Kommt der amerikanische E-Auto-Pionier an die Grenze zu Frankreich?
Gigafactory im Saarland? Gerade in Zeiten des Wandels ist aktive Standortpolitik ein probates Mittel, um Regionen wirtschaftlich zu stärken. Während Thüringen mit Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee an der Front die Chinesen von CATL nach Erfurt holen möchte, buhlen jetzt die hochrangigsten Politiker aus dem Saarland um eine Gigafactory von keinem geringeren als Elon Musk’s Tesla.
In Kürze wird Tesla seine Pläne für den Bau einer ersten Gigafactory außerhalb der USA präzisieren. In der Region Shanghai in einer Freihandelszone soll es soweit sein. Für das Tesla ist der Sprung auf den gewaltig wachsenden, chinesischen Markt ein wichtiger Meilenstein. Aber: Auch in Europa will sich Tesla mit dem Tesla Model 3 und Tesla Model Y, das im März 2019 präsentiert wird, stärker positionieren.
Daher ließ kürzlich ein Tweet als Antwort auf die Frage eines Nutzers aufhorchen: Elon Musk antwortete, ein Standort in Deutschland sei möglich – im Idealfall an der Grenze zu Frankreich, Belgien, Niederlande, Luxemburg, also den Benelux-Staaten.
Vielleicht wäre es sinnvoll an der deutsch-französischen Grenze, in der Nähe der Benelux-Länder (Elon Musk bei Twitter)
In den Niederlanden hat Tesla bereits ein kleines Werk. Nördlich des Saarlandes in der Eifel-Region ist der Sitz von Tesla Grohmann – dem Unternehmen, das Fertigungslinien für Tesla austüftelt.
Auf welchen Zeitpunkt sich der Tesla-Chef bezieht, ist nicht klar. Aber, nimmt man seine Aussage wörtlich, dürfen sich das Saarland und Rheinland-Pfalz berechtigte Hoffnungen machen, bald Standort einer Gigafactory zu sein.
Gigafactory im Saarland mit Chance?
Jetzt haben Ministerpräsident Tobias Hans und Anke Rehlinger, seine Vize-Regierungschefin im Saarland, gemeinsamen einen Brief an Musk geschrieben, um ihn zu einem persönlichen Gespräch einzuladen. Dabei betonten die Politiker auch die Vorzüge des eigenen Bundeslandes: Einerseits die Erfahrung in der Autoindustrie, andererseits Erfahrung mit Zukunftstechnologien wie Künstliche Intelligenz. In Saarbrücken befindet sich das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz.
Eine Antwort von Musk steht aus – zumindest via Twitter gab es zunächst keine Reaktion. Bis Ende des Jahres soll ein europäischer Standort ausgesucht werden. Es war ja in der Vergangenheit nicht immer so, dass Tesla von politischer Seite in Deutschland hofiert worden wäre. Insofern dürfte sich der Tesla-Chef nun über die neue Lage gefreut haben – denn immer wieder gibt es auch Anzeichen für Gespräche mit Wirtschaftsminister Altmaier. Und der hat seine Heimat ja bekanntermaßen im Saarland…
Tiefensee bestätigt Gespräche mit CATL
Unterdessen gibt es kaum Neuigkeiten zum heißen Thema der Ansiedlung des chinesischen Batterieproduzenten CATL. Alle Gerüchte und Medienberichte besagen, dass eine Entscheidung für einen Standort in der Region Erfurt kurz bevorsteht – in den nächsten zwei Wochen könnte es hierzu konkretere Informationen geben. Landeswirtschaftsminister Tiefensee hat Gespräche mit CATL bestätigt.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.