Renaulution: Wie der einstige Pleitekandidat zum profitabelsten Autobauer Europas wurde
Renault schreibt eine bemerkenswerte Comeback-Story. Nach einer Beinahe-Pleite vor vier Jahren überrascht der französische Autobauer die Branche mit Rekordgewinnen und einer neuen Elektroauto-Offensive.
Es war ein Paukenschlag, der die Autowelt in Aufruhr versetzte: Renault, der französische Traditionskonzern, stand 2020 am Rande des Abgrunds. Nur ein staatlich garantierter Milliardenkredit verhinderte den Kollaps. Doch was damals wie das Ende einer Ära wirkte, entpuppte sich als Wendepunkt. Unter der Führung von Luca de Meo, der im Sommer 2020 das Ruder übernahm, vollzog Renault eine radikale Transformation, die heute als Renaulution beschrieben wird.
Der Weg zurück an die Spitze
De Meo verordnete dem angeschlagenen Konzern eine Rosskur. Die „Renaulution“, wie er den Sanierungsprozess taufte, umfasste drastische Kostensenkungen, eine Verschlankung der Modellpalette und eine konsequente Fokussierung auf die Elektromobilität.
Strategische Partnerschaften statt Alleingang: Anstatt wie viele Konkurrenten auf eine rein interne Entwicklung von Softwarelösungen zu setzen, ging Renault strategische Allianzen mit Tech-Giganten wie Qualcomm und Google ein. Dies beschleunigte die Entwicklung neuer Technologien und half Renault, den Rückstand auf die Konkurrenz aufzuholen.
Druck als Katalysator: Die Krise zwang Renault zum Handeln. „Das zwang sie dazu, sich neu zu erfinden und die Kosten drastisch zu senken“, analysiert Michael Foundoukidis, Analyst beim Bankhaus Oddo BHF, gegenüber dem Handelsblatt.
Erfolgsmodell Elektromobilität: Renault setzt voll auf den Elektro-Trend und positioniert sich mit erschwinglichen Modellen im Kleinwagensegment. Der neue R5 ist bereits auf dem Markt, der R4 folgt in Kürze. Beide Modelle sind für unter 30.000 Euro erhältlich. Als echter Preisbrecher ist der E-Twingo geplant, der 2026 als erstes Elektroauto in Europa für unter 20.000 Euro angeboten werden soll.
Profitabilität auf Rekordniveau: Die „Renaulution“ trägt Früchte. Im ersten Halbjahr 2024 erzielte die Renault-Gruppe eine Rekordmarge von 8,1 Prozent. „Dieses Jahr werden wir wahrscheinlich als der profitabelste Autokonzern in Europa abschließen“, prognostiziert de Meo selbstbewusst.
Elektro-Offensive „Made in Europe“
Renault setzt bei seiner Elektro-Strategie auf Produktion in Europa. Im nordfranzösischen Douai hat der Konzern ein Produktionszentrum für Elektromobilität geschaffen. Herzstück ist eine Gigafactory für Batterien, die in Kooperation mit dem japanischen Batteriespezialisten AESC entstanden ist.
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Clevere Partnerschaft senkt Kosten: Durch die Kooperation konnte Renault die Investitionskosten für die Batterieproduktion deutlich senken. „Wir haben weniger als 100 Millionen Euro für unsere Batteriekapazitäten ausgeben müssen, während die Kosten der Wettbewerber in diesem Bereich zwischen fünf und sieben Milliarden Euro liegen“, rechnet de Meo vor.
Ampere: Die Elektro-Speerspitze
Um die Elektromobilität voranzutreiben, hat Renault die Sparte Ampere ausgegründet. Ampere agiert als eigenständiger Elektroauto-Bauer und orientiert sich stark an den Innovationen aus China. „China ist für uns dabei kein Absatzmarkt, sondern eine Inspirationsquelle“, erklärt ein Ampere-Manager.
Fokus auf erschwingliche Modelle: Mit dem E-Twingo will Ampere ein Elektroauto für die breite Masse auf den Markt bringen. Das Modell soll in Slowenien produziert werden und den deutschen Autobauern im Preiskampf Paroli bieten. Volkswagen plant erst 2027 mit dem ID.1 ein vergleichbares Modell auf den Markt zu bringen.
Fazit: Renault hat sich neu erfunden. Der einstige Pleitekandidat ist zum profitabelsten Autobauer Europas avanciert und setzt mit seiner Elektro-Offensive neue Maßstäbe. Die „Renaulution“ ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie ein Traditionskonzern durch konsequente Transformation und clevere Strategien den Sprung in die Zukunft schaffen kann.
Jetzt hat Renault alle Chancen, von der bemerkenswerten Disruption bei Elektroautos und Batterien zu profitieren. Allerdings geht die Entwicklung bereits weiter: Im nächsten Schritt wird autonomes Fahren hinzukommen. Geschäftsmodelle wie „Transport as a Service“ werden die Oberhand gegenüber dem Fahrzeugkauf gewinnen. Der Wandel von Renault wird also weitergehen – vom Technologieanbieter zum Mobilitätsdienstleister.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.
Keine Ahnung, was diese Jubelmeldungen sollen. Die angebliche Fokussierung für Elektromobilität findet wo statt? Wo in Europa sind die Zulassungen?
Der BEV-Markanteil geht immer mehr in Richtung Null. Keines der neu auf den Markt gekommene Modelle hat sich bislang durchgestetzt und der R5e oder R4e sind reine Hoffnung.
Den elektrischen Twingo gibt es schon und der ist quasi unverkäuflich. Was soll ein neues Modell mehr bringen?
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