Würden wir von Cleanthinking es uns einfach machen, könnten wir die Beiträge über die Autokonzerne, die gerade Milliardeninvestitionen in Elektromobilität ankündigen, per Copy & Paste erstellen. Das ist natürlich reichlich übertrieben, aber ein bißchen so kommt man sich schon vor. Aktueller Kandidat ist eine Tochter der Volkswagen AG – ja, Porsche hat jetzt ebenfalls sein Budget für Investitionen in Elektroautos massiv aufgestockt. Sechs Milliarden will Porsche bis 2022 in den Elektroantrieb hinein buttern. Was genau Porsche plant, lesen Sie hier.
Elektroauto News / 6.2.2018. Porsche nennt seine Milliarden-Investitionen Zukunftspaket und will neben rein elektrischen Autos auch auf Plug-In-Hybride setzen. Damit investiert das Unternehmen doppelt so viel in das Porsche Elektroauto wie zunächst vorgesehen. Allerdings sollen natürlich auch die Modelle mit Verbrennungsmotor weiterentwickelt werden. Die Summe teilt sich je zur Hälfte auf Entwicklungskosten und Sachinvestitionen auf.
Im Zentrum bei Porsche: Mission E
Herzstück der Entwicklung ist Mission E: Der rein elektrisch betriebene Sportwagen Mission E wird mit einer Systemleistung von 600 PS von null auf 100 km/h deutlich weniger als 3,5 Sekunden benötigen; und er wird ohne Leistungsverlust wiederholt beschleunigen und bremsen können. Seine Reichweite beträgt 500 Kilometer im NEFZ. Die Ladedauer wird sehr kurz sein: Dank 800 Volt Systemspannung wird sie gut 15 Minuten für etwa 400 Kilometer betragen.
Von der zusätzlichen Summe von drei Milliarden Euro fließen etwa 500 Millionen Euro in die Entwicklung von Varianten und Derivaten des Mission E, gut eine Milliarde Euro in die Elektrifizierung und Hybridisierung der bestehenden Produktpalette, mehrere hundert Millionen in den Ausbau der Standorte sowie rund 700 Millionen Euro in neue Technologien, Ladeinfrastruktur und Smart Mobility.
Porsche wird Teil von Ionity
Porsche vertritt gemeinsam mit Audi den Volkswagen-Konzern bei Ionity, einem Joint-Venture mit der BMW Group, Daimler AG und Ford Motor Company. Dessen Ziel ist die Errichtung und der Betrieb von rund 400 leistungsstarken Schnellladestationen entlang der europäischen Hauptverkehrsachsen bis 2020. Der Aufbau begann bereits 2017. Auch das Porsche-Händlernetz wird – ergänzend zu Ionity – flächendeckend mit Schnellladestationen ausgerüstet.
Im neuen Panamera ist die dritte Generation des Plug-in-Hybridantriebs von Porsche in zwei Varianten auf der Straße. Sie verfügt jeweils über eine rein elektrische Reichweite von bis zu 50 Kilometern. Der Panamera Turbo S E-Hybrid ist das Top-Modell der Baureihe – die Kombination einer besonderen Performance und toller Effizienz: Ein Vierliter-V8-Motor und ein Elektromotor erzeugen eine Systemleistung von 680 PS. Das Modell ist das sportlichste Fahrzeug im Luxussegment – nicht trotz, sondern wegen seines Hybridantriebs.
In Zuffenhausen werden derzeit eine neue Lackiererei und eine eigene Montage errichtet sowie eine Förderbrücke für den Transport der lackierten Karosserien und Antriebseinheiten in die Endmontage. Das bestehende Motorenwerk wird für die Herstellung der Elektroantriebe ausgebaut, der Karosseriebau wird erweitert. Dazu kommen Investitionen im Entwicklungszentrum Weissach. Durch das Projekt Mission E entstehen rund 1200 neue Arbeitsplätze.
Die Cleanthinking-Einschätzung
Es ist eine ausgesprochen spannende Zeit für uns: Mit solch rasantem Wachstum der Investitionen in Elektromobilität war lange Zeit nicht zu rechnen. Die deutschen Autobauer kamen über Projektstudien lange nicht hinaus. Der Wind hat sich gedreht – Elektromobilität wird salonfähig und sich in vielen Bereichen durchsetzen. Das ist gut so, aber es bleibt wichtig zu betonen, dass auch die Brennstoffzelle und synthetische Kraftstoffe ihre Daseinsberechtigung haben werden. Ziel muss es sein, den Mobilitätssektor wirklich grüner und sauberer zu machen – das funktioniert nur im Zusammenspiel aller Technologien. Davon sind wir überzeugt.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.