Redwood Materials: Wie JB Straubel einen Kreislauf für Nickel oder Kobalt etabliert
August 2023: Goldman Sachs und der Capricorn Technology Impact Fund pumpen eine Milliarde US-Dollar in Redwood Materials.
15 Jahre arbeitete Tesla-Mitgründer JB Straubel an der Seite von Elon Musk an der Tesla-Mission: Den Übergang zu einer Welt mit erneuerbaren Energien zu beschleunigen. Im Sommer 2019 verließ der damalige CTO das Elektroauto-Unternehmen – und widmete sich einem anderen Cleantech-Startup: Redwood Materials. Spezialgebiet? Batterierecycling und die Rückgewinnung von Lithium, Kobalt oder Nickel aus alten Smartphones, und anderer Elektronik – also eine Art Kreislauf. Kunde seit September 2022: VW und Audi USA. Ende August 2023 gab das Cleantech-Unternehmen den Abschluss einer großen Finanzierungsrunde bekannt: Zwei Milliarden US-Dollar stecken mittlerweile im Batterierecycling-Pionier.
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Im Herbst 2020 gab es die ersten Beiträge im Wall Street Journal oder der Financial Times über das, was Redwood Materials genau macht. Davor waren JB Straubel und seine Partner dabei, im Hintergrund an einer Recycling-Technologie zu arbeiten. Im September 2020 gab Amazon bekannt, im Rahmen seines Climate Pledge Funds investiert zu haben – das zeigt die Fortschritte der Redwood-Technologie, und grenzt auch ein wenig von den alten Banden mit Tesla ab. (Lesen Sie hier alle Tesla News).
Das Cleantech-Unternehmen entstand im Jahr 2017 nachdem JB Straubel erkannt hatte, das der globale Wandel zu Elektromobilität wahrscheinlich unnötige Umweltschäden durch die Entnahme von Ressourcen im Bergbau verursachen wird. Er entwickelte die Vision in einer Welt mit 100 Prozent Elektroautos, in der die Batterien viele, viele Male recycelt und wiederaufbereitet werden – und so ein weitgehend geschlossener Kreislauf entsteht.
Eine Milliarde Smartphones pro Jahr
Pro Jahr werden etwa eine Milliarde Smartphones weggeschmissen. „Es ist eine riesige, unerschlossene Ressource. Wenn wir 98 oder 99 Prozent dieser Materialien zurückgewinnen und wiederverwenden können, brauchen wir nicht sehr viel neues Material, um den gesamten Prozess am Laufen zu halten“, so Straubel im Gespräch mit der Financial Times.
Batterien, die lange im Einsatz waren, intern zersetzt sind, verfügen immer noch über dieselben Atome wie Lithium, Nickel oder Kobalt. Diese Materialien sind nach einer Aufbereitung wiederverwertbar für neue Produkte.
Für einen Handelsriesen wie Amazon, der einerseits einen gigantischen Fuhrpark betreibt und andererseits Elektronik aus dem Handel zurücknehmen muss, ist ein Recycling-Kreislauf, in dem die Materialien noch wertvoll genutzt werden, ein entscheidender Schritt. Auch deshalb hat Amazon gerade in Redwood Materials investiert.
In 2019 begann eine Partnerschaft mit Panasonic, um auch die Überreste, die in der Tesla Gigafactory in Nevada anfallen, zu nutzen. Berichten zufolge besteht bereits ein Vertrag über zwei Tonnen Abfall, aus dem heraus Redwood die Rohstoffe wieder verwertbar machen soll.
Redwood Materials recycelt Batterien für VW und Audi
Redwood Materials, das gab das Unternehmen im September 2022 bekannt, wird direkt mit dem Netz von mehr als 1.000 Händlern der Volkswagen Group of America zusammenarbeiten, um Altbatterien aus Volkswagen- und Audi-Fahrzeugen zurückzugewinnen, sicher zu verpacken, zu transportieren und zu recyceln. In den Recycling-Anlagen im Norden des Bundesstaates Nevada werden nach Unternehmensangaben mehr als 95 Prozent der Metalle wie Nickel, Kobalt, Lithium und Kupfer aus den Batterien zurückgewonnen.
Anstatt diese Metalle nach Übersee zu exportieren, werden sie für die Wiederherstellung von Anoden- und Kathodenkomponenten verwendet, die wieder an US-Batteriezellenhersteller geliefert werden, ohne dass diese Mineralien jemals das Land verlassen. Das Unternehmen recycelt bereits für Partner wie Tesla, Toyota, General Motors, Ford, Amazon, Volkswagen oder Nissan.
Pro Jahr kommen 6 Gigawattstunden Lithium-Ionen-Batterien durch die Tore von Redwood Materials – genug um mehr als 60.000 Elektrofahrzeuge zu bauen. Die Partnerschaft mit der Volkswagen Group of America soll die zur Verfügung stehende Menge an Recyclingmaterial erhöhen, so dass noch mehr nachhaltige und erschwingliche Batteriematerialien hergestellt werden können. Da immer mehr Elektrofahrzeuge ihr Lebensende erreichen, werden ihre Akkus eine große, unbegrenzt recycelbare Ressource darstellen, die Elektrofahrzeuge immer nachhaltiger und erschwinglicher machen kann.
Goldman Sachs und Capricorn setzen auf Batterierecycling
Seit der Gründung von Redwood Materials hat sich eine ganze Menge getan: Bis zum Herbst 2022 hat JB Straubel für das Cleantech-Unternehmen insgesamt 700 Millionen US-Dollar eingesammelt, mehrere Hundert Mitarbeiter eingestellt. Zu den Investoren zählen unter anderem die Capricorn Investment Group und Breakthrough Energy Ventures von Bill Gates. Straubel etabliert nun eine Technologie zur Verwirklichung seiner Vision von der Kreislaufwirtschaft in der Autoindustrie.
Ende August 2023 schloss der Kreislaufwirtschafts-Pionier seine Series-D-Finanzierungsrunde ab. Mehr als eine Milliarde US-Dollar kamen von den frischen Geldgebern Goldman Sachs Asset Management und dem Technology Impact Fund von Capricorn zusammen. Damit hat Redwood mit seiner Batterierecycling-Technologie etwa zwei Milliarden US-Dollar zur Verfügung, um weiter zu expandieren. Das Engagement von Goldman Sachs und Capricorn zeigt: Batterierohstoffe, die aus dem Recycling-Kreislauf stammen, werden zunehmend attraktiv.
„Nach über zwei Jahrzehnten Investitionen in Elektroautos und -flugzeuge, Batterietechnologie und Leistungselektronik hatten wir bereits einen exklusiven Einblick in die Entwicklung von sauberer Energie und elektrischer Mobilität. Es ist eines der wichtigsten Unternehmen in diesem Bereich“, sagt Dipender Saluja (bei Linkedin), Managing Partner, Capricorn’s Technology Impact Fund. „Unsere Reise mit JB Straubel begann mit seiner bahnbrechenden Arbeit bei Tesla und fühlt sich jetzt mit unserer Investition wie ein vollständiger Kreislauf an. Ihr Engagement für die Schaffung einer nachhaltigen Batteriemateriallieferkette ist nicht nur eine beeindruckende Fortsetzung dieses Erbes, sondern auch ein entscheidender Schritt für unsere saubere Energiezukunft.“
Zusätzlich zu den zwei Milliarden der Investoren gab es auch eine Kreditzusage über zwei Milliarden Dollar des Department of Energy der US-Regierung gesichert. Damit entstehen neben dem Standort in South Carolina auch einer im US-Bundesstaat Nevada – der Inflation Reduction Act macht es möglich.
Mit dem Elektroauto-Boom, der sich als Teil der Disruption zur E-Mobilität verstärkt, gilt es für den Pionier des Batterierecycling vor allem, schnell zu wachsen und Beziehungen zu denen zu etablieren, die alte Batterien abgeben und neue Batteriematerialien kaufen möchten. Auch in Deutschland hinterlässt Redwood mittlerweile seinen Fußabdruck in Richtung Kreislaufwirtschaft. Im Februar 2023 wurde Folgendes bekannt: Das Startup des ehemaligen Teslamitgründers kauft die deutsche Redux Recycling GmbH mit Sitz in Bremerhaven.
Dieser Beitrag wurde zuletzt am 23. März 2024 aktualisiert.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.