„Gamechanger“ für autonomes Fahren in Hamburg: MOIA testet VW ID.Buzz AD

Hamburg will Vorreiter in Sachen autonomer Mobilität sein und setzt dazu auf die Expertise von MOIA und Volkswagen. Die Tochtergesellschaft MOIA, die bereits seit 2019 einen erfolgreichen Ridepooling-Dienst mit über elf Millionen beförderten Fahrgästen in der Hansestadt betreibt, erweitert ihr Angebot nun um selbstfahrende Fahrzeuge. Ab Mitte 2025 sollen die ersten ID.Buzz AD im Hamburger Stadtverkehr zum Einsatz kommen und den ÖPNV der Zukunft mitgestalten.

MOIA: Vom fahrergesteuerten Ridepooling zum autonomen „Gamechanger“

MOIA hat das vollelektrische Ridepooling in Hamburg nicht nur etabliert, sondern maßgeblich geprägt. Mit über elf Millionen beförderten Fahrgästen ist der Service fester Bestandteil des Mobilitätsmixes der Stadt und liefert wertvolle Daten für die Optimierung des Angebots.

Doch das Unternehmen ruht sich nicht auf den Lorbeeren aus. Mit dem autonomen Fahren geht das Unternehmen den nächsten Schritt und will das Angebot noch attraktiver und effizienter gestalten. „Dieses Fahrzeug ist der Gamechanger„, ist sich MOIA-Chef Sascha Meyer (Linkedin) sicher.

Der ID.Buzz AD im Detail: Hightech für maximale Sicherheit

Der speziell für autonomes Fahren entwickelte Elektro-Bulli ist mit modernster Sensorik ausgestattet, die ihm ein 360°-Bild seiner Umgebung liefert:

  • 13 Kameras: Erfassen das gesamte Umfeld des Fahrzeugs in Echtzeit, erkennen Verkehrsteilnehmer, Ampeln und andere wichtige Objekte.
  • 9 Lidare: Ermöglichen eine präzise 3D-Wahrnehmung der Umgebung, auch bei schlechten Sichtverhältnissen wie Regen, Nebel oder Dunkelheit.
  • 5 Radare: Messen die Geschwindigkeit und Entfernung von Objekten, selbst wenn diese von Kameras oder Lidar nicht erfasst werden können.

Diese Daten werden von Hochleistungsrechnern verarbeitet, die daraus präzise Fahrbefehle generieren. Zusätzlich verfügt der ID.Buzz AD über redundante Systeme für Bremsen, Lenkung und Stromversorgung, um maximale Sicherheit zu gewährleisten. Im Inneren bietet das Fahrzeug ein komfortables und modernes Ambiente. Breite Sitze, eine erhöhte Decke und helle Farben sorgen für ein angenehmes Fahrerlebnis. Intuitive Bedienelemente und hohe Sicherheitsstandards runden das Raumkonzept ab.

Hamburg: Testfeld für die Mobilität der Zukunft

„Wir holen das autonome Fahren nach Europa, nach Deutschland, nach Hamburg“, verkündete Verkehrssenator Anjes Tjarks (bei X). Hamburg hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 bis zu 10.000 autonome Fahrzeuge in der Stadt zu integrieren. Diese Vision könnte den Verkehr nachhaltig entlasten, Staus reduzieren und die Lebensqualität der Bürger verbessern.

Städte neu denken mit autonomen Fahrzeugen

Mobilitätsexperte Prof. Andreas Herrmann von der Uni St. Gallen sieht in autonomen Fahrzeugen wie Teslas Cybercab die Chance, Städte „neu zu denken“. Robotaxis, die rund um die Uhr im Einsatz sind, könnten den Bedarf an Fahrzeugen in Städten um ein Vielfaches reduzieren. Straßen und Verkehrswege könnten neu gestaltet und der städtische Raum effizienter genutzt werden. Oslo plant beispielsweise, bis 2030 30.000 autonome Shuttles von Waymo einzuführen und den privaten Pkw-Verkehr in der Stadt möglicherweise sogar zu verbieten.

Fortschritte beim autonomen Fahren: Der ID.Buzz AD im Praxistest

Wie Jörn Lauterbach, ein Redakteur der WELT, bei einer Probefahrt feststellen konnte, hat die Technologie in den letzten Jahren deutliche Fortschritte gemacht. Der ID.Buzz AD fährt mittlerweile problemlos im Stadtverkehr mit und meistert Herausforderungen wie parkende Autos, Fußgänger und Baustellen souverän. Dabei verhält er sich „wie ein routinierter Taxifahrer“, so MOIA-Chef Meyer.

Herausforderungen und Chancen: Wirtschaftlichkeit und Akzeptanz

Die größte Herausforderung für MOIA und andere Anbieter autonomer Fahrdienste ist die Wirtschaftlichkeit. Die aufwendige Sensorik, insbesondere Lidar und Radar, macht die Fahrzeuge teuer. Ob sich dieser Ansatz langfristig durchsetzt, bleibt abzuwarten. Tesla und andere Unternehmen setzen hingegen auf Kameras und künstliche Intelligenz.

Trotz der Herausforderungen bietet autonomes Fahren enorme Chancen:

  • Effizienzsteigerung: Weniger Fahrzeuge für den gleichen Transportbedarf.
  • Verbesserung der Verkehrssicherheit: Autonome Systeme können menschliche Fehler vermeiden.
  • Komfort und Flexibilität: Fahrgäste können die Zeit im Fahrzeug sinnvoll nutzen.
  • Barrierefreiheit: Autonome Fahrzeuge ermöglichen mobilitätseingeschränkten Menschen mehr Teilhabe.
  • Umweltfreundlichkeit: Elektrofahrzeuge tragen zur Reduzierung von Emissionen bei.
  • Einsatzmöglichkeiten bei Katastrophen: Autonome Fahrzeuge könnten zentral gesteuert werden, um Menschen aus Gefahrengebieten zu evakuieren und Hilfsgüter zu transportieren.

Akzeptanz und die Zukunft des Ridepoolings in Hamburg

Umfragen zeigen, dass 75 Prozent der Nutzer auch ein autonomes MOIA-Fahrzeug nutzen würden. Die Akzeptanz in der Bevölkerung ist also hoch. Der Ausbau des Ridepoolings in Hamburg ist laut MOIA nur durch autonome Fahrzeuge möglich, da es an Fahrerinnen und Fahrern fehlt. Gleichzeitig entstehen durch Ridepooling-Dienste neue, höherwertige Arbeitsplätze im Hintergrund, beispielsweise in den Steuerungszentralen.

Fazit: Hamburg gestaltet die Zukunft der urbanen Mobilität

MOIA und Volkswagen leisten mit dem Test des autonomen Fahrzeugs in Hamburg einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung der Mobilität von morgen. Das Projekt zeigt, welches Potential autonomes Fahren für den ÖPNV hat und wie es die Lebensqualität in Städten verbessern kann. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich diese Technologie weiterentwickelt und welche Rolle sie in Zukunft spielen wird.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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