Erst vor einem Monat hatte Bye Aerospace einen elektrischen Neunsitzer auf Basis der Batterie-Technologie des britischen Cleantech-Startups Oxis Energy angekündigt.
Es ist ein signifikanter Rückschlag für die Elektrifizierung der Luftfahrt: Das britische Cleantech-Startup Oxis Energy, das besonders leichte Batteriezellen insbesondere für die Luftfahrt entwickelt hat, wird nach Informationen von electrive.net und eenews verkauft oder sogar abgewickelt. Die Finanzausstattung reichte nicht aus, um die weitere Entwicklung der Quasi-Festkörper-Zelle voranzutreiben. Ursprünglich wollte Oxis Energy ab Herbst die Zellen zu Testzwecken und als „Proof of Concept“. Im Jahr 2022 sollte die Serienfertigung starten. Jetzt der Rückschlag.
Während der Spezialist für Lithium-Schwefel-Batterien nun verkauft oder im Extremfall abgewickelt wird, könnte die Technologie durchaus fortgeführt werden. 43 Patentfamilien mit mehr als 200 Einzelpatenten sollen nun in Auktionen versteigert werden. Die Patente umfassen Elektrolytsysteme für Lithium-Schwefel-Zellen, Verfahren zum Bau von Lithium-Schwefel-Zellen sowie positive und negative Elektroden. Die Technologie hat eine höhere Energiedichte und ist inhärent sicherer als Lithium-Ionen-Zellen.
Oxis Energy beschrieb seine Lithium-Schwefel-Zelle zuletzt mit einer Energiedichte von 450 Wattstunden pro Kilogramm bzw. 550 Wattstunden pro Liter. in den kommenden zwei Jahren sollte der Sprung auf 550/700 gelingen, mit der Aussicht in 2024 auf 600/900 zu steigern. Angesichts vollmundiger Versprechen erstaunt es schon ein wenig, dass Ovis Energy offenbar keine Investoren finden konnte.
Generell sind Daten von Zellherstellern stets mit Vorsicht zu genießen. Der Kampf um die Technologien der Zukunft ist hart – die Marketingversprechen, die in der Öffentlichkeit kommuniziert werden, oft bei genauerem Hinsehen nicht viel Wert, weil zum Beispiel für eine ernsthafte Einschätzung relevante Daten weggelassen werden.
Rückschlag für Bye Aerospace
Die mögliche Abwicklung von Oxis Energy ist auch ein Rückschlag für die elektrische Luftfahrt. Erst vor einem Monat, im April 2021, hatte Bye Aerospace mit dem eFlyer 800 ein Flugzeug auf Basis der Lithium-Schwefel-Zellen von Oxis Energy angekündigt. Welche Auswirkungen die finanzielle Schieflage des Lieferanten hat, haben wir CEO George Bye bereits gefragt – und veröffentlichen die Antworten hier, sobald sie uns vorliegen.
Einer der bahnbrechenden Vorteile der Oxis-Technologie soll es sein, dass die Zellen 60 Prozent leichter sind als NMC-Batteriezellen. Außerdem kommen sie ohne Kobalt, Mangan, Nickel oder Kupfer aus – Rohstoffe, um die es aufgrund der Abbaubedingungen immer wieder Auseinandersetzungen gibt.
Lesen Sie hier mehr über die elektrische Luftfahrt sowie das Unternehmen
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.