MyTaxi Match: Ride-Sharing macht Taxi-Fahren attraktiver
Daimler-Tochter MyTaxi startet Ride-Sharing-Service nun auch in Berlin - zumindest am Abend / Taxi-Verband begrüßt neues Angebot / Ride-Sharing-Markt boomt global
Wer Clean Disruption von Stanford-Mann Tony Seba (Provisions-Link) liest, dem kann Angst und Bange um die eine oder andere Industrie werden. Die technologische Disruption, die bei Transport und Energie unmittelbar bevorsteht, wird gewaltige Veränderungen zur Folge haben. Ein Dienst, dem große Perspektiven vorhergesagt werden: Ride-Sharing. In Berlin kommt das Sammeltaxi nun ebenfalls auf die Straße: Über die MyTaxi-App und den Service MyTaxi Match.
MyTaxi gehört zum Daimler-Konzern und zeigt, dass sich die etablierten und bislang überaus erfolgreichen Autobauer längst auch um die Zielgruppen bemühen, die in zwei, fünf oder zehn Jahren kein eigenes Auto mehr besitzen werden – weder mit Elektromotor noch mit Verbrennungsmotor. Für diese ist Taxi-Fahren aber bislang oft zu teuer und der ÖPNV zu unbequem.
Es macht also Sinn, das Angebot der Vermittlungs-App von MyTaxi auszuweiten – das Sammeltaxi reduziert den Fahrpreis um bis zu 50 Prozent, wenn auf der Strecke oder mit kleinem Umweg auch andere Kunden zu finden sind. Gerade junge Menschen, die bislang nicht typische Taxi-Fahrer sind, dürften über das Ride-Sharing an den Service herangeführt werden können.
Den neuen Service von MyTaxi gibt es vorerst nur zu eingeschränkten Zeiten (ab 18 Uhr) in Hamburg und ab sofort auch in Berlin. Dort wird Daimler im Sommer gleich auch ein zweites Angebot launchen: Unter dem Namen Berlkönig und in Zusammenarbeit mit den Berliner Verkehrsbetrieben kommt ein weiterer Ride-Sharing-Service nach Berlin. Clevershuttle ist in Berlin mit einem Ride-Sharing-Service mit Elektroautos aktiv.
Beim Service von MyTaxi Match werden nach dem Klick in der App Mitfahrer gesucht, die ein ähnliches Ziel haben. Das soll nicht länger als 45 Sekunden dauern. Bei jedem Zwischenstopp wird neu ausgerechnet, wie viel jeder zahlen muss. Im Gegensatz zum amerikanischen Dienst Uber, dem in Deutschland Ablehnung entgegen bläst, setzt MyTaxi auf etablierte Taxi-Fahrer mit entsprechender Lizenz. Für die sinken durch das Ride-Sharing zwar die Umsätze pro Fahrt – dafür können sie aber mögliche zusätzliche Zielgruppen erschließen.
Taxiverband begrüßt MyTaxi Match
Der Deutsche Taxi- und Mietwagenverband unterstützt das Angebot von MyTaxi – weil er erkennt, dass man sich vor neuen Konkurrenten wappnen muss. Geht es nach dem Hamburger Dienstleister, wird das zusätzliche Angebot künftig auch in weiteren Städten wie München oder Lissabon angeboten. Interessant: Bisherige Fahrten mit dem Ride-Sharing-Dienst verlängerten sich in Hamburg im Schnitt um 1,2 Kilometer oder etwas weniger als fünf Minuten, berichtet DIE WELT.
Dieses Video erklärt den neuen Service leicht verständlich:
Im globalen Ride-Sharing Markt ist eine unglaubliche Dynamik drin – Player wie Sony, Alibaba oder Bosch mischen indirekt oder indirekt mit und wollen ein Stück des Marktes abbekommen. Grund für diesen Boom ist die Annahme, dass das Zeitalter des Auto-Besitzes rasch zu Ende gehen wird. So interessieren sich in den USA laut Tony Seba zehn Prozent derjenigen, die ihr Auto gebraucht verkaufen, gar nicht mehr für eine Neuanschaffung.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.