rPET Durchbruch: Pepsi, L’Oréal und Nestlé produzieren Flaschen aus enzymatisch recyceltem Kunststoff
Markenartikler nutzen enzymatisches Recycling-Verfahren zur Produktion von lebensmittel-tauglichen rPET Flaschen.
Nach zehnjähriger Forschung gibt es einen Durchbruch für sogenanntes rPET, also PET-Kunststoff, der vollständig aus recyceltem Material besteht. Einem Konsortium um die Markenartikler L’Oréal, Nestlé Waters, PepsiCo und Suntory Beverage & Food Europe und das französische Cleantech-Unternehmen Carbios ist es weltweit erstmalig gelungen, lebensmittel-taugliche PET-Flaschen zu produzieren, die vollständig aus enzymatisch recyceltem Kunststoff (rPET) hergestellt wurden.
Jeder der Markenartikler hat basierend auf der enzymatischen Recyclingtechnologie rPET Musterflaschen für einige ihrer führenden Produkt hergestellt – u.a. Biotherm, Perrierer, Pepsi Max und Orangina. Carbios nutzt ein in Komposthaufen natürlich vorkommendes Enzym, das gewöhnlich die Blattmembrane abgestorbener Pflanzen abbaut.
Durch die Anpassung dieses Enzyms hat Carbios das Enzym so optimiert, dass es jede Art von PET-Kunststoff (unabhängig von der Farbe oder Komplexität) in seine Bausteine zerlegt. Anschließend werden die Bausteine wieder verwendet, um neuwertigen Kunststoff herzustellen.
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PET-Kunststoffe, die sonst im Müll landen oder verbrannt würden, können mit dem Carbios-Verfahren einem kontinuierlichen Recycling-Kreislauf zugeführt werden. Das Verfahren läuft zudem mit hoher Geschwindigkeit ab – in nur 16 Stunden werden 97 Prozent des Kunststoffs abgebaut. Damit ist diese Methode 10.000 mal effizienter als jeder bisherige biologische Kunststoff-Recyclingversuch (vgl. hierzu den wissenschaftlich belegten Artikel in Nature).
Mit dieser Weltpremiere für rPET haben wir aus enzymatisch recyceltem farbigem und komplexem Kunststoff lebensmitteltaugliche, transparente Flaschen geschaffen, deren Eigenschaften mit denen von PET-Neuware identisch sind, und in Zusammenarbeit mit dem Konsortium die Umsetzbarkeit der Technologie bei führenden Marken bewiesen. Dies ist eine wahrhaft transformative Innovation.
Jean Claude Lumaret, CEO von Carbios
Die Unternehmen arbeiten zusammen an der Skalierung dieser Innovation, um der weltweiten Nachfrage nach nachhaltigen Verpackungslösungen gerecht zu werden. Im September 2021 will Carbios den ersten Spatenstich für eine Demonstrationsanlage setzen, bevor im Jahr 2025 eine industrielle Anlage mit einer Kapazität von 40.000 Tonnen in Betrieb genommen werden soll.
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Enzymatisches Recycling überwindet das Problem der Degradation, die beim herkömmlichen Recycling auftreten kann, und eignet sich für jede Art von PET-Kunststoff. Da das Recyclingverfahren von Carbios unter schonenden Bedingungen arbeitet, kann es auch den CO2-Fußabdruck der PET-Abfallbehandlung senken, indem es 30 Prozent der CO2-Emissionen im Vergleich zu einem konventionellen End-of-Life-Mix aus Verbrennung und Deponierung einspart.
Carbios will seine Technologie an PET-Hersteller auf der ganzen Welt lizenzieren und damit die globale Einführung des enzymatischen Recyclings für alle Arten von PET-basierten Produkten voranbringen.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.
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