Relocalize sammelt Kapital für autonome Mikrofabrik für Lebensmittel und Getränke
Cleantech-Unternehmen will zunächst den Markt für abgepacktes Eis und Getränke disrupieren.
Relocalize, das Unternehmen hinter der weltweit ersten autonomen Mikrofabrik für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie, hat im Rahmen einer Seed-Finanzierungsrunde 2,5 Millionen Dollar in einer eingeworben. Mit dem Kapital soll die autonome Produktionsplattform des Cleantech-Startups für die Skalierung vorbereitet werden. Ziel von Unternehmen und Investoren ist es, Relocalize als Vorreiter bei der dezentralisierten, hyperlokalen Lebensmittel- und Getränkeherstellung auszubauen. So soll eine nachhaltige und LKW-freie Zukunft ermöglicht werden.
Relocalize bietet autonome Lebensmittelproduktionsplattformen als Service (PaaS) für Lebensmittel- und Convenience-Händler an. Diese Mikrofabriken, die als RELOs bezeichnet werden, sind strategisch an Vertriebs- und Fulfillment-Zentren von Händlern positioniert. Sie produzieren Verbrauchsgüter auf Abruf für 100-200 Einzelhandelsgeschäfte. Jeder RELO funktioniert wie eine traditionelle Fabrik, jedoch in etwa 1/20 der Größe. Ziel ist es, den über eine Billion US-Dollar umfassenden Markt für abgepacktes Eis und Getränke umzuwälzen, indem 100 Prozent der mit dem Transport verbundenen CO2-Emissionen und Abfälle eliminiert werden.
Die Seed-Runde wurde von i4 Capital und Waterpoint Lane angeführt, die wertvolles Fachwissen im Bereich Cleantech, fortgeschrittene Fertigungstechnologien und Deep Tech einbringen. An der Runde beteiligte sich auch RGS Ice, LLC, ein in Kalifornien ansässiger Private-Equity-Investor, der sich auf Investitionen im Einzelhandel und der Technologiebranche spezialisiert hat.
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Ein bemerkenswerter Meilenstein für Relocalize war die erfolgreiche Partnerschaft mit Southeastern Grocers im März 2023. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit wurde bei dem Vertriebszentrum von Southeastern Grocers in Jacksonville ein autonomes Mikrofabrik-Pilotprojekt namens RELO gestartet. RELO produziert hyperlokales, zertifiziert plastiknegatives abgepacktes Eis, das auf Abruf für lokale Supermärkte in Florida hergestellt wird. Aufbauend auf diesem Erfolg plant Relocalize, mehrere neue Systeme zu installieren, um den Klimawandel weiter zu bekämpfen.
Internationale Anerkennung für Relocalize
Die Nachhaltigkeitsinnovation von Relocalize wurde international anerkannt und erhielt renommierte Auszeichnungen wie „Best Climate Change Innovation“ bei CogX und „Sustainability Product of the Year“ von der Business Intelligence Group, zusammen mit namhaften Marken wie DHL, Honeywell, IBM, S&P Global Sustainable1 und Siemens. Zu den jüngsten Auszeichnungen von Relocalize gehören auch die Real Leaders Awards, der CDL-RBCx Innovation Prize, der CFIN FoodTech Next Award, Clean50 Top Projects und die FoodTech 500.
D. Wayne McIntyre, Mitbegründer und CEO von Relocalize, betonte die dringende Notwendigkeit, die Lebensmittelproduktion zu dekarbonisieren und den hohen Marktbedarf an nachhaltigen und erschwinglichen Produkten zu befriedigen. Er erklärte: „Diese Finanzierung ist ein großer Schritt in Richtung einer lkw-freien Zukunft für unser Ernährungssystem. Sie spiegelt sowohl den dringenden Bedarf an Dekarbonisierung der Lebensmittelproduktion als auch den hohen Marktbedarf an nachhaltigen und erschwinglichen Produkten wider.“
Tim Tokarsky, Gründer und Managing Partner von i4 Capital, glaubt, dass die Mikrofertigungstechnologie von Relocalize den Zugang der Verbraucher zu qualitativ hochwertigen Lebensmittel- und Getränkeprodukten komplett neu gestalten wird. Er sieht zahlreiche Anwendungen, die von ihrer disruptiven Fertigungsplattform profitieren und Treibhausgasemissionen direkt reduzieren werden.
Ebenso äußerte Ben Gibbons, Gründer und Managing Partner von Waterpoint Lane, seine Begeisterung über die Partnerschaft mit Relocalize, um ihre gemeinsame Vision für ein nachhaltigeres Ernährungssystem voranzutreiben. Durch die Nutzung der Technologie von Relocalize soll es möglich werden, zentrale Bereiche der Lebensmittel- und Getränkelieferkette zu dekarbonisieren und zu dezentralisieren. Dies setzt neue Standards für die Branche.
Einschätzung von Martin Jendrischik, Cleanthinking.de:
Während Tesla und unzählige Startups daran arbeiten, die letzte Meile zu elektrifizieren, will Relocalize den Warentransport auf der letzten Meile zum Kunden überflüssig machen. Damit gehen sie einen sehr fortschrittlichen Weg, der zu Konzepten wie Vertical Farming und der 15-Minuten-Stadt passt. Es entspricht dem Gedanken, dass weniger Autos in den Städten fahren sollen.
Ob sich Relocalize mit seinem Geschäftsmodell durchsetzen kann, wird die Zukunft zeigen. Klassische Fabriken haben den Vorteil der Skalierung. Viele Mikrofabriken wiederum andere Nachteile: Es braucht viele Strom- und Wasser-Anschlüsse etc. Es bleibt spannend, ob sich die Idee durchsetzen kann.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.