Recyclingbeton: Blackrock investiert in Methode zur Kohlendioxidentfernung
Neustark erhält 69 Mio. Dollar Wachstumskapital für Klimagas-Speicherung beim Neubau von Gebäuden.
Die Speicherung von Kohlendioxid im Material Recyclingbeton ist eine Möglichkeit zur Erzeugung von Negativemissionen. Das Cleantech-Unternehmen Neustark, das eine patentierte Technologie dafür entwickelt hat, hat nun von Blackrock und anderen Investoren 69 Millionen US-Dollar Wachstumskapital erhalten. Ziel der Schweizer ist es, mindestens eine Million Tonnen des Klimagases beim Neubau von Gebäuden zu speichern.
Während das weltweit noch zur Verfügung stehende CO2-Budget für das Einhalten des Pariser Übereinkommens rasch aufgebraucht wird, arbeiten Unternehmen wie Climeworks oder Neustark daran, das Klimagas wieder aus der Atmosphäre zu holen und etwa im Boden oder in Materialien sicher zu speichern. Dabei ist aus wissenschaftlicher Sicht klar, dass diese technischen Optionen keine Ausrede für mangelndes Engagement bei der Dekarbonisierung bzw. der Transformation sein darf.
Denn die Mengen, die laut einer Studie der Universität Oxford bis zur Mitte des Jahrhunderts durch Kohlendioxidentfernung (Carbon Dioxide Removal) gespeichert werden müssen, sind gigantisch: 7 bis 9 Milliarden Tonnen. Es wird also eine Industrie geben müssen, um diese Größenordnung überhaupt zu erreichen – und es zusätzlich braucht es beispielsweise Effekte durch die Wiederbelebung der Natur, die gerade im EU-Renaturierungsgesetz geregelt wurde.
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Decarbonization Partners führt Finanzierungsrunde an
Die Kapitalrunde für die Neustark AG aus Bern hat Decarbonization Partners mit Beteiligung von Blume Equity angeführt. Der Finanzierer ist aus einer Partnerschaft von Blackrock mit Temasek hervorgegangen und investiert nun in die Möglichkeit, Kohlendioxid über das Hineinbringen von Recyclingbeton dauerhaft, effizient und kostengünstig zu speichern. Das Prinzip folgt einem Mineralisierungsprozess.
Die Wachstumsfinanzierungsrunde wurde von Decarbonization Partners, einer Partnerschaft zwischen BlackRock und Temasek, angeführt. Erklärtes Ziel mit dem frischen Kapital durch die Finanzierungsrunde ist die Expansion von Neustark in Europa, Nordamerika und Asia-Pazifik.
Siemens Financial Services, Verve Ventures, ACE Ventures und Holcim setzten ihre Unterstützung fort, während UBS die Wachstumsfinanzierungs-Runde mit einer Fremdfinanzierung ergänzte. Durch das Engagement von all diesen Investoren entstand einer der größten Venture Capital-Runden für ein Unternehmen, das eine Technologie zur Kohlendioxidentfernung vorantreibt.
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So funktioniert die Kohlendioxidentfernung in Recyclingbeton
An den Biogasanlagen von Partnern wird biogenes Kohlendioxid abgefangen, verflüssigt und zu nahe gelegenen Anlagen von Baustoffrecyclern transportiert. Dort wird das Kohlendioxid in Abbruchgranulat aus abgerissenen Gebäuden oder anderen mineralischen Abfällen wie Schlacken oder Betonrestwasser gebunden.
Die saubere Technologie löst einen beschleunigten Mineralisierungsprozess aus, der das CO2 dauerhaft an die Poren und die Oberfläche des Granulats bindet. Das carbonatisierte, recycelte Granulat kann dann für den Strassenbau oder zur Herstellung neuer Baustoffe wie Recyclingbeton verwendet werden. Der Mineralisierungsprozess speichert das CO2 für Hunderttausende von Jahren, und das Risiko einer Umkehrung ist nachweislich vernachlässigbar.
„Wir verwandeln den weltweit grössten Abfallstrom – Abbruchbeton – in eine Kohlenstoffsenke. Seit letztem Jahr setzen wir unsere einzigartige Technologie bereits an 19 Standorten ein“, sagt .Johannes Tiefenthaler, Co-CEO und Co-Gründer des Unternehmens.
Der Carbon-Removal-Markt erlebe gerade ein starkes Wachstum, angetrieben durch hochwertige und dauerhafte Lösungen zur Kohlenstoffentfernung und eine steigende Nachfrage nach verifizierten CDR-Zertifikaten.
„Trotzdem müssen wir die Kohlendioxidentfernung exponentiell beschleunigen. Dies wird nur durch den globalen Einsatz hochskalierbarer, messbarer und wirtschaftlich tragfähiger Lösungen zur CO2-Entfernung im Umfang von Millionen von Tonnen pro Jahr möglich sein“, erklärt Tiefenthaler.
Der Weg für das schweizerischer Unternehmen ist einer, der viele Jahrzehnte benötigen wird. Laut Prof. Hans Joachim Schellnhuber ist es mittlerweile wahrscheinlich, dass die Welt das 2-Grad-Ziel nicht einhalten wird. Das macht aber die Bedeutung von Negativemissionen besonders deutlich: die Transformation muss aus zwei Teilen bestehen. Einerseits aus der Dekarbonisierung und andererseits dafür, dass das „Überschießen“ über das 2-Grad-Ziel hinaus nur wenige Jahrzehnte andauert.
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Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.
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