Plastikmüll-Recycling: v im Trend – und heute bei DHDL
Material Econyl des Cleantech-Unternehmens Aquafil inspiriert Startups zu unterschiedlichen Designs für Bikinis, Badeanzüge und Badehosen.
Econyl ist ein Material, bei dem Abfall im Sinne der Kreislaufwirtschaft recycelt wird. Was früher Abfall war und beispielsweise in den Weltmeeren landete, ist mittlerweile zum Stoff für eine Vielzahl von Unternehmen geworden, die nachhaltige Bademode anbieten. Heute Abend stellt sich ein Wiener Startup einem Millionenpublikum in „Die Höhle der Löwen“ und hofft dort auf ein sechsstelliges Investment.
Econyl besteht aus Nylonabfällen wie beispielsweise Fischernetzen oder textilen Produktionsabfällen. Das Material ist eine Marke des Cleantech-Unternehmens Aquafil, das sich der Kreislaufwirtschaft verschrieben hat. Das Material ist derart begehrt, dass nicht nur Mode daraus entsteht, sondern beispielsweise auch „Eyewear“ von Global Playern wie Tommy Hilfiger.
Das Endlosgarn, das beliebig oft recycelt werden kann, hat die gleichen Eigenschaften wie Nylon. Einziger Nachteil ist, dass die Farbvielfalt wesentlich kleiner ist als beim künstlich erzeugten Nylon. Dafür ist das dreistufige Produktionsverfahren, das eben gerade nicht auf der Förderung von Erdöl basiert, wesentlich umweltfreundlicher: Bei der Produktion von 10.000 Tonnen des recycelten Nylons werden im Vergleich zur Produktion derselben Menge herkömmlichen Nylons 57 Tonnen CO2 eingespart.
Eines der bekanntesten Labels, die bei nachhaltiger Mode für die Badesaison auf recyceltes Plastik aus dem Ozean setzen, ist das Startup Lanasia, das von den zwei Beck-Schwestern gegründet wurde (auf dem Aufmacher-Bild). Für die Produktion der Bikinis, Badeanzüge und Badehosen wird die Nylonfaser aus recyceltem Material zu einem feinen Stoff weiterverarbeitet.
Allein das Frankfurter Bademode-Startup Inaska hat das Meer seit seiner Gründung um 1,7 Tonnen Plastikmüll befreit – zum Vergleich: Jedes Jahr gelangen 12,7 Millionen Tonnen Plastik ins Meer. Lebende Tiere begreifen das Mikroplastik als Nahrung und verenden letztlich daran. Auch deshalb ist das, was Bojan Slat mit seinem Cleantech-Startup The Ocean Cleanup auf die Beine stellt, so wertvoll: Er sorgt dafür, dass das Plastik wieder aus den Meeren entfernt wird.
Margaret and Hermione heute bei „Die Höhle der Löwen“
Ein ähnliches Konzept wie Lanasia verfolgt auch Margaret and Hermione, ein Wiener Startup, das sich auf Badeanzüge, Bikinis und Sporthosen spezialisiert hat. Der Stoff besteht selbstverständlich aus recyceltem Plastikmüll. Hinter Margaret and Hermione steckt die Modedesignerin Barbara Gölles, die das elastische Garn aus Italien bezieht. Gegründet hat dies das Unternehmen bereits 2015.
“Mein Anspruch ist es Swim- und Sportswear zu machen, in der wir uns wohlfühlen und gleichzeitig wissen, dass wir nachhaltige Stoffe bester Qualität tragen”, so Barbara Gölles. Der italienische Stoff wird doppellagig verarbeitet, dadurch soll die Bademode nicht nur besonders haltbar sein, sondern gleichzeitig auch einen besonderen „Shaping-Effekt“ bieten, sich also besonders gut an Haut und Körper anpassen.
Den Vertrieb organisiert die Modedesignerin über einen Online-Shop – und vertreibt die nachhaltige Bademode auch über Boutiquen im deutschsprachigen Raum. Die Preise für Nachhaltigkeit sind relativ hoch – ein Badeanzug kostet über 220 Euro, eine Sporthose ca. 90 Euro. Ob es Barabara Gölles mit Margaret and Hermione in der Höhle der Löwen heute Abend gelingt, ein Investment von 120.000 Euro für 25 Prozent der Firmenanteile zu bekommen?
Häufig wird Econyl oder eine vergleichbare Alternative mit einem anderen Material kombiniert, das ebenfalls Vorteile im Hinblick auf Effizienz versprocht. Der Strech-Stoff Xtra Life Lycra, der beispielsweise in Bikinis von Woodlike Ocean eingesetzt wird, soll 10-mal langlebiger sein als herkömmliche Alternativen.
Natürlich ist es ein guter Trend, dass sich nachhaltige Bademode nicht nur vieler Anbieter erfreut, sondern auch kommerziell erfolgreich ist. Besser wäre natürlich, wenn das Plastik gar nicht erst im Müll landen würde. Aber das hat der Mensch in den letzten 50 Jahren zu verantworten. Und so ist es zumindest ein guter Trend, wenn daraus Materialien wie Econyl entstehen, die beispielsweise nachhaltige Bademode zum sexy Sommertrend machen.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.