Münchner Cleantech-Startup bietet E-Bikes quasi für jeden Bedarf: Gebraucht-Kauf, Abo oder Miete.
Der frühere Konzernmanager, passionierte Radrennfahrer und Mountainbiker Sven Erger und der erfahrene Gründer Thomas Bernik haben eine Mission: Sie möchten den Zugang zu Premium-Elektrofahrrädern vereinfachen, und nachhaltige Fortbewegung zu erschwinglichen Preisen ermöglichen. Mit der Rebike genannten Plattform für gebrauchte Marken E-Bikes mischen Erger und Bernik seitdem den deutschen Fahrradmarkt auf – und treffen damit in Zeiten des E-Bike-Booms einen Nerv.
E-Bikes stehen für eine moderne, gesunde, nachhaltige und individuelle Fortbewegung und sind ein wichtiger Baustein moderner Mobilitätskonzepte. Deshalb verfolgen Bund, Länder und viele Kommunen das Ziel, den Radverkehrsanteil deutlich zu steigern. Umfragen und Statistiken zeigen, dass Fahrräder und E-Bikes hierzulande zunehmend nicht nur gerne in der Freizeit, sondern auch für tägliche Wege genutzt werden. Zum Beispiel zum Arbeitsplatz, zur Schule oder zur Ausbildungsstätte, für Erledigungen oder auch als Zubringer zu Bahn und ÖPNV. Insbesondere die Beliebtheit von E-Bikes wächst sehr dynamisch und hat inzwischen alle Modellgruppen im Fahrradsektor erfasst.
Zweirad-Branche verkauft 2023 mehr E-Bikes als Fahrräder (cleanthinking.de)
E-Bikes erlauben längere Wegstrecken und höhere Durchschnittsgeschwindigkeiten und eröffnen in den Städten und auf dem Land neue Mobilitätsoptionen. Der E-Bike-Boom in Deutschland setzt sich buchstäblich ungebremst fort: 2020 wurden laut Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) knapp zwei Millionen (1,95 Mio.) Elektrofahrräder in Deutschland verkauft, das sind stolze 43,4 Prozent mehr als im Jahre 2019. Ein neuer Rekord und eine Entwicklung, von der die Rebike Mobility GmbH als junges E-Mobility Startup besonders profitiert.
Mit viel Herzblut und großer Motivation setzen die beiden Enthusiasten in wenigen Monaten das um, was auf Konzernseite – wo beide lange Zeit gearbeitet haben – Jahre gedauert hätte. Im Februar 2018 war die Idee geboren, im April 2018 wurde das Unternehmen als rebike1 gegründet, am 28. Juni 2018 ging die Webseite über die gebrauchte E-Bikes verkauft werden, ans Netz. Fünf Stunden später wurde das erste E-Bike verkauft.
Anfangs kauften Erger und Bernik die gebrauchten E-Bikes von Privatleuten über Ebay Kleinanzeigen. Doch schnell war klar, dass dieses Modell zu aufwändig und mühsam ist, und auch nicht genügend E-Bikes – in der Qualität, die Rebike seinen Käufern bieten will – zur Verfügung stehen. Deswegen sprechen die beiden Gründer seitdem E-Bike Marken-Hersteller direkt an und kaufen in großen Mengen deren Restbestände sowie Vorjahres-, Vorführ- und Messe-Modelle.
Das Cleantech-Startup unterzieht alle E-Bikes vor dem Verkauf einem gründlichen Check durch erfahrene Fahrradmechaniker. Motor und Akku werden dabei inspiziert, gängige Verschleißteile wie die Kette oder Bremsbeläge ausgetauscht und sämtliche Systemdaten wie Ladezyklus des Akkus oder Betriebszeiten des E-Motors ausgelesen. Erst danach gehen die Räder in den Verkauf. Dieser gründliche Check – der neudeutsch Refurbishment genannt wird – ermöglicht es das Cleantech-Unternehmen eine zweijährige Garantie auf Motor und Akku (die wichtigsten Bauteile eines E-Bikes) zu geben. Die E-Bikes, die Rebike verkauft, sind sozusagen die Jahreswagen unter den Elektrorädern. Kunden können so bis zu 30 Prozent beim Kauf eines hochwertigen Marken-E-Bikes sparen.
Um sich unabhängiger von der Belieferung der gebrauchten Räder durch die E-Bike Hersteller zu machen, beschlossen die Gründer ihre eigene Wertschöpfungskette aufzubauen. Die Idee: Vor dem Verkauf bietet der Händler fabrikneue Marken E-Bikes zur Kurzzeitmiete über eigene Verleihgeschäfte sowie zur längerfristigen Miete über ein E-Bike Abo an.
Und so betreibt das Unternehmen seit April 2019 den größten E-Bike-Verleih im Allgäu. (Website) In zwei Stores in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen können erfahrene E-Biker, E-Bike-Neueinsteiger, die ganze Familie oder größere Gruppen topaktuelle E-Bike-Modelle tageweise ausleihen.
Rebike setzt Abo-Konzept um
Richtig Fahrt aufgenommen hat das Geschäft seit dem Launch der E-Bike-Abo-Plattform www.ebike-abo.de im September 2019. Mit diesem neuartigen Abo-Konzept leistet das Startup Pionierarbeit und trifft einen Nerv. Interessenten können über die Plattform neue Elektroräder von führenden Markenherstellern für drei bis 18 Monate aus den Kategorien E-City, E-Trekking, E-Mountainbike, E-Rennrad sowie XXL-E-Bike mieten.
Die Höhe der monatlichen Miete hängt von dem ausgewählten Modell und der Abo-Laufzeit ab. Der durchschnittliche Preis bei einem 18 Monats-Abo liegt bei circa 80 Euro. Eine E-Bike Versicherung, die bei Diebstahl oder Unfällen für den Schaden und sogar für Verschleißteile aufkommt, ein hochwertiges Fahrradschloss sowie Service und Wartung sind im Mietpreis inklusive.
Das E-Bike Abo Angebot richtet sich an Menschen, die sich noch unsicher sind, ob ein E-Bike wirklich das Richtige für sie ist und es erst einmal ausprobieren wollen, an „E-Bike-Enthusiasten“ die gern jedes Jahr das neueste Modell testen möchten sowie an Interessierte, die ein E-Bike nur für eine bestimmte Zeit benötigen und sich das Überwintern des Bikes im eigenen Zuhause ersparen möchten. Nach der Miete können interessierte Kunden ihr E-Bike auch kaufen. Dafür erhalten sie eine exklusive Kaufoption. Ansonsten werden zurückgegebene Bikes über die Rebike-Plattform zum Verkauf angeboten.
E-Bike-Fahren ist umweltschonender
Gute Gründe, sich aufs E-Bike zu setzen, gibt es reichlich: Die positiven Effekte auf die Gesundheit der E-Bike-Nutzer, die Entlastung der Straßen und der urbanen Verkehrsräume sowie die Einsparungen von CO2 Emissionen sind alles gute Gründe für das E-Bike. Jeder Kilometer mit dem E-Bike und jeder frei gewordene Parkplatz ist ein Schritt bzw. Tritt in die richtige Richtung. Es ist offensichtlich, dass E-Bike-Fahren umweltschonender ist, als Auto zu fahren, da für die Nutzung von E-Bikes keine fossilen Brennstoffe nötig sind. Jede Fahrt mit einem E-Bike ist emissionsfrei. Laut einer Studie lassen sich durch jeden Kilometer, der mit dem E-Bike statt des Autos zurückgelegt wird, 148,4 Gramm Treibhausgasemissionen einsparen.
Obwohl natürlich auch bei der Herstellung des Akkus eines E-Bikes Emissionen entstehen, ist der primäre Verbrauch pro Kilometer im Vergleich zum Auto verschwindend gering. In der Forschung Radverkehr des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu) wird das Verhältnis der Energiebilanz zwischen E-Bike und Auto mit 1:30 betitelt. Kurz gesagt: Das E-Bike setzt da an, wo das herkömmliche Fahrrad im bequemen Gebrauch an seine Grenzen stößt. Mit dem elektrisch unterstützten Fahrrad besteht die Chance, Zielgruppen, denen Fahrradfahren bisher zu anstrengend war, fürs Fahrrad zu motivieren.
Ein weiterer, nicht unerheblicher Faktor ist die Stickoxid-Entlastung in Städten. E-Bikes sind emissionsfrei und verbessern so die Lebensqualität tausender Menschen, die in Verkehrsballungsgebieten leben.
Das Abo-Modell von Rebike hat auch positives Echo in der Fachwelt ausgelöst. Das Angebot wurde Anfang 2020 mit dem Design & Innovation Award 2020 sowie dem Focus E-Bike Innovations Award in der Kategorie „Sustainability/Green“ mit dem 2. Platz ausgezeichnet.
Sieben Millionen Euro Umsatz in 2020
Das Geschäft läuft. Im Jahr 2020 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von rund sieben Millionen Euro, was einem Wachstum von mehr als 120 Prozent entspricht. Im März 2021 hat das Münchner Cleantech-Startup eine Series-B-Finanzierungsrunde in Höhe von zehn Millionen Euro erfolgreich abgeschlossen. Rebike hat ehrgeizige Wachstumspläne und möchte sowohl Umsatz als auch die Mitarbeiterzahl (aktuell 50) in diesem Jahr mindestens verdoppeln.
Ehrgeiziges Ziel des Unternehmens ist es, die beliebteste und erfolgreichste Plattform für Premium E-Bikes zu werden. Ein realistisches Ziel, denn das innovative Geschäftsmodell bietet quasi für jeden E-Bike Bedarf die passende Lösung: gebrauchte, neuwertige Marken-E-Bikes zum günstigen Preis, das Abo-Modell sowie E-Bike-Verleihstationen in beliebten Ferienregionen.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.