Schlaflabor-Studie: Infraschall von Windparks hat keine negativen Auswirkungen
Forscher untersuchen im Schlaflabor, ob es zum Wind-Turbinen-Syndrom bei Probanden kommt.
Rund um Infraschall von Windkraftanlagen gibt es viele Aussagen und Meinungen. Doch Wissenschaftler führen die Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindelgefühl oder Schlafstörungen auf psychische Ursachen zurück. Jetzt haben Forscher eine Schlaflabor-Studie durchgeführt, um neben den nachweisbaren Effekten auf hörbare Windpark-Geräusche auch die auf nicht-hörbaren Infraschall zu untersuchen. Die Ergebnisse der Untersuchung, die allerdings ur mit 37 Probanden über 3 Tage durchgeführt wurde, sind eindeutig.
Bislang zeigten wenige Studien, dass hörbare Windpark-Geräusche den Schlaf nicht beeinträchtigen. Unklarer war bislang die Lage rund um nicht hörbaren Infraschall – welche Auswirkungen hat dieser auf den Schlaf der Windpark-Anwohner? Die australische Schlaflabor-Studie zu Infraschall rund um Windkraftanlagen zeigt erstmals, dass auch der Infraschall den Schlaf von Windpark-Anwohnenden nicht beeinträchtigen sollte.
Für die Studie setzten Wissenschaftler des Woolcock Institute of Medical Research (Australien) Testpersonen im Schlaflabor 3 Tage lang Infraschall mit einem Schalldruckpegel von 90 dB aus. Dieses Infraschalllevel ist höher als das eines Windparks mit acht Windturbinen in einer Entfernung von 335 Metern.
Unter diesen Bedingungen klagten Anwohnende immer wieder über das sogenannte Wind-Turbinen-Syndrom (WTS). Dieses WTS fasst von Menschen im Zusammenhang mit Windenergie berichtete Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Schlafstörungen, aber auch Übelkeit, Tinnitus und Reizbarkeit zusammen.
Schlaflabor-Studie: Kein Wind-Turbinen-Syndrom
In der Laborstudie konnten die 37 gesunden, „lärmempfindlichen“ Erwachsenen keinen Unterschied zur Bedingung ohne Infraschall ausmachen. Ebenso löste der Windturbinen-Infraschall bei keiner Testperson WTS aus und beeinträchtigte weder den Schlaf, die Gehirnfunktion oder die kardiovaskuläre, noch die psychologische Gesundheit der Testpersonen maßgeblich.
Allerdings überraschen die Befunde aus wissenschaftlicher Sicht nicht: Die Befunde stehenim Einklang mit bisherigen empirischen Untersuchungen, die Effekte von Windturbinen-Infraschall auf die Gesundheit untersuchten. Letztlich, so die australischen Forscher, unterstützen die Ergebnisse dieser Studie im Labor die Theorie, dass WTS vorrangig durch den Nocebo-Effekt erzeugt wird, d. h. die Überzeugung einer Person, dass Infraschall von Windrädern schädlich ist.
„Wir konnten schlüssig zeigen, dass der von Windkraftanlagen erzeugte Infraschall weder für Schwindel noch für Übelkeit sorgt und auch Herzgesundheit, psychische Gesundheit sowie Schlaf nicht negativ beeinträchtigt. Die Unsicherheit rund um das Wind-Turbinen-Syndrom hat einen Schatten auf die Zukunft von Windparks geworfen – daher ist es großartig, ein so klares Studien-Ergebnis zu erhalten.“
Studienleiter Associate Professor Nathaniel Marshall
Einschränkend ist darzulegen, dass die Schlaflabor-Studie eine relativ kleine Gruppe von Testpersonen in einem vergleichsweise kurzen Zeitraum untersuchte.
Mehr zur Schlaflabor-Studie „Wind Farm ‚Noise‘ Not Harmful“ gibt es auf der Webseite der australischen Forscher.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.