Am Cleantech-Startup aus Michigan sind u.a. Bill Gates und BMW beteiligt – Reichweitenrekord bei Straßentest in Michigan.
Das amerikanische Cleantech-Startup Our Next Energy (ONE) hat seine eigene Batterietechnologie mit identischen Ausmaßen in ein Tesla Model S integriert – und damit eine Reichweite von 1.200 Kilometern erzielt. Das Unternehmen aus Michigan hat prominente Unterstützer: Oktober waren Bill Gates mit seinem Fonds Breakthrough Energy Ventures und der Autobauer BMW mit iVentures an einer 25-Millionen-Dollar-Finanzierungsrunde beteiligt.
Weitere Investoren der Finanzierungsrunde „Series A“ waren auch Assembly Ventures aus Detroit und Volta Energy Technologies aus Chicago sowie der in Singapur ansässige Elektronikhersteller Flex Ltd. Eine Partnerschaft gibt es mit den Argonne National Laboratories.
Our Next Energy oder kurz ONE – die Firmierung erinnert an das Warren Buffet-Unternehmen BYD (Build Your Dreams) – will eine „duale“ Batterie auf den Markt bringen, die ein strukturelles Zelle-zu-Pack-Design mit Kobalt- und Nickel-freien Kathoden mit einem zweiten, hochenergetischen Pack kombiniert, das das erste System wieder aufladen kann. So soll die Reichweite eines Fahrzeugs auf bis zu 1.200 Kilometer verdoppelt werden.
Auf Batteriepacks, die als Teil des Fahrzeugbodens genutzt werden, setzen u.a. auch Tesla und General Motors in ihren künftigen Elektroautos.
Der Reichweitentest, den Our Next Energy durchführte, fand Ende Dezember statt und führte den Fahrer quer durch den US-Bundesstaat Michigan. Die Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei 88 km/h. Die Ergebnisse – 1.200 Kilometer Reichweite sind eine deutliche Verbesserung gegenüber dem aktuellen Model S – wurden im Anschluss auf einem Fahrzeugprüfstand validiert. Hier erreichte das Fahrzeug bei 88 km/h im Schnitt sogar eine Reichweite von 1.420 Kilometern.
Experimentelle Batterie von Our Next Energy
Zur Einordnung muss gesagt werden: Eine „experimentelle Batterie“ wie sie im Model S genutzt wurde, kann leichter auf maximale Reichweite getrimmt werden als eine Batterie, die in Serienfertigung hergestellt wird. „Wir wollen die Verbreitung von Elektrofahrzeugen beschleunigen, indem wir die Reichweitenangst beseitigen, die die meisten Verbraucher heute noch zurückhält“, sagte Mujeeb Ijaz, Gründer und CEO von ONE.
Und Ijaz weiß, wovon er spricht – er ist ein Batterie-Ingenieur, 30 Jahre Erfahrung bei Apple, A123 Systems oder Ford mitbringt: „Wir konzentrieren uns jetzt darauf, diese Proof-of-Concept-Batterie zu einem neuen Produkt namens Gemini weiterzuentwickeln, das Langstreckenfahrten mit einer einzigen Ladung ermöglicht und gleichzeitig die Kosten und die Sicherheit unter Verwendung nachhaltiger Materialien verbessert.“
Heute können kaltes Wetter, bergiges Gelände oder das Zielen von Anhängern zu einem Verlust von 35 Prozent Reichweite führen. Die Batterie „ONE Gemini“ soll das in Zukunft ändern. Die Behauptung des Managers: Die Batterie „verdoppelt die verfügbare Energie an Bord bei gleichem Bauraum.“
Wie genau das künftige Produkt dies leisten soll, gibt Our Next Energy bislang aber nicht bekannt. Daher ist erstmal Skepsis geboten, ob aus den Marketingaussagen auch real verifizierbare Produkte werden. Bekannt ist: Das erste Produkt namens Aries, eine Lithium-Eisenphosphat-Batterie für den Alltagsverkehr, soll ab Ende 2022 produziert werden, der Prototyp der Gemini-Batterie für die Langstrecken-Bedürfnisse dann in 2023 vorgestellt werden.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.