Die leistungsstärkste Gezeitenturbine O2 des schottischen Cleantech-Unternehmens soll 2.000 Haushalte versorgen.
Das Cleantech-Startup Orbital Marine Power hat auf den Orkney-Inseln die weltweit leistungsstärkste Gezeitenturbine per Unterwasserkabel an das lokale Stromnetz angeschlossen. Momentan ist sie im „Fall of Warness“ verankert, soll künftig vor der Insel betrieben werden. Die Offshore-Anlage namens O2 liefert zwei Megawatt elektrische Energie und soll rund 2.000 Haushalte beliefern.
Die Entwicklung der Gezeitenturbine war eine Aufgabe für zwei Dekaden: Seit 2002 gibt es das schottische Cleantech-Unternehmen Orbital Marine Power Ltd. mittlerweile. Es ist auf die Gezeiten-Turbinentechnologie spezialisiert. Ziel der Ingenieure ist es, die Kosten für Energiegewinnung aus Gezeitenströmungen drastisch zu senken. Mit Büros in Orkney und Edinburgh beschäftigt Orbital 32 Mitarbeiter.
Die jetzt ans Stromnetz angeschlossene Gezeitenturbine O2 befindet sich zunächst im European Marine Energy Centre auf den Orkney-Inseln. Sie ist die erste Turbine von Orbital Marine Power, die wirklich kommerziell genutzt wird. „Unsere Vision ist“, so CEO Andrew Scott, „dass dieses Projekt der Auslöser für die Nutzung von Gezeitenstromressourcen auf der ganzen Welt ist, um eine Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels zu spielen und gleichzeitig einen neuen, kohlenstoffarmen Industriesektor zu schaffen.“
Neben der Versorgung von Haushalten soll die Gezeitenturbine O2 noch einen weiteren Auftrag erfüllen: Sie soll einen Elektrolyseur von EMEC, der an Land aufgestellt ist, für die Erzeugung von grünem Wasserstoff mit Energie beliefern.
Orbital Marine Power: O2 im Video
Die O2-Turbine hat eine 74 Meter lange Rumpfstruktur mit zwei 1-Megawatt-Stromerzeugungsgondeln am Ende von einziehbaren Beinstrukturen, die einen kostengünstigen Zugang zu allen wichtigen Komponenten für die Wartung über die gesamte Lebensdauer ermöglichen. Mit ihren zehn Meter langen Flügeln verfügt die O2 über eine überstrichene Fläche von mehr als 600 Quadratmetern, um die Energie der Gezeiten einzufangen.
Die schwimmende Struktur wird mit einem Vier-Punkt-Verankerungssystem an Ort und Stelle gehalten. Der Strom wird von der Turbine über ein dynamisches Kabel auf den Meeresboden und über ein statisches Kabel entlang des Meeresbodens an das örtliche Stromnetz an Land übertragen.
Finanzierung der Gezeitenturbine
Der Bau der O2-Turbine wurde von öffentlichen Kreditgebern über die Investitionsplattform Abundance Investment ermöglicht, und von der schottischen Regierung durch den Saltire Tidal Energy Challenge Fund mit 3,4 Millionen Pfund seit mittlerweile zehn Jahren unterstützt. Das O2-Projekt wurde mit Mitteln aus dem Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020 der Europäischen Union im Rahmen des FloTEC-Projekts und aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung im Rahmen des Interreg North West Europe-Programms im Rahmen des ITEG-Projekts unterstützt.
Die Inbetriebnahme der O2 von Orbital Marine Power, der leistungsstärksten Gezeitenturbine der Welt, ist ein stolzer Moment für Schottland und ein bedeutender Meilenstein auf unserem Weg zur Netto-Nullenergie. Ich gratuliere Orbital Marine, dem Europäischen Meeresenergiezentrum und allen, die diese Leistung möglich gemacht haben.
Michael Matheson, Schottischer Netto-Null- und Energie-Minister
Orbital Marine Power will nun die Kommerzialisierung der Technologie durch den Einsatz von Multi-Megawatt-Anlagen vorantreiben. Die Kosten für die Anlagen müssen aber noch deutlich sinken. Es wäre für die Energiewende in Europa und anderen Teilen der Welt ein wichtiger Schritt, um mehr saubere Energie produzieren zu können.
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Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.