Ex-Manager von Tesla und Northvolt wollen der Lithium-Ionen-Batterie Konkurrenz machen.
Bislang dominieren die Lithium-Ionen-Batterien den Markt für Energiespeicher in Elektroautos oder im stationären Bereich als Heimspeicher oder für die Stabilisierung der Stromnetze. Peak Energy aus San Francisco ist ein ganz junges Cleantech-Unternehmen, dass diese Dominanz brechen will. Ex-Tesla-Manager und andere Veteranen der Energiebranche setzen auf die Natrium-Ionen-Batterien – auf besondere Weise.
Das Vorhaben von Peak Energy ist klar: Die Kosten für Energiespeicherung bei der Erzeugung von Wind- und Solarenergie um die Hälfte reduzieren. Dazu soll speziell die Abhängigkeit von China als Rohstofflieferant und die allgemeine Abhängigkeit von Lithium, das bislang in China aufbereitet werden muss, entgegengewirkt werden.
Seine Natrium-Ionen-Batterie will Peak Energy im Jahr 2025 einführen – und im Jahr darauf in einer gigantischen Produktionsanlage herstellen. Hierzu wird aber auf Partnerschaften mit etablierten Herstellern gesucht. Bis 2030 will Peak „zweistellige Gigawatt“-Mengen an Batteriezellen für eigene Batteriesysteme und für andere Anwendungen herstellen.
Das ist keine kleine Aufgabe. Es kostet zwischen 50 und 100 Millionen US-Dollar pro Gigawatt, eine Batteriefabrik zu bauen, und eine 30-Gigawatt-Fabrik würde zwischen 2.000 und 3.000 Mitarbeiter beschäftigen und eine sehr große Fläche beanspruchen. Und jede Menge Geld kosten.
„Natrium-Ionen sind der Schlüssel zur Erschließung des Potenzials erneuerbarer Energien und werden es den Stromversorgern endlich ermöglichen, das Netz vollständig zu dekarbonisieren“, behauptet Mitgründer Landon Mossburg in verschiedenen Interviews. Mossburg hat Erfahrungen bei Tesla und Northvolt gesammelt, die er nun bei Peak Energy einbringen will.
TDK Ventures und Ecplise investieren: Seed-Runde
Der amerikanische Markt für netzdienliche Speichersysteme hat heute bereits ein Volumen von 40 Milliarden US-Dollar. Der Inflation Reduction Act von US-Präsident Joe Biden lockt Cleantech-Startups und Investoren an. So beteiligte sich der Investor TDK Ventures genauso an der Seed-Finanzierung in Höhe von 10 Millionen Euro wie der Venture Capitalist und Company Builder Eclipse.
Die United States Energy Information Administration hat prognostiziert, dass die Speicherkapazität von Batterien von 9 Gigawatt im Jahr 2022 auf 49 Gigawatt im Jahr 2030 und dann auf 247 Gigawatt im Jahr 2050 ansteigen wird. Das zeigt das Marktpotenzial der Technologie von Peak.
„Die Gründer von Peak haben eine kostengünstige und sichere Lösung identifiziert, die eine schnelle Umsetzung und nachhaltiges Wachstum für die Innovation von Natrium-Ionen-Batterien ermöglicht“, sagte Anil Achyuta, Managing Director bei TDK Ventures. „Peak Energy hat die Chance, diesen Markt zu dominieren, und wir freuen uns darauf, mit dem gesamten Team zusammenzuarbeiten, um den Zugang zu erschwinglichen und sauberen Speicherlösungen zu beschleunigen und auszuweiten.“
Peak Energy Team: Ex-Manager von Tesla oder Northvolt
Greg Reichow, ebenfalls Tesla-Manager in früheren Zeiten, ist von der kapitalgebenden Seite bei Eclipse zurück ins operative Management gewechselt, fungiert als nicht-exekutiver Direktor bei Peak. Der zweite Mitgründer des Cleantech-Unternehmens ist Cameron Dales, der beim Batteriehersteller Enovix aktiv war.
Der Chief Commercial Officer Dales erklärte gegenüber CNBC, man sehe Peak Energy nicht als klassisches Startup, das 10 Jahre im Labor verbringt, um dann eine neue Technologie auf den Markt zu bringen. „Bei uns ist es genau umgekehrt“, so der Peak Energy-Manager. So liegt der Fokus von Peak Energy nicht in der Grundlagenforschung, sondern in der schnellen Skalierung.
„Die Schwierigkeit, die Produktion zu skalieren, ist einer der Gründe, warum wir so viele Ankündigungen zu „Durchbrüchen bei Batterien“ sehen, aber sehr, sehr wenige Unternehmen, die tatsächlich den Markt erreichen“, so Landon Mossburg.
Mossburg bringt die Erfahrung des Investoren-Überzeugens von Northvolt mit. Bis heute haben die Schweden mehr als 9 Milliarden US-Dollar (Kombination aus Schulden und Eigenkapital) eingeworben – und Mossburg war unmittelbar daran beteiligt.
Vorteile von Natrium gegenüber Lithium
Grundsätzlich können Natrium-Ionen-Batterien auf ähnliche Weise hergestellt werden wie die etablierten Lithium-Ionen-Batterien. Dabei ist deren Leistung deutlich überlegen, während der Output vergleichbar ist. Die Vorteile von Natrium gegenüber Lithium sind aber deutlich: Natrium gilt als sicherer und weltweit besser verfügbar.
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„Ein viel wichtigerer Faktor ist der Preis pro gespeicherter Energieeinheit, und hier glauben wir, dass Natrium-Ionen in Zukunft gegenüber Lithium-Ionen einen großen Vorteil haben werden“, sagte Reichow gegenüber Medien.
Halbe Kosten im Vergleich zu Tesla Megapack?
Peak Energy wird individuelle Batteriezellen herstellen, die etwa die Größe eines Laibs Brot haben, sagt Dales. Diese Brotlaib-Batteriezellen werden dann verkabelt, um Module herzustellen, die etwa so groß wie ein Aktenschrank sind. Diese Aktenschränke werden dann zu einer Batterie in der Größe eines Sattelschleppers zusammengesetzt und in 50 bis 100 Stück in der Nähe eines Solar- oder Windparks eingesetzt.
Hundert Blöcke können laut Mossburg CNBC zufolge 62.500 Haushalte für vier Stunden mit Strom versorgen.
Es ist noch zu früh für Peak Energy, sich auf einen bestimmten Preis für seine Batteriesysteme festzulegen, aber ein Tesla Megapack-Batteriesystem kostet etwa 1,3 Millionen US-Dollar ohne Installation. Mossburg glaubt, dass Peak Energy mit seinem System ungefähr die Hälfte dieser Kosten erreichen kann.
Einschätzung von Martin Jendrischik, Cleanthinking.de:
Peak Energy startet ein sinnvolles Unterfangen: Die Natrium-Ionen-Batterie ist die nächste, logische Stufe für Heimspeicher und stationäre Batteriespeicher. Insbesondere in den USA wird heimische Produktion mit heimischen Rohstoffen sehr stark gefördert – ideale Voraussetzung für Peak, jetzt durchzustarten.
Ganz genau klar ist noch nicht, wie sie die Skalierung so rasch hinbekommen wollen. Dass die Ex-Manager von Tesla oder Northvolt über die notwendige Erfahrung verfügen, ist aber offensichtlich. Sowohl über die Erfahrung, Produktion großskalig zu organisieren, als auch die Erfahrung, Venture Capital in hohem Milliarden-Bereich einzusammeln. Das Team aus San Francisco zu verfolgen, wird sehr spannend werden.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.