RWE: Wie der neue Energiekonzern klimaneutral werden will

Klimaneutralität gelingt RWE vor allem durch gesetzlich vorgeschriebenen Kohleausstieg etwa in den Niederlanden.

Das ist schon ein bißchen dreist, oder? Die „Neue RWE“ rühmt sich damit, bis 2040 klimaneutral und eines der größten Unternehmen für Erneuerbare Energien werden zu wollen. Dabei wird das Ziel einzig und allein in Reichweite kommen, weil die Regierungen in Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien RWE zum Kohleausstieg zwingen. Ob das Energieunternehmen den Wandel ernsthaft will, bleibt mindestens abzuwarten. Skepsis ist angebracht.

„Klimaneutral bis 2040, eines der global führenden Unternehmen bei Erneuerbaren Energien, verantwortungsvoller Stromerzeuger aus allen Energiequellen“ – so beschreibt RWE die eigene, künftige Rolle in einer Pressemitteilung. Für die strategische Neuausrichtung habe sich das Unternehmen „ambitionierte Ziele“ gesetzt – konkret geht es um einen dreistufigen CO2-Minderungsplan in den kommenden 20 Jahren.

Fakt ist: Der Wandel ist vor allem politisch herbeigeführt und nicht aus dem Unternehmen heraus geschehen. 2020 wird RWE das letzte Kohlekraftwerk in Großbritannien stilllegen. In Deutschland gehen die Kohlekraftwerke bis 2038 wie von der Strukturwandelkommission vorgeschlagen schrittweise vom Netz. Und auch in den Niederlanden wird die Kohleverstromung bis 2030 politisch gewollt beendet.

Was bleibt von RWE nach dem Kohleausstieg?

Mit dem Ende des Zeitalters der Kohleverstromung bleibt RWE dann noch ein breites, internationales Portfolio mit Wind- und Solaranlagen, das pro Jahr mit 1,5 Milliarden Euro Investition weiter wachsen soll. Daneben setzt der Essener Versorger aber auch auf Speicher, Biomasse und „vornehmlich mit grünem Gas betriebene Gaskraftwerke“. Diese seien nach Einschätzung von RWE für die Versorgungssicherheit unverzichtbar.

Nach der Fusion des Erneuerbaren-Porfolios von E.ON und innogy hat RWE Renewables nun eine Kapazität von mehr als neun Gigawatt zu bieten. Hinzu kommen sollen Anlagen mit einer Leistung von 2,6 Gigawatt, die sich aktuell im Bau befinden. Das zeigt: Trotz aller Versuche, erneuerbare Energien in die Hände der Verbraucher zu legen, haben es die Big Player geschafft, auch in diesem Geschäft eine beachtliche Machtfülle zu ergattern. Für Preise und Verbraucher verspricht das eher nichts Gutes.

Daneben sieht sich RWE als Nummer 2 bei der Offshore-Windkraft – und zwar weltweit. Die geplanten Nettoinvestitionen von 1,5 Milliarden Euro pro Jahr schließen Windkraftanlagen Onshore und Offshore mit ein. Das Investitionsvolumen kann sich aber auf bis zu drei Milliarden Euro pro Jahr verdoppeln, wenn es entsprechende Projektpartnerschaften gibt.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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