Plenty Richmond Farm: Wo Erdbeeren vertikal wachsen – Inspiration für Deutschland?

In der Plenty Richmond Farm sollen pro Jahr 1,8 Millionen Kilogramm Erdbeeren geerntet werden.

In Richmond, Virginia, schreibt die Landwirtschaft Geschichte. Die weltweit erste vertikale Indoor-Farm, die Beeren in großem Maßstab produziert, hat ihre Türen geöffnet: Plenty Richmond Farm. Hinter diesem ambitionierten Projekt steht ein internationales Team von Wissenschaftlern, die in dieser neuen Form der Landwirtschaft eine Antwort auf die wachsende globale Nahrungsmittelnachfrage sehen.

Die „Plenty Richmond Farm“ ist ein beeindruckendes Beispiel für Innovation. Auf einer Fläche von weniger als einem halben Hektar, verteilt auf 30 Meter hohe Türme, sollen jährlich über 1,8 Millionen Kilogramm Erdbeeren geerntet werden. Diese enorme Produktion wird durch eine streng kontrollierte Umgebung ermöglicht, die Temperatur, Licht und Luftfeuchtigkeit optimal regelt und sogar die Bestäubung effizienter als Bienen gestaltet. Das Ergebnis: gleichmäßigere Früchte und weniger Abfall.

Bisher beschränkte sich der kommerzielle vertikale Pflanzenanbau hauptsächlich auf Salate. Doch dieser technologische Durchbruch erweitert das Spektrum dessen, was in die Höhe wachsen kann. Die ersten Erdbeeren aus dieser Farm, von der weltweit bekannten Marke Driscoll’s, werden voraussichtlich Anfang 2025 in den Supermärkten erhältlich sein.

Wissenschaftliche Zusammenarbeit für eine nachhaltige Zukunft

Die Eröffnung dieser Farm durch Plenty ist das Ergebnis jahrelanger Forschung, an der ein globales Team von renommierten Institutionen wie der University of Queensland, der Macquarie University und der Wageningen University beteiligt war.

„Vertikale Farmen bieten konstante Erträge und gleichbleibende Qualität, verbrauchen aber enorm viel Energie für Licht und Luftzirkulation“, erklärt Professor Paul Gauthier von der University of Queensland. „Indem wir eine dynamischere Umgebung schaffen, die Licht und Sensoren im Einklang mit den Zyklen der Photosynthese ein- und ausschaltet, können wir günstigere Energie zu Schwachlastzeiten nutzen und trotzdem die Vorteile des vertikalen Anbaus maximieren.“

Die Richmond Farm benötigt 97% weniger Land und bis zu 90% weniger Wasser als herkömmliche Landwirtschaft. Pestizide sind überflüssig und die kontrollierte Umgebung sowie die kürzere Lieferkette reduzieren das Risiko von Pflanzenkrankheiten.

Ein Vorbild für Deutschland?

Die Erfolge in Richmond werfen die Frage auf: Könnte vertikale Landwirtschaft auch in Deutschland eine größere Rolle spielen? Erste Projekte, wie die vertikale Farm von Infarm in Berlin oder das städtische Landwirtschaftsprojekt „Vertical Farming Campus“ in München, zeigen das Potenzial dieser Technologie. Gerade in dicht besiedelten Gebieten, wo landwirtschaftliche Flächen knapp sind, könnte der vertikale Anbau eine nachhaltige Lösung für die lokale Lebensmittelproduktion bieten.

Ein Blick in die Zukunft der Landwirtschaft

„Ich wünsche mir, dass der geschützte Anbau oder die kontrollierte Umgebungslandwirtschaft als eigenständige Disziplin der Pflanzenwissenschaften anerkannt wird“, sagt Gauthier. „Wenn wir die Nahrungsmittelproduktion bis 2050 um bis zu 70 Prozent steigern wollen, müssen wir die Dinge anders betrachten. Genau das ermöglicht uns der vertikale Anbau – diese Möglichkeit hatten wir vorher nicht.“

Die Plenty Richmond Farm ist ein Beweis dafür, dass vertikaler Anbau die nötige Vielfalt, Skalierbarkeit und lokale Produktion liefern kann, um das globale Ernährungssystem zukunftssicher zu machen. Es ist ein inspirierender Schritt in eine nachhaltigere und effizientere Landwirtschaft, der auch in Deutschland neue Impulse setzen könnte.

vgreens überzeugt auch Vizekanzler Habeck

In Deutschland gibt es übrigens eine ganz ähnliche vertikale Farm für die Erdbeer-Produktion: vgreens hatte am 17. September 2024 sogar Vize-Kanzler Dr. Robert Habeck für eine Kostprobe zu Gast.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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