Rockefeller Foundation: 5-Milliarden-Stiftung beendet fossile Investments

Die Stiftung des Öl-Magnaten John D. Rockefeller Senior sieht mittelfristig keine Notwendigkeit mehr, fossile Rohstoffe zu verbrennen.

Die Rockefeller Foundation ist die bislang größte Stiftung in den USA, die sich von sämtlichen Beteiligungen an fossilen Brennstoffen trennen, und keine weiteren Investitionen in die fossile Brennstoffindustrie mehr tätigen wird. Ausgerechnet die Stiftung also, die nicht nur vom Ölmagnaten John D. Rockefeller Sr. gegründet wurde, sondern auch durch die Förderung von Öl zu Reichtum kam.

Heute beträgt das Vermögen der Rockefeller Foundation rund fünf Milliarden Dollar – der fossile Anteil liegt bei zwei Prozent. Der Vorsitzende der Stiftung, Rajiv Shah betonte nach der Entscheidung des Stiftungs-Kuratoriums im CNN-Interview, das Verbrennen fossiler Rohstoffe sei langfristig nicht mehr nötig, damit unsere Wirtschaft nachhaltig wachsen könne. „Wir wissen, dass die Klimakrise absolut dringlich ist“, so die eindeutigen Worte von Rajiv Shah.

Die Rockefeller Foundation trennt sich nun also von ihren Beteiligungen an fossilen Brennstoffen und wird keine weiteren, entsprechenden Investitionen tätigen. Der Rückzug einer solchen Ikone der Ölindustrie hat natürlich hohen Symbolcharakter – allerdings gibt es auch immer noch einen Käufer der entsprechenden Assets, der das zu Ende gehende Ölzeitalter möglicherweise noch nicht sehen wird. Der reale Nutzen der Entscheidung von Rockefeller hängt also entscheidend davon ab, was nun als nächstes passieren wird. Denkbar wäre natürlich, dass Umweltschutzorganisationen oder andere Initiativen zuschlagen, um die mit dem Geld verbundenen Aktivitäten auch wirklich zu beenden.

Um die Bedeutung zu verstehen, ist es wichtig, die Historie zu kennen: Rockefellers Standard Oil kontrollierte im frühen 20. Jahrhundert mehr als 90 Prozent der US-amerikanischen Erdölindustrie, die damals natürlich noch wesentlich kleiner war. Erst 1911 wurde das Monopol mit dem Sherman Antitrust Act vom Obersten Gerichtshof der USA beendet – aus dem Rockefeller-Imperium gingen 34 Unternehmen, darunter die Global Player Exxon, Amoco und Chevron hervor.

Durch die Auflösung der Rockefeller Standard Oil wurde John D. Rockefeller Sr. reich. Als Reaktion gründete er 1913 die heutige Rockefeller Foundation. Die Ziele der Stiftung seit mehr als 100 Jahren:

  • Die Welt ernähren
  • Gesundheit für alle erreichen
  • Energiearmut beenden
  • Chancengleichheit und wirtschaftliche Möglichkeiten ausbauen und
  • neue Grenzen nutzen.

Neben der Ankündigung, aus fossilen Investments auszusteigen, will die Stiftung in den kommenden drei Jahren eine Milliarde Dollar für die grüne Wiederbelebung der Wirtschaft nach der Pandemie spenden. Seit ihrer Gründung hat die Stiftung 22 Milliarden Dollar verteilt – aber keine der Investitionen war größer als diese.

Heute machen fossile Brennstoffe noch zwei Prozent des Stiftungs-Vermögens aus, 2014 waren es noch vier Prozent. Sehr schnell soll dieser Anteil halbiert werden, um dann ganz aussteigen zu können.

Das nun folgende Kapitel basiert auf der Sicherung einer gerechten, nachhaltigen Zukunft, in der es echte Chancen für alle gibt. Die Priorisierung der Stiftung auf bahnbrechende Durchbrüche in den Bereichen Technologie und Daten entspricht genau der Vision von John D. Rockefeller, Investitionen in größerem Umfang zu fördern und kreative und wissenschaftlich fundierte Lösungen für unlösbare Probleme zu suchen.

Auch mehrere Schwester-Organisationen der Rockefeller Foundation, wie der Rockefeller Brothers Fund oder der Rockefeller Family Fund, haben sich zu einem Abschied von fossilen Brennstoffen bekannt. Der Rockefeller-Erbe David Kaiser, der im Juli diesen Jahres starb, und den Rockefeller Family Fund leitete, galt als Aktivist für den Klimawandel.

Die Umweltgruppe 350.org hat aufgelistet, dass sich 1.300 Institutionen, die 14,5 Billionen Dollar kontrollieren, sich bislang von fossilen Brennstoffen gelöst haben. Mehr Divestment muss unbedingt folgen. Denn alle heutigen Investitionen in die Förderung von Öl, werden in wenigen Jahren „Stranded Assets“ sein. Nur die Abkehr des Finanzsektors von der Verbrennung von Öl und Gas hilft, die Erderwärmung erträglich zu halten, und Energie und Mobilität sauberer in die Zukunft zu bringen.

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Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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