Thomas Ramges „Die Sonne dimmen“ ist ein mutiges und zugleich alarmierendes Buch, das uns mit der harten Realität des Klimawandels konfrontiert. Es ist kein Loblied auf Geoengineering, sondern ein dringender Appell, uns mit einer Technologie auseinanderzusetzen, die wir vielleicht eines Tages als letztes Mittel einsetzen müssen. Nicht, um ein „Weiter-so“ zu zementieren, sondern um uns mehr Zeit für die Dekarbonisierung zu erkaufen.
Ramge, ein profilierter Wissenschaftsautor und scharfsinniger Beobachter technologischer Entwicklungen, zeichnet ein düsteres Bild unserer Zukunft. Er warnt vor einer „2,5-Grad-Welt“, in der Kipppunkte im Klimasystem unumkehrbare Kettenreaktionen auslösen und die Erde in eine Heißzeit stürzen könnten. In diesem Szenario könnte solares Geoengineering, so unangenehm es auch sein mag, zur einzigen Option werden, um die schlimmsten Auswirkungen abzuwenden.
Ramge macht deutlich, dass Geoengineering keine Wunderlösung ist, sondern ein riskantes Experiment mit ungewissem Ausgang. Es ist ein Eingriff in das komplexe System Erde, dessen Folgen wir noch nicht vollständig abschätzen können. Doch er betont auch die Notwendigkeit, diese Technologie jetzt zu diskutieren und zu erforschen, um im Ernstfall vorbereitet zu sein.
Solar Geoengineering sieht Ramge als die Kombination aus CO2-Filterung (Direct Air Capture), also die Technologie, die etwa Climeworks und Carbon Engineering vorantreiben, und eben den Eingriffen in die Natur, damit weniger Sonnenstrahlen in die Nähe der Erde gelangen. Denkbar ist, Schwefeldioxid in die Stratosphäre durch Spezialflugzeuge einzubringen, um damit einen feinen „Aerosol-Schleier“ über der Erde überall auszubreiten.
Der Autor hat im NDR ein langes Interview gegeben.
Das Prinzip folgt den wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Vulkan-Ausbrüchen, die zu entsprechenden Effekten führen. Beim Ausbruch des Pinatubo war die Folge, dass die globale Temperatur kurzfristig um 0,5 Grad sank. Bevor ein großes Experiment am Äquator startet, das den Schleier überall ausbreiten soll, könnten auch gezielt oberhalb der Pole Solar Geoengineering eingesetzt werden, um deren Abschmelzen zu stoppen.
Das Buch ist ein Plädoyer für globale Zusammenarbeit und verantwortungsvolle Steuerung von Geoengineering. Ramge warnt vor den Gefahren eines unilateralen Vorgehens und fordert einen internationalen Rahmen, der Transparenz, Verantwortlichkeit und Gerechtigkeit gewährleistet. Alleingänge – wie sie auch beispielsweise das Unternehmen Make Sunsets macht – werden von Ramge kritisch gesehen. Es bräuchte eine gemeinsame Entscheidung und klare wissenschaftliche Begleitung, um Risiken und Nebenwirkungen jederzeit transparent zu haben.
„Die Sonne dimmen“ ist kein leichtes Buch, aber ein wichtiges. Es zwingt uns, uns mit einer unangenehmen Realität auseinanderzusetzen und über Lösungen nachzudenken, die jenseits des Gewohnten liegen. Ramges Buch ist ein Weckruf, der uns daran erinnert, dass wir keine Zeit mehr verlieren dürfen im Kampf gegen die Klimakrise. Es ist ein Muss für alle, die sich für die Zukunft unseres Planeten interessieren und bereit sind, sich mit unbequemen Wahrheiten auseinanderzusetzen.
Die Verlockungen des solaren Geoengineerings sind gewaltig. Es steht zu befürchten, dass die entsprechenden Methoden mit falschen Interessen verbunden werden. Und: Die relativ zeitnahe Abkühlung der Welt wäre in einer Hinsicht kontraproduktiv: Städte, Länder und Kontinente werden zunehmend auf eine wärmere Welt vorbereitet. Wären diese Entwicklungen dann unnötig?
Fazit: „Die Sonne dimmen“ ist ein visionäres und zugleich alarmierendes Buch, das uns vor Augen führt, welche Herausforderungen uns in einer sich rapide verändernden Welt erwarten. Es ist ein Plädoyer für vorausschauendes Denken und Handeln, um die Zukunft unseres Planeten zu sichern. Ramges eindringliche Warnung und sein Aufruf zum Handeln sollten von politischen Entscheidungsträgern, Wissenschaftlern und der breiten Öffentlichkeit gleichermaßen ernst genommen werden.
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Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.