Premium-Elektroauto: Faraday Future will Tesla’s Model S Konkurrenz machen
Die Nachricht, dass ein bislang selbst in Fachkreisen vollkommen unbekanntes Cleantech-Startup aus Kalifornien eine Milliarde investieren möchte, um eine Elektroauto-Fabrik zu bauen und bereits 2017 erste Elektroautos auf den Markt bringen zu wollen, kam am 5. November via The Wall Street Journal an die Öffentlichkeit. Seitdem fragt sich das Internet, das sich mit Tesla, Apple und Co. auseinandersetzt: Wer steckt hinter diesem geheimnisvollen Startup? Wer sind die Investoren? Kooperiert Faraday Future womöglich mit Apple beim Bau von Elektroautos?
Elektroauto News / 9. November 2015. Klar ist vor allem eines: Es ist eine Reihe ehemaliger Manager von Tesla Motors, die sich nun anschicken, ebenfalls Premium-Elektroautos auf den Markt zu bringen. So beispielsweise Senior Vice President Nick Sampson, laut eigenen Angaben zuvor Director of Vehicle & Chassis Engineering bei Tesla Motors. Oder Dag Reckhorn, Alan Cherry und Tom Wessner – alle heute im Status „Vice President“ bei Faraday Future und zuvor bei Tesla Motors als Directer oder Senior Director beschäftigt. Weitere Informationen dazu hat auch Forbes bereits im Juli veröffentlicht.
Weiterhin ist klar, dass Faraday Future erstmals im Juli 2015 im Internet bemerkt wurde. Das erste Elektroauto soll Konkurrenz sein für das Tesla Model S – also im gehobenen Segment zu finden sein. Die Partner des Unternehmens werden dagegen noch geheim gehalten. Es soll sich um mehrere Investoren handeln – was natürlich Anlass für Gerüchte und Spekulationen gibt.
Unklar ist hingegen, wer die oberste Führungsriege des Elektroauto-Unternehmens ist. So bleibt im Unklaren, wer CEO der Firma ist und woher das Kapital von einer Milliarde Euro eigentlich stammt. Steckt ein Milliardär aus China dahinter, wie Bloomberg vermutet? Unwahrscheinlich: Chinesische Milliardäre investieren gewöhnlich in ihrem eigenen Land in Elektroauto-Fabriken. Was übrigens zu einem regelrechten Boom in China geworden ist. Den Elektroroller-Boom gibt es dort schon lang. Der Boom der Elektroautos beginnt gerade erst. Mit einer für Europa völlig undenkbaren Dynamik.
Steckt wirklich Apple hinter Faraday Future?
Bemerkenswert klar sind die Einschätzung zu Faraday Future beim deutschen Magazin engadget. Thaddeus Herrmann ist sich sicher: Nur Apple kann hinter Faraday Future stehen. Das angekündigte Apple Car soll zwar erst 2019 oder 2020 auf den Markt kommen. Allerdings würde Apple wohl kaum mit einem Unternehmen zusammenarbeiten, das bis dahin noch nicht bewiesen hat, Elektroautos bauen zu können. Würde also durchaus Sinn machen, dass Apple Faraday zunächst finanziert und das Unternehmen eine eigene Range an Elektroautos auf den Markt bringt. Im zweiten Schritt könnte dann das autonom fahrende Apple Car folgen. Bekannt ist die Ambition von Apple als „Project Titan“.
Als Indiz dafür führt er an, Tesla-CEO Elon Musk habe vor einiger Zeit davon gesprochen, Apple habe einige ehemalige Tesla-Manager übernommen. Sogar von einem „Tesla-Friedhof“ war die Rede. Dies seien allesamt Manager, die Tesla zuvor entlassen habe. Die Vermutung liegt nahe, dass die ehemaligen Tesla-Manager bei Faraday Future untergekommen sein könnten. Aber reicht das als Indiz? Die Gerüchteküche befeuert es zumindest – was für ein Startup wie Faraday Future natürlich nicht schlecht sein kann.
Als Faraday Future im Juli erstmals öffentlich erwähnt wurde, arbeiteten dort scheinbar 200 Menschen. Inzwischen ist die Zahl auf 400 gewachsen – bis Jahresende sollen es 500 sein. Darunter neben den ehemaligen Tesla-Mitarbeitern auch der Ex-Chef-Designer des BMW i8, ein Batterie-Experte vom Musk-Unternehmen SpaceX sowie ein früherer Designer von Ferrari. Aber auch von Facebook, Google, Ford, GM oder Volvo kommen Medienberichten zufolge Mitarbeiter. Das zeigt nur: Die Riege der Mitarbeiter wächst rasant und offensichtlich setzt das Startup auf Leute mit Erfahrungen genau in den Bereichen, die für das Bau seiner ersten Autos benötigt werden.
Elektroautos von Faraday Future
In seiner Pressemitteilung, in der Faraday Future (FF) verkündet, ein Zukunftsmobilität-Startup aufbauen und mehrere Standorte für eine Investition in einer Fabrik mit einem Volumen von einer Milliarde Dollar im Blick zu haben, verrät Faraday Future herzlich wenig über seine künftigen Premium-Elektroautos. Neben dem Bau von Elektroautos werde man sich auch auf Dienstleistungen konzentrieren. Heutige Autos würden heutigen Ansprüchen nicht genügen, so Vice President Sampson, und verspricht „nahtlose Konnektivität“ und mehrere Elektroautos. Wäre interessant zu erfahren, was Elon Musk von dieser Ausssage hält.
Ein interessantes Detail ist aber neben der Konkurrenz des ersten Autos von Faraday Future zum Tesla Model S doch bekannt geworden: Das 2017 auf den Markt kommende Elektroauto des Cleantech-Unternehmens soll 15 Prozent mehr Reichweite haben als das Tesla Model S mit seinem 85-kWh-Akku. Insgesamt sollen sogar sieben verschiedene Fahrzeuge in relativ kurzer Abfolge hintereinander auf den Markt kommen, wie Bloomberg herausgefunden hat.
Wie dem auch sei: „In den kommenden Wochen“ will Faraday Future bekanntgeben, wo die eine Milliarde teure Fabrik für Elektroautos in den USA entstehen soll. Wir dürfen gespannt sein…
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.