Organic Garden gewinnt prominenten Mitstreiter für innerstädtische Indoor-Farmen
Der Sternekoch Holger Stromberg wird Chief Culinary Officer bei der Organic Garden AG.
Das Ingolstädter Cleantech-Unternehmen Organic Garden will stadtnahe Indoor-Farmen aufbauen, in der u.a. Algen, Fische, Pilze und Früchte für die städtische Versorgung gezüchtet werden sollen. Sozusagen ein eigenes Quartier für frische Lebensmittel inklusive Markthalle. Eine solche Hightech-Farm soll die Ernährung von 100.000 Menschen sicherstellen und damit den ErnährungsOrganic markt vollständig umkrempeln. Jetzt hat Organic Garden den ehemaligen DFB-Koch Holger Stromberg als prominenten Mitstreiter gewonnen.
Wird das Konzept von Organic Garden in vielen Städten etwa in Deutschland Realität, dürften die Widerstände gewaltig werden: Bei Supermärkten und Lebensmittelgiganten dürfte das Vorhaben der Ingolstädter nicht besonders gut ankommen. Schaffen die Gründer das Umkrempeln des Ernährungsmarktes, drohen den bisherigen Marktteilnehmern deutliche Umsatzeinbußen.
Holger Stromberg jedenfalls steigt persönlich als Chief Culinary Officer in den Ring, um die aufregenden Pläne von Organic Garden durchzuboxen. Das Unternehmen plant, durch die Vernetzung von Lebensmitteln, Bodenkultur und Energie, deutschlandweit Bio-Produkte mit Rücksicht auf die Natur herzustellen und diese online, in der Großverpflegung und in eigenen Läden zu vertreiben.
Dabei setzt Organic Garden entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Ernährung auf zusammenhängende Kreisläufe, die Ressourcen schonen und Restprodukte optimal einbeziehen. Die Energie für Treibhäuser sowie Fisch- und Algenzucht von Organic Garden soll beispielsweise CO2-neutral in einem Bio-Holzkraftwerk erzeugt werden, das mit Abfällen der nachhaltigen Forstwirtschaft bewirtschaftet wird.
„Schon in den letzten Jahren meiner Tätigkeit für den DFB haben mich die Themen Klima, Wachstum der Erdbevölkerung, seelen- und energielose Produktvielfalt im Überfluss, dafür Foodwaste und Plastik ohne Ende immer mehr umgetrieben“, sagt Stromberg.
Hinter der Organic Garden AG verbirgt sich ein Konzept, das die Entwicklung eines wahrlich innovativen Kreislaufkonzepts vorsieht. Dazu sollen Lebensmittel, Boden und Energie mit bestmöglicher Digitalisierung kombiniert werden – um ganz im Sinne der Bekämpfung der Klimakrise lange Transportwege, fossile Brennstoffe, Massentierhaltung und Monokulturen überflüssig zu machen.
Initiiert wurde Organic Garden 2019 von Martin Seitle. Der Finanzexperte hatte davor zahlreiche Gründungen begleitet, und sah die Chance, nachhaltiger Lebensmittelproduktion und gleichzeitig das Potenzial smarter Technologien. Im unter seiner Führung entwickelten Konzept werden traditionelle und entsprechend „geerdete“ Unternehmensaktivitäten, die seit Jahrhunderten in der Bioökonomie beheimatet sind – Gemüse- und Kräuteranbau, Kompostherstellung und Energie aus nachwachsenden Rohstoffen –, zusammengeführt.
Parallel dazu wird das neben den Hauptprodukten anfallende Rest- und Abfallaufkommen an einem gemeinsamen Standort nutzbar gemacht. Gemäß dem Gedanken „Jeder hat etwas, was der Nachbar braucht. Und jeder braucht etwas, was der Nachbar hat“ liefert Organic Garden in einer effizienten, CO2-neutralen Kreislaufwirtschaft ökologisch produzierte, hochwertige Lebensmittel, deren Weiterverarbeitung und Vertrieb bis hin zum fertigen Gericht aus einer Hand.
Im Ergebnis werden Gemüse, Früchte, Kräuter, Pilze, Algen und Fisch nebeneinander aufgezogen, ohne dabei unnötige Energie zu verschwenden.
Ende 2020 kam der Technologie-Experte Martin Wild als CEO an Bord. Er hatte in den frühen 2000er Jahren den Onlineversender Home of Hardware (hoh.de) gegründet und zu einem der erfolgreichsten Elektronik-Shops Deutschlands gemacht. Im Anschluss baute er den ersten Onlineshop von MediaMarktSaturn auf.
Der Posten des Chief Innovation Officers der Unternehmensgruppe folgte – mit dem Fokus, disruptive Entwicklungen zu erkennen und die entsprechenden Chancen aufzugreifen. Eine solche Disruption siehtMartin Wild heute auch in der Ernährungswirtschaft: „Die Versorgung der Welt mit nachhaltig produzierten Lebensmitteln zu gewährleisten und dabei unseren Planeten zu erhalten, ist eines der großen Themen unserer Zeit. Das geht uns alle an. Bei Organic Garden setzen wir digitale Technologien ein, um ökologisch erzeugte, gesunde Lebensmittel in bester Qualität herzustellen und diese mit intelligenten Geschäftsmodellen zu kombinieren, sodass alle Beteiligten profitieren.“
Was noch fehlte, war eine Stimme aus der Welt der Lebensmittel, die über den Tellerrand hinausblicken kann, die den Markt kennt, die um die Macht und Kraft von Ernährung weiß und die ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit besitzt. Durch Zufall kreuzten sich 2019 erstmals die Wege von COO Martin Seitle und Holger Stromberg. Schnell war klar, dass beide Seiten denselben Wertekompass und dasselbe Ziel verfolgen, bei der Gestaltung der Ernährung der Zukunft einen Weg einzuschlagen, der lokale (Bio-)Landwirte, Produzenten, Kommunen und Konsumenten langfristig zu Partnern und zu den Gestaltern einer neuen Zukunft macht.
Damit war der erste Stein ins Rollen gebracht. In den letzten Monaten wurde der gemeinsame Weg mit allen Details gesteckt, die Rolle von Holger Stromberg als CCO und die Integration seines Unternehmens in die Organic Garden AG wurden erarbeitet und im Dezember 2020 von beiden Seiten unterschrieben.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.
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