagen und Ökostromverträgen.

Haken an der Sache: Anders als von Thermondo vorgerechnet, ist diese Lösung heute keineswegs klimaneutral. Denn selbst wenn Ökostromverträge abgeschlossen werden, muss immer der Strommix im Winter herangezogen werden. Und hier spielt die Kohlekraft mit einem CO2-Ausstoß von 820 Gramm CO2-Äquivalent pro Kilowattstunde immer noch eine zentrale Rolle.

Langfristig entfalten Wärmepumpen sicherlich ihr Potenzial im Hinblick auf CO2-Reduzierung, kurzfristig wäre es für die Erreichung der Klimaschutzziele aber vermutlich eher kontraproduktiv. Zumindest müsste sichergestellt werden, dass für alle neuen Wärmepumpen auch wirklich neue Erneuerbare Energie-Anlagen errichtet werden. Auch das ist dann noch keine Ideallösung, aber deutlich ehrlicher und realistischer.

Ersetzt man also die Ölheizungen ohne Gasanschluss-Option durch Wärmepumpen mit Photovoltaik, könnte dies im optimistischen Szenario von 100 Prozent erneuerbarem Strom zu 27 Prozent zum CO2-Einsparziel 2020 beitragen.

Wie groß wäre der volkswirtschaftliche Aufwand?

In Deutschland gibt es 186.734 Zweier-Teams von Fachkräften, die einen Heizungsaustausch vornehmen könnten. Bedeutet: Rein rechnerisch könnten 2,1 Millionen Ölheizungen an insgesamt 44 Arbeitstagen ersetzt werden. Somit könnte der Heizungstausch sogar noch zum bereits aufgegebenen Klimaziel 2020 einen Beitrag leisten. Begonnen werden sollte genau mit diesen Ölheizungen, wo der Hebel besonders groß ist.

Stillegung aller Ölheizungen CO2-Potenzial
Stillegung aller Ölheizungen: CO2-Potenzial

Aus Kostensicht liegt der Aufwand pro Hauseigentümer nach Berechnungen von Thermondo mit den eigenen Heizungen t1 und der eigenen Solarthermieanlage s1 bei 14.400 Euro (brutto). Somit liegen die volkswirtschaftlichen Gesamtkosten für diesen Teil des Heizungstauschs bei 30 Milliarden Euro brutto – zum Vergleich: Um die selbe Menge CO2 durch Elektroautos einzusparen, sind volkswirtschaftliche Kosten von 220 Milliarden Euro erforderlich.

Aber: Viele der alten Ölheizungen befinden sich im Osten Deutschlands, wo Hauseigentümer oft nicht in der Lage sind, 14.400 Euro für eine neue Heizung auszugeben, selbst wenn sich daraus mittelfristig Einsparungen bei den Brennstoffen ergeben. Die Volkswirtschaft müsste also zu diesem Austausch erheblich beitragen, eine kleine Abwrackprämie in Höhe von wenigen Tausend Euro dürfte kaum ausreichen.

Alternativen wie Brennstoffzelle und BHKW aufbauen?

Das Whitepaper von Thermondo betrachtet nur einen kleinen Ausschnitt der vorhandenen Heizungen in Deutschland. Hinzukommen natürlich auch solche Gasheizungen, die nicht auf dem Stand der Technik sind. Auch hier müsste mindestens eine Gasbrennwertheizung nachgerüstet werden.

Und: Eigentlich wollen wir aus allen fossilen Energieträgern soweit wie möglich aussteigen. Dazu zählt natürlich auch Gas. Es braucht also eine Gewissheit für diejenigen, die sich für die Umrüstung auf Gasbrennwert entscheiden, dass in fünf Jahren nicht auch die Gasheizungen verboten wird.

Bleibt die Frage, ob es angesichts der großen gesellschaftlichen Nutzens bei den CO2-Einsparungen nicht auch Sinn machen könnte, nicht nur die realistisch nächste Technologie einzusetzen, sondern eine Technologiegeneration zu überspringen: Also beispielsweise statt Wärmepumpen oder Gasbrennwertgeräten stark auf Brennstoffzellen oder andere KWK-Technologien zu setzen.

Haken daran: Diese sind in der Anschaffung teurer, bringen aber volkswirtschaftlich größeren Nutzen, weil sie neben Wärme auch Strom erzeugen – und zwar genau dann, also in der Heizungsperiode oder auch Nachts, wenn ohnehin nicht genügend Ökostrom im Netz vorhanden ist. Damit würde man das Strommix-Problem beheben und würde eine Modernisierung anstreben, die langfristig sinnvoll ist.

Die Kosten für diese Art der Umstellung würden nach Ansicht von Thermondo bei 19.000 bis 28.000 Euro liegen und nicht den Prozessen entsprechen, die sich Thermondo als großer Heizungsbauer in den vergangenen Jahren erarbeitet hat. Aus unserer Sicht sollte es aber zumindest eine Überlegung wert sein, direkt den übernächsten Schritt zu machen und damit den Markt zu „Leapfroggen“.

Letzter Gedanke: Wenn die Heizungskeller sehr starke von Ölheizungen auf Gasheizungen umgestellt werden, müsste auch ein Pfad beschrieben werden, wo das Gas herkommt, welche CO2-Emissionen damit verbunden sind und wie mittelfristig auf Biogas oder etwa grünen Wasserstoff auf Basis erneuerbarer Energien umgestellt werden kann. Fracking-Gas aus den USA und Pipeline-Gas aus Russland sind definitiv nicht die beste Lösung, weil mit vielen Gefahren und Unwägbarkeiten verbunden.

Fazit: Svenja Schulzes Verbotsidee

Svenja Schulze hat heute in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung ein schrittweises Verbot von Ölheizungen vorgeschlagen. Bedeutet: Nach einer Übergangsfrist von zehn Jahren sollen keine Ölheizungen mehr genutzt werden dürfen. Das Whitepaper zeigt, dass damit ein erheblicher Beitrag zu den Klimaschutzzielen geleistet werden kann – wenn die Förderung und der Aufbau von Alternativen richtig gemacht wird.

Jetzt wird sich zeigen, was die Bundesregierung am 20. September in Sachen Ölheizungen wirklich zustande bringt. Schulze will ein ambitíoniertes Klimaschutzpaket auf den Weg bringen – bei Nicht-Einigung sieht sie keine Chance mehr auf den Fortbestand der Koalition. Das würde den Umbau von Deutschlands Heizungskellern weiter herauszögern und wäre sehr schädlich für das Klima.

Download des Thermondo-Whitepapers:

Das Whitepaper von Thermondo, auf dem dieser Artikel entscheidend fußt. kann hier heruntergeladen werden.

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% S Kommentare
  1. Ilke sagt

    Ich bin auch ein Fan vom Ölheizung Verbot. Ist nur hart für Hausbesitzer, die eine über 30 Jahre alte Ölheizung haben und dann keine staatliche Unterstützung beim Austausch bekommen. Wir sind gerade dabei unser altes Heizsystem mit einer Kombination an Photovoltaik und Infrarotheizungen zu planen. Auf jeden Fall umwelttechnisch besser als die alte Heizung.

  2. Dr. Hirschmann sagt

    Selten so deutlich vorgeführt gekriegt, was rauskommt, wenn man einen Öl Heizungsbauer zu zukünftigen Heizsystemen befragt: Gasheizung! – evtl. Wärmepumpeneinsatz! Dabei gibt es seit 40 Jahren ein völlig abgasfreies
    Heizsystem: Stein (Marmor)Heizpanelen – Thermostatgesteuert und elektrisch! Geeignet für Wohnzimmer bis Fabrikhallen. Und der Stein entspricht auch jeglichem optischen Anspruch – vom Schiefer bis zum heimischen Travertin.Mein Haus ist seit 30 Jahren damit ausgestattet: völig abgasfrei, wartungsfrei, staubfrei etc. Strom könnte von der Solaranlage kommen, besser: mit LOHC Technik aufbereiteter Wasserstoff, der sogar in die bestehenden Heizöltanks eingefülltwerden kann,.danach:Brennstoffzelle! Hersteller: Fa. Sun Stone Nürnberg

  3. Volker Kinzig sagt

    Der Austausch von Ölheizungen gegen „alternative“ Heizungslösungen sollte der zweite Schritt in der CO2-Reduktion für Immobilien sein. Zunächst muss der Gesamtprimärenergiebedarf des Gebäudes gesenkt werden. Erst dann kann man über den sinnvollen Einsatz einer Wärmepumpe nachdenken. Blockheizkraftwerke basierend auf Brennstoffzellen machen zukünftig sicher Sinn, wenn sichergestellt werden kann, dass die Lebensdauer der Brennstoffzellen einen wirtschaftlichen Betrieb ermöglicht. Die Technologie erscheint hier noch nicht ausreichend ausgereift, eine ausreichende Betriebsgarantie geben die Hersteller nicht. Gleichermaßen gilt das für die lokale Wasserstofferzeugung, die mit PV-Strom vom eigenen Dach betrieben werden könnte, um nachts das Blockheizkraftwerk zu betreiben.
    Wesentlich sinnvoller erscheint mir, die Massenfertigung von TEGs voranzutreiben, die ähnlich wie Photovoltaik-Zellen Strom aus Abwärme generieren. Rechnerisch könnten damit ca. 12 % der Gas- und Kohlekraftwerke abgeschaltet werden, da sich der elektrische Wirkungsgrad signifikant erhöht, wenn man die Abwärme elektrisch nutzt.
    V.Kinzig

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