Redefine Meat bringt tierloses Fleisch aus dem 3D-Drucker in deutsche Restaurants

Unter der Marke „New Meat“ ist pflanzenbasiertes Fleisch aus Israel von Redefine Meat ab sofort in deutschen Spitzen-Restaurants erhältlich. Auch in der Kette „The Ash“.

Redefine Meat hat sich einer gewaltigen Mission verschrieben: Die Israelis wollen nichts weniger als das größte Fleischunternehmen der Welt werden. Doch dafür soll Fleisch aus rein pflanzlichen Zutaten sorgen. In Israel sind die Fleischstücke unter der Marke „New Meat“ schon in mehr als 200 Restaurants erhältlich. Auch deutsche Spitzenköche sind von der Clean Food-Alternative angetan. Seit Mitte August bringt die Kette „The Ash“ tierloses Fleisch aus dem 3D-Drucker in elf Restaurants.

Angetrieben durch die wachsende Besorgnis über die Nachhaltigkeit der Fleischindustrie, ihre Fähigkeit, den Nahrungsmittelbedarf der wachsenden Weltbevölkerung zu decken, und eine empathischere Rücksichtnahme auf Tiere, möchte Redefine Meat eine Fleischproduktionstechnologie anbieten, um eine Lebensmittelmarke zu schaffen, die von hochwertigem Tierfleisch nicht zu unterscheiden ist. Tierloses Fleisch ist eine gewaltige Klimachance, da in der Regel viel weniger Ressourcen benötigt werden.

3D-Drucker für die Herstellung von neuem Fleisch.

Seit der Gründung im Jahr 2018 hat Redefine eine zum Patent angemeldete 3D-Fleischdrucktechnologie entwickelt, die die Textur, den Geschmack und das Geschmackserlebnis von Rindfleisch und anderen hochwertigen Fleischprodukten nachbildet.

Redefine Meat arbeitet intensiv an der Verwirklichung der Vision, ein großes, weltweites Fleischunternehmen aufzubauen, in dem es fortschrittliche Technologie und keine Tiere einsetzt. Jeden Tag verzeichnen wir Erfolge – vom Betrieb neuer Maschinen über Patente bis hin zu einer wachsenden Zahl von Kunden, die uns auf den Speisekarten der Restaurants suchen.

Eshchar Ben-Shitrit, Mitbegründer und CEO von Redefine Meat

Mit der 3D-Drucktechnologie kann Redefine Meat nach eigenen Angaben die ganzen Muskelstrukturen von Fleisch nachbilden, ganz gleich, ob es sich um Rind-, Lamm-, Hühner- oder Schweinefleisch handelt. Sogar Meeresfrüchte, Lachs oder Thunfisch sind möglich. In erster Linie wollen sich die Israelis um Gründer Eshchar Ben-Shitrit auf Rindfleisch konzentrieren – das bietet das größte Geschäftspotenzial einerseits und sorgt für den größten Impact im Hinblick auf Umwelt und Klima.

Doch Redefine Meat will neben seinen pflanzenbasierten Produkten auch seine 3D-Drucker vertreiben. So würde das Rohmaterial jeweils in der Region hergestellt, Emissionen eingespart. Die dezentrale Fleischproduktion ganz nach Wunsch der Konsumenten im Supermarkt oder im Restaurant wird möglich. In der Cleantech-Dekade zwischen 2021 und 2030 wird diese Vision Realität werden.

Neue Märkte: USA und Europa

Anfang 2022 hat das Cleantech-Unternehmen Redefine Meat eine Finanzierungsrunde abgeschlossen. Mit dem frischen Kapital soll der rasche Markteintritt in weitere Länder – speziell USA und Europa – gelingen. Daneben ist eine zweite Fertigungslinie in der Produktionsstätte in Israel geplant. Auch eine europäische Produktion in den Niederlanden ist in Arbeit. Insgesamt hat Redefine Meat nun mittlerweile 180 Millionen Dollar zur Verfügung – der Trend zu größeren Finanzierungsrunden zeigt, dass Risikokapitalgeber zunehmend optimistischer werden, dass den Unternehmen der Durchbruch gelingen wird.

Anfang 2022 hat Redefine Meat eine große Finanzierungsrunde abgeschlossen. Nach Angaben des israelischen Online-Portals Globes wurde diese von Hanaco Ventures, einem Risikokapitalfonds angeführt. Hanaco hatte zuletzt auch seinen Anteil an einer größeren Finanzierungsrunde (120 Mio. US-Dollar) des Entwicklers tierfreier Milch, Remilk. Daneben war auch Synthesis Capital als Bestandsinvestor dabei – der britische Fonds ist auf die innovativen Unternehmen im Bereich Lebensmitteltechnologie spezialisiert.

Weitere New Meat-Investoren sind u.a. Happiness Capital aus Hongkong, CPT Capital sowie die Losa Group der Finanzberater Sake Bosch, der Gründer von Prime Ventures sowie K3 Ventures aus Singapur. Schon seit 2019 ist die PHW-Gruppe, zu der u.a. Wiesenhof gehört, an Redefine Meat beteiligt. Der größte deutsche Geflügelzüchter sucht nach Alternativen für seine klimaschädlichen Lebensmittelprodukte. Mit Redefine Meat könnte hier ein wichtiger Lieferant gefunden worden sein.

Nach Recherchen von Cleanthinking.de wurde die Finanzierungsrunde mit den Bestandsinvestoren bereits vor einigen Wochen abgeschlossen. Seitdem beschleunigt Redefine Meat den Personalaufbau und beschäftigt mittlerweile 150 Mitarbeiter. In diesem Segment liegt das Wachstum bei 320 Prozent – und soll auch in 2022 so bleiben.

Mit dem frischen Kapital will Redefine Meat seinen Personalstamm aufstocken und den Markteintritt in den USA und Europa beschleunigen. In Israel ist die Erweiterung der Fertigungsstätte um eine zweite Produktionslinie geplant – im niederländischen Brest wird der erste europäische Standort entstehen.

Neues Fleisch seit 2021 im Verkauf

Redefine verkauft die Produkte unter dem „New Meat“-Label seit Sommer 2021 in Israel – unter anderem in der Restaurantkette R2M-, und zunehmend auch in Europa. Das Angebot umfasst mittlerweile neben dem Redefine Burger auch Würstchen, Kebab, nahöstliche „Zigarren“ (Spezialität aus der Region) sowie Hackfleischprodukte. In ersten deutschen Spitzenrestaurants in Deutschland, UK, den Niederlanden und Israel sind auch pflanzenbasierte Rinder- und Lammsteaks erhältlich.

Zu den Kunden der Fleisch-Pioniere zählen auch die Kantinen der Tech-Giganten Facebook, Google und Apple. Zu den Restaurants, die das neue Fleisch anbieten, gehören etwa die Restaurantkette von Michelin-Koch Marco Pierre White und die Restaurants von Ron Blau und Joachim Gruner.

Was sagen deutsche Köche zu New Meat?

Interessant ist das Urteil von Joachim Gerner, dem Chefkoch des mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichneten Restaurants Facil in Berlin: „In den letzten Jahren hat die Qualität pflanzlicher Fleischprodukte erheblich zugenommen. Die Produkte von Redefine Meat kommen tierischem Fleisch bisher am nächsten. Ich kann mir vorstellen, dass sie bei Fleischliebhabern großen Anklang finden werden.“

Im November 2021 hatte Redefine Meat ins Restaurant Sage in Berlin zu einer „Beef“-Verkostung mit New Meat des Unternehmens geladen, bei der Joachim Gerner die exklusive Spezialität auf den Grill legen durfte. Dabei waren Blogger, Journalisten, Food-Experten und Investoren. Ihr Feedback? Laut dem Beitrag von N-TV durchweg positiv, denn Redefine Meat gelingt es zunehmend, auch die Textur des Fleisches nachzuahmen.

New Meat aus Israel.

Für Redefine Meat ist es im November der perfekte Moment für die Vorstellung von „New Meat“ – wenige Tage zuvor hatten sich 100 Staaten beim Glasgower Klimagipfel darauf verständigt, die Methanemissionen zu reduzieren. Eine andere Vereinigung will die Abholzung der Wälder stoppen – auch das hat mit Viehzucht und der Tierfutter-Produktion (Soja) zu tun. Die Tierhaltung ist derzeit für 14,5 Prozent der Treibhausgasemissionen weltweit verantwortlich. 38 Prozent der bewohnbaren Landflächen des Planeten dienen der Viehzucht.

Fleischnachfrage wächst rasant

Viele Menschen in den Industrieländern kennen die Probleme und schränken längst ihren Fleischkonsum ein. Trotzdem wird weiter rasantes Wachstum erwartet, das durch Alternativen wie New Meat aufgefangen werden könnte. Mit einer Milliarde Rindern weltweit, trägt die globale Fleischindustrie maßgeblich zur Klimakrise bei.

Indes sind die Prognosen für den Markt für pflanzliches Fleisch bzw. Fleisch-Ersatz atemberaubend: Experten erwarten ein Wachstum auf bis zu 1,4 Billionen Dollar bis 2050 (Credit Suisse). „Wir haben eine Maschine, die Kühe und den Schlachter ersetzen kann“, beschreibt Redefine Meat-Gründer Eshchar Ben-Shitrit. Genau diese Maschine könnte in Zukunft viele Milliarden wert sein.

Für Joachim Gerner ist jedenfalls der Weg vorgezeichnet: „In 20, 25 Jahren essen wir kein tierisches Fleisch mehr“, so der Spitzenkoch. Ob er Recht behalten wird?

Cleantech-Unternehmen beliefert Kette THE ASH

Seit Mitte August ist New Meat auch Teil der Speisekarten der Erlebnis-Gastronomie-Kette THE ASH vom einstigen Vapiano-Mitgründer Tyler Hahne. Konkret gibt es in den derzeit elf Restaurants, u.a. in Köln, Düsseldorf und Essen, seit 15. August THE ASH Tacos mit pflanzlichem Rinderhackfleisch, das von Redefine Meat aus Israel zugeliefert wird. Es ist Teil einer speziellen Speisekarte, gaben THE ASH und Redefine Meat im Juli 2022 bekannt.

Und: Diesen Angaben zufolge können Gäste landesweit die weltweit ersten, kommerziell erhältlichen pflanzlichen Steaks bestellen. Sobald es hierzu konkretere Informationen gibt, wird der Artikel erweitert. 

Ab November: Bratwurst in deutschen Restaurants

Im September 2022 hat Redefine Meat seine Produktpalette erweitert und das erste Schweinefleischprodukt auf pflanzlicher Basis angekündigt: Die New Meat-Bratwurst gibt es zunächst in einem Zelt auf dem Münchner Oktoberfest und ab November in zahlreichen deutschen Restaurants.

New Meat wird mittlerweile von weltweit anerkannten Chef- und Sterneköchen genutzt und in entsprechenden Restaurants in Europa angeboten. Es trifft offenbar den Nerv vieler Menschen – sowohl von Fleischessern, die ihren tierischen Fleischkonsum auch aufgrund der Klimakrise einschränken wollen. Aber auch von Vegetarieren und Veganern, die ihre pflanzliche Ernährung mit hochwertigen, geschmackvollen Produkten, die wie Fleisch schmecken, aufwerten wollen.

Dieser Beitrag entstand ursprünglich am 24. Januar 2022, wurde am 20. September 2022 zuletzt überarbeitet und erweitert.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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