Alternativer Fleischmarkt („Clean Meat“) wird bis 2029 auf 140 Milliarden US-Dollar wachsen – Startups arbeiten am zellbasierten Fleisch.
Unter Clean Meat werden in verschiedenen Verfahren gewonnene Fleisch-Alternativen subsumiert. Während bislang vor allem pflanzenbasierte Nahrungs-Alternativen dominieren und auch in Deutschland schon den Weg zum Discounter geschafft haben, arbeiten mindestens zwei Dutzend Unternehmen weltweit an tatsächlich aus Zellen gezüchtetem Fisch, Rind- und Hühner-Fleisch. Ganz vorne dabei ist Shiok Meats, ein Unternehmen, das sich auf Meeresfrüchte wie Garnelen spezialisiert hat.
Shiok Meats ist ein Startup aus Singpaur, das sich zum Ziel gesetzt hat, das erste Unternehmen weltweit zu werden, das im Labor gezüchtete Garnelen anbietet. Damit entstehen zunehmend Alternativen von zellbasiertem Fleisch, weil Verbraucher aus Gründen wie Gesundheit, Tier-, Klima- und Umweltschutz händeringend nach Fleischersatz suchen. Neben zell- und pflanzenbasierten Fleischalternativen arbeiten Startzps mittlerweile auch an Clean Meat aus dem 3D-Drucker…
Wie groß die Neugier und Nachfrage darauf ist, zeigen die Verkaufszahlen der Platzhirsche Beyond Meat oder Impossible Foods, die pflanzenbasierte Alternativen längst weltweit populär gemacht haben – von der Supermarkttheke (etwa Lidl mit seiner Marke Next Level Burger) über Schnellrestaurants bis hin zur Gourmetküche.
Der gesellschaftliche Druck, die wachsende Weltbevölkerung und nach wie vor Hungersnöte in vielen Regionen der Welt sind Fakten, die zu der Prognose führen, dass der Markt für „gefälschtes Fleisch“ im Jahr 2030 140 Milliarden US-Dollar (Schätzung von Barclays) wert sein könnte. Dabei ist echtes Fleisch, das aus Zellen außerhalb des Tieres gezüchtet wird noch eher am Anfang seiner Entwicklung.
Shiok Meats züchtet das Garnelen, Krabben oder Hummer, in dem es eine Zellprobe entnimmt. Anschließend werden die Zellen mit Nährstoffen gefüttert und bei wohlig-warmer Temperatur von 28 Grad Celsius gehalten. Das fördert die Vermehrung und beschleunigt somit die Entwicklung. Diese Fleischwerdung findet in einem Bioreaktor statt.
Der Haken des zellbasierten Labor-Fleischs: Ein Kilo Garnelenfleisch kostet heutzutage 5.000 Dollar. Ein einziger, asiatischer Knödel aus Schweinefleisch und Garnelen (Sui mai) hat somit einen Preis von 300 US-Dollar. Aber: Schon bis Ende des Jahres sollen die Kosten auf 50 US-Dollar pro Kilogramm sinken – mit der Skalierung der Produktion sinken auch die Kosten für die notwendigen Nährstoffe.
Gründerin von Shiok Meats ist Sandya Sriram, die hofft, in den kommenden Monaten eine Pilotanlage in Singapur aufbauen zu können, um dann wirklich das erste Unternehmen zu sein, das Garnelen aus dem Labor serviert. Dafür sind weitere fünf Millionen Dollar notwendig – und die Genehmigung der Lebensmittelaufsichtsbehörde.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.