ReNew: Goldman Sachs finanziert Indiens wichtigstes Energie-Startup
ReNew Power hat dieses Jahr mehr als eine Milliarde US-Dollar für Solar- und Windprojekte erhalten. Das Land will 500 Gigawatt bis 2030.
Indien ist der drittgrößte Emittent von CO2. 72 Prozent der Elektrizität des Landes stammen aus Kohlekraftwerken. Der Energiehunger des Landes, in dem große Teile der Bevölkerung keinen Zugang zu Strom haben, wächst weiter. Hoffnung macht der Preisverfall der Erneuerbaren Energien. Beim Aufbau von Solarkraftwerken, Windkraftanlagen und der Bestückung von Hausdächern mit Solarmodulen entwickelt sich das indische Cleantech-Startup ReNew Power zum wichtigen Pionier.
RenNew Power, das in diesem Jahr eine Billion Dollar von externen Geldgebern für sein Wind- und Solargeschäft erhalten hat, ist zu 49 Prozent im Besitz der Großbank Goldman Sachs. ReNew ist schon heute einer der größten, unabhängigen Erzeuger erneuerbarer Energien in Indien – mit einer Erzeugungskapazität von fünf Gigawatt, die in den kommenden 18 Monaten um drei Gigawatt erweitert werden soll.
Nimmt man die Wasserkraft hinzu, hat Indien eine erneuerbare Erzeugungskapazität von 118 Gigawatt und nimmt damit bereits Platz 5 aller Länder weltweit ein. Die Regierung will bis 2030 stolze 500 Gigawatt installiert haben. Ein Grund: Erneuerbare Energien sind billig geworden – 30 bis 40 Prozent günstiger als Kohle. Der Haken: Bislang fehlt es an Möglichkeiten, die tagsüber erzeugte Solarenergie auch für die Nächte zu speichern.
Narendra Modi, der Premierminister, der 2014 an die Macht kam, treibt den Ausbau erneuerbarer Energien voran. Seitdem wurden 20.000 Megawatt Wind- und Solarenergie installiert. Was das Land braucht, sind insbesondere weitere Investitionen von Investoren wie Goldman Sachs, um die Erzeugungskapazität weiter zu steigern. 2015 sicherte Bundeskanzlerin Merkel der Modi-Regierung im Rahmen einer deutsch-indischen Solarpartnerschaft finanzielle Mittel in Höhe von einer Milliarde Euro für Solarparks und Aufdachanlagen zur Verfügung.
ReNew Power sammelte beispielsweise im Juni 300 Millionen Dollar von Investoren wie Goldman Sachs, Abu Dhabi Investment Authority und Canada Pension Plan Investment Board ein. Bereits Anfang des Jahres steuerte die Overseas Private Investment Corp, die Entwicklungsbank der US-Regierung, 350 Millionen Dollar Fremdkapital und 375 Millionen Dollar über grüne Anleihen bei. „Wir stehen am Anfang eines ziemlich bedeutsamen Energiewandels“, sagt Sumant Sinha, der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens gegenüber CNN Business, das mittlerweile acht Jahre alt ist.
Herausforderungen gibt es für Sinha und sein Team aber genug: Neben fehlenden Speichermöglichkeiten hat die Regierung einen Zoll für Solarmodule aus China und Malaysia erhoben, mit dem Ziel, die heimische Produktion anzukurbeln. Der Energiebedarf Indiens wird sich bis 2040 mehr als verdoppeln. Die Abkehr von der billigen, oft einheimischen Kohle wird also noch sehr lange dauern.
Um die Schwierigkeiten der Netzintegration von Erneuerbarer Energie in Indien zu überwinden, fördert die KfW im Rahmen des deutsch-indischen Vorhabens „Grüne Energiekorridore“ Investitionen von mehr als einer Milliarde Euro die Anbindung von Solar-, Wind- und Wasserkraftwerken an das indische Stromnetz. Um auch den Energieverbrauch zu mindern, unterstützt sie indische Unternehmen und Haushalte dabei, bei der Produktion und in Wohngebäuden effizienter mit Energie umzugehen und Stromverluste zu verringern.
Die Informationen zeigen: Indiens wichtigstes Energie-Startup ReNew Power, finanziert von einheimischen Unternehmen und ausländischen Geldgebern wie etwa Goldman Sachs, ist ein Pionier für eine Energiewende, die momentan aussichtslos erscheint. Aber: Jedes Solarmodul, jeder Solarpark, der per Auktion vergeben wird und jedes Windrad hilft, mehr Menschen mit Energie zu versorgen und die Luftverschmutzung im Land ein klein wenig zu reduzieren. Es ist ein verdammt weiter Weg für Indien.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.