Im Norden des nordwestafrikanischen Landes Mauretanien will CWP Global 40 Milliarden US-Dollar in ein Wind- und Solar-Hybridkraftwerk sowie Wasserstoff-Elektrolyse investieren.
Die DESERTEC-Idee lebt: Im afrikanischen Mauretanien will der osteuropäische Projektentwickler CWP Global eines oder das größte Power-to-X-Projekt der Welt auf die Beine stellen. Eine entsprechende Absichtserklärung haben CWP Global aus Serbien und die Regierung des Landes aus dem Nordwesten Afrikas geschlossen. Das hybride Wind- und Solar-Kraftwerk AMAN soll im Norden von Mauretanien in der Wüste entstehen und bis zu 40 Milliarden US-Dollar kosten.
CWP Global ist ein Projektentwickler in Osteuropa sowie in Australien, der genau auf solche Giga-Projekte spezialisiert ist. Neben AMAN in Mauretanien zählt das Cleantech-Unternehmen auch zum Entwickler Asian Renewable Energy Hubs, einem 26-Gigawatt-Projekt in Australien. Mit der Absichtserklärung beginnen nun die Entwicklungsarbeiten für das AMAN-Projekt, das die erneuerbaren Energien nutzen soll, um grünen Wasserstoff und dessen Derivate wie Ammoniak oder Methanol den globalen Exportmärkten zur Verfügung zu stellen.
AMAN soll laut CWP Global im Norden des Landes auf einer Wüstenfläche von 8.500 Quadratkilometern entstehen und die Größenordnung von 30 Gigawatt erreichen. Mauretanien, eines der ärmsten Länder der Welt mit Anschluss an die Westküste Afrikas, ist in weiten Teilen aufgrund des heißen Klimas und mangelnder Vegetation beinahe nicht besiedelt. CWP Global hat das Land trotz mancher Schwierigkeiten als einen der besten Standorte auf dem Planeten für die Produktion von kostengünstigem, grünem Wasserstoff identifiziert.
Eine Herausforderung wird bei der Infrastruktur des Landes deutlich: Nur ein Drittel der Straßen ist asphaltiert, die einzige Zugstrecke dient als Transportweg für ultralange Züge, die voll beladen Eisenerz zur Hafenstadt transportieren. Viel Sand und starker Wind sorgen dafür, dass die Gleise immer wieder unbefahrbar werden – und freigeschaufelt werden müssen. Außerdem ist der Verschleiß der Lokomotiven enorm.
Die Strecke in die Hafenstadt Nouadhibou könnte auch für den Wasserstoff-Transport genutzt werden, denn der Eisenerz-Abbau ist ebenfalls in der nördlichen Region Tiris Zemmour angesiedelt. Allerdings: Für die Wasserstoff-Produktion braucht es große Mengen Wasser, und Elektrolyseure dürften durchaus empfindlich auf zu viel Sand reagieren – womöglich ist auch angedacht, den Strom über Leitungen in die Nähe der Hafenstadt zu transportieren, und dort erst Wasserstoff zu erzeugen.
Der grüne Wasserstoff aus Mauretanien soll insbesondere bei der Dekarbonisierung der Energieerzeugung, der Landwirtschaft und der Stahlproduktion eingesetzt werden. Mit der Absichtserklärung hat die mauretanische Regierung sich verpflichtet, den Entwicklungs- und Genehmigungsprozess für das Projekt zu beschleunigen. Jetzt beginnt auch die Suche nach Investoren.
Wir freuen uns über das Vertrauen und die Unterstützung der mauretanischen Regierung für die Entwicklung dieses ehrgeizigen Projekts, das einen stabilen Exportzweig schaffen und Tausende von neuen Arbeitsplätzen in den Bereichen Bau, lokale Fertigung, Betrieb und Exportförderung generieren wird. Das Projekt wird einen transformativen Effekt auf die mauretanische Wirtschaft haben, indem es Exporte in Milliardenhöhe generiert und der Bevölkerung und Wirtschaft Zugang zu preiswertem Strom und Wasser für die Bevölkerung und die Wirtschaft. Projekte wie AMAN sind immens wichtig, um die drängendsten Herausforderungen der Welt – nachhaltige Entwicklung und Eindämmung des Klimawandels – anzugehen, und wir sind sehr stolz darauf, die Regierung Mauretaniens als unseren Partner bei diesem monumentalen Vorhaben zu haben.
Mark Crandall, CEO von CWP Global
Die Regierung Mauretaniens verspricht von der Ausbeutung der „Erneuerbaren“-Ressourcen des eigenen Landes Verbesserungen für die Bevölkerung – bis 2030 sollen dort sechs Millionen Menschen leben. Heute sind es ungefähr eine Million weniger. Lange Zeit hatten die Menschen kaum Zugang zu Bildung und Arbeit. Das verbessert sich in winzigen Schritten – auch seitdem der aktuelle Machthaber sich zunehmend von seinem Vorgänger distanziert.
In der Vergangenheit hat CWP Global nach eigenen Angaben von der Webseite Erneuerbaren-Projekte mit einem Volumen von drei Milliarden US-Dollar realisiert. Mit der Gesellschaft CWP Europe wird in Südosteuropa investiert – mit einer Pipeline von 1,4 Gigawatt. CWP Renewables wiederum ist ein Joint Venture zwischen CWP und der Partners Group mit Blick auf Projekte in Australien.
Die Dimensionen des AMAN-Projektes sind gigantisch und für Menschen kaum vorstellbar. Wie groß die Herausforderung der Ökologischen Transformation insgesamt ist, zeigt, dass es alleine 80 AMAN-Projekte bräuchte, um die globale Stahlproduktion sauber zu machen. Ab einem CO2-Preis von 70 Dollar pro Tonne rechnen sich entsprechende Projekte für Investoren. Die Langstrecken-Schifffahrt kommt mit 50 Großprojekten aus – wächst der Zweig so rasant wie angenommen, werden aber 70 Großprojekte benötigt. Die dekarbonisierte Düngemittel-Herstellung für die Landwirtschaft macht weitere 15 AMAN-Projekte erforderlich.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.