Warum das Cleantech-Unternehmen Radia das größte Frachtflugzeug der Welt baut
MIT-Spinoff Radia aus Colorado will sich durch den Flugzeugtransport von Rotorblättern einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.
Krempelt das Cleantech-Unternehmen Radia den Markt für abgelegene Onshore-Windturbinen um? Möglich ist es. Denn das MIT-Spinoff aus Colorado will ein gewaltiges Problem lösen: Den Transport von Rotorblättern, die so lang wie Fußballfelder sind. Denn bislang können die größten Windkraftanlagen der Welt nur auf dem Meer, nicht aber in der Wüste eingesetzt werden, weil der Straßentransport unmöglich ist. Radia hat nach sieben Jahren Arbeit im Verborgenen Ende März seine Lösung präsentiert: Das größte Frachtflugzeug der Welt namens WindRunner.
Radia ist kein Flugzeugbauer. Vielmehr ist das vom Raketenwissenschaftler Mark Lundstrom (Linkedin) gegründete Cleantech-Startup ein Energieunternehmen, das sich mit dem Flugzeugtransport der größten Rotorblätter der Welt einen Wettbewerbsvorteil erarbeiten will. „Wenn man die Rentabilität eines erneuerbaren Projekts deutlich steigern kann, wird mehr Geld in erneuerbare Energien fließen“, erklärt Lundstrom seine Philosophie.
Je größer eine Windkraftanlage ist, desto mehr Energie produziert sie – auf dem Meer kommen daher die Giganten der Windindustrie zum Einsatz, die sogar zunehmend schwimmen können, um nicht teuer im Meeresboden verankert werden zu müssen. Doch an Land sind andere Grenzen gesetzt: Ist der Straßentransport in die Wüste oder hoch auf einen Berg nicht möglich, muss das Energieprojekt kleiner dimensioniert werden. Die Wirtschaftlichkeit leidet.
Größere Windkraftanlagen können unter einem breiteren Spektrum an Bedingungen betrieben werden, was bedeutet, dass sie weniger Ausfallzeiten haben als ihre kleineren Gegenstücke. Viele Entwickler gingen davon aus, dass die größten Rotorblätter nur für Offshore-Windprojekte funktionieren. Doch Lundstrom will das mit seinem Flugzeug WindRunner ändern.
WindRunner: Größtes Frachtflugzeug der Welt
Wenn der WindRunner demnächst abhebt, wird es das größte Frachtflugzeug der Welt sein. Einziger Zweck: Transport riesiger Rotorblätter für Windkraftanlagen, die größer als 70 Meter sind. Die Lösung eines Logistikproblems, das die Energiewende deutlich beschleunigen könnte.
Hindernisse wie Autobahnunterführungen, Stromleitungen, Brücken oder Tunnel würden entfallen. Sie müssen oft aufwändig umfahren werden, was Routenplanungen verkompliziert. Bis zu 100 Meter Länge dürften künftige Rotorblätter vorweisen.
Radia will Barrieren überwinden
Radias riesiges Frachtflugzeug soll helfen, diese Barrieren zu überwinden. Die Maße sind beeindruckend: eine Länge von 108 Meter, eine Flügelspannweite von 80 Metern und eine Höhe von 24 Meter sind vorgesehen. Nach Angaben des Unternehmens verfügt das Flugzeug von Radia über ein Frachtraumvolumen – das Zwölffache eines Boeing 747-400F.
Um einen Vergleich anzustellen: Der Antonov An-225, ein sowjetisches Frachtflugzeug, das vor seiner Zerstörung im Jahr 2022 durch Russland eingesetzt wurde, hatte eine Länge von ungefähr 84 Metern und eine Flügelspannweite von 88 Metern. Das Flugzeug war auch in der Lage, übergroße Lasten wie Windkraftanlagenrotorblätter zu transportieren und ragte etwa 18 Meter in der Höhe.
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Radia erklärte, dass der WindRunner seine Operationen von regionalen Knotenpunkten aus durchführen wird. An diesen Knotenpunkten werden die Rotorblattturbinen entweder importiert oder hergestellt und dann direkt zu den Windparks geliefert. Die Landung der WindRunner erfolgt an den Standorten auf Landebahnen, die eine Länge von 1.800 Metern haben und halb vorbereitet sind, entweder mit Erde oder Kies. Dies würde es WindRunner ermöglichen, auf „fast jedem kommerziellen Flughafen der Welt“ zu landen, sagte Radia.
Hocheffiziente Windenergie als Ergebnis
„Das Ergebnis wird hocheffiziente Windenergie in enormem Ausmaß sein“, sagte Mark Lundstrom, CEO von Radia. „Aus betriebswirtschaftlicher Sicht bedeutet das, dass sich die interne Rendite der Onshore-Windenergiebranche verdoppeln wird und viel mehr Kapital für erneuerbare Energien angezogen wird.“
Laut Radia ist der geschätzte achtjährige Prozess zur Entwicklung, zum Bau und zur Zertifizierung des Mammut-WindRunner bereits mehr als zur Hälfte abgeschlossen. Vor der Vorstellung des größten Frachtflugzeugs der Welt arbeitete das Unternehmen sieben Jahre lang im Stealth Modus
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Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.