Li-Cycle beginnt in Magdeburg sogar mit dem Recycling von Batteriepacks – zunächst 10.000 Tonnen pro Jahr.
Energiewende und der Druck zur Dekarbonisierung der Industrie führen zu weiteren Direktinvestitionen in Deutschland – dort, wie etwa in Sachsen-Anhalt – wo erneuerbare Energie vorhanden ist. Li-Cycle, ein kanadisches Cleantech-Unternehmen, hat in Magdeburg jetzt mit dem Recycling von Batteriepacks in seiner ersten, europäischen Recyclinganlage für Lithium-Ionen-Batterien begonnen. Mit der größten Anlage dieser Art in Europa belegt die Firma: Es ist ein Mythos, dass Elektroauto-Batterien nicht recycelt werden können.
Li-Cycle zählt etwa neben Redwood Materials oder Duesenfeld zu den innovativen Batterie-Recyclern. Im Januar 2022 hatte Li-Cycle angekündigt, eine erste europäische Anlage in Norwegen bauen zu wollen. Die Anlage in Magdeburg, Sachsen-Anhalt ist eine der größten auf dem Kontinent. Es wird erwartet, dass sie nachhaltig bis zu 30.000 Tonnen Lithium-Ionen-Batteriematerial pro Jahr verarbeitet.
Die erste der beiden Hauptlinien der Anlage hat jetzt den Betrieb aufgenommen und verfügt über die Technologie zur Verarbeitung von vollständigen Batteriepacks für Elektrofahrzeuge. Mit einer zusätzlichen geplanten Nebenkapazität von 10.000 Tonnen wird die Anlage eine Gesamtkapazität von 30.000 Tonnen pro Jahr haben. Dadurch wird die Recyclinganlage in Deutschland zum größten Standort in Li-Cycles Portfolio und zu einer der größten Anlagen dieser Art auf dem Kontinent.
Die Recyclinganlage in Deutschland verwendet Li-Cycles patentierte und umweltfreundliche ‚Generation 3‘-Technologie, um sämtliche Arten von Lithium-Ionen-Batterieabfällen zu verarbeiten, einschließlich vollständiger Batteriepacks von Elektrofahrzeugen, ohne Entladung, Demontage oder thermische Verarbeitung. Als erste Recyclinganlage von Li-Cycle außerhalb Nordamerikas stärkt die Anlage in Deutschland die Fähigkeit des Unternehmens, seine patentierte modulare Technologie und das Geschäftsmodell weltweit einzusetzen und mit der Nachfrage der Kunden mitzuwachsen. Deutschland repräsentiert den größten Markt für Batterieherstellungsschrott in Europa.
Die Recyclinganlage nutzt vorhandene Infrastrukturen und verfügt über Zugang zu sauberer erneuerbarer Energie und wichtigen Verkehrswegen. Sie befindet sich strategisch günstig in der Nähe wichtiger Produktionszentren, um der wachsenden europäischen Kundennachfrage gerecht zu werden. Die Recyclinganlage hat etwa 50 neue Arbeitsplätze geschaffen und verfügt über eine Gesamtfläche von mehr als 20.000 Quadratmetern, einschließlich einer Lagerfläche von etwa 10.000 Quadratmetern.
81.000 Tonnen Batteriematerial pro Jahr recyceln
Mit seinen fünf Recyclinganlagen in Nordamerika und Europa wird Li-Cycle voraussichtlich eine Gesamtkapazität von bis zu 81.000 Tonnen Lithium-Ionen-Batteriematerial pro Jahr haben. Das Netzwerk der fünf Recyclinganlagen, die sich in Kingston, Ontario, Rochester, New York, Gilbert, Arizona, Tuscaloosa, Alabama und nun Magdeburg, Deutschland befinden, gewährleistet, dass das Unternehmen in wichtigen strategischen Regionen eine etablierte Präsenz hat und somit einen signifikanten First-Mover-Vorteil auf beiden Kontinenten hat.
Das Cleantech-Unternehmen plant zusätzliche Anlagen für das Recycling von Batteriepacks in Frankreich und Norwegen mit geplanten zukünftigen Kapazitäten von mehr als 100.000 Tonnen Lithium-Ionen-Batteriematerial pro Jahr. Die Recyclinganlagen produzieren ein Zwischenprodukt namens „Black Mass“, das verschiedene wertvolle Batteriematerialien wie Lithium, Nickel und Kobalt enthält. Sogar Recycling von Batteriepacks in der Gesamtheit ist möglich.
Die „Black Mass“, die in den Recyclinganlagen gewonnen wird, soll in zukünftigen Hub-Anlagen verarbeitet werden. Das erste kommerzielle Hub in Rochester, New York, befindet sich derzeit im Bau und soll noch in diesem Jahr den Betrieb aufnehmen und bis zu 35.000 Tonnen Black Mass pro Jahr verarbeiten. Die Kanadier haben außerdem Pläne zur Entwicklung eines zweiten kommerziellen Hubs in Europa angekündigt. Li-Cycle und Glencore planen ein 50/50-Joint Venture, um einen Teil des bestehenden Glencore-Metallkomplexes in Portovesme, Italien, umzunutzen und diesen neuen Hub (den „Portovesme Hub“) zu schaffen.
Seit seiner Gründung im Jahr 2016 hat Li-Cycle enge Beziehungen zu wichtigen Kunden und Partnern weltweit aufgebaut und gewinnt kritische Materialien in Batteriequalität zurück, um eine nationale closed-loop Lieferkette für Batterien für eine saubere Energiezukunft zu schaffen.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.