
Klimakrise: Schnee in Hindu Kush Himalaya schwindet, bedroht Wasser für zwei Milliarden Menschen
Snow Update Report 2025 des Internationalen Zentrums für Integrierte Bergentwicklung (ICIMOD) / Solarenergie als lebensrettende Lösung?
In der Hindu Kush Himalaya-Region (HKH), dem Hochgebirge von Afghanistan bis Myanmar, schwindet ein lebenswichtiger Schatz: der Schnee, der Flüsse wie Indus, Ganges und Mekong speist. Der Snow Update Report 2025 des Internationalen Zentrums für Integrierte Bergentwicklung (ICIMOD) offenbart eine alarmierende Entwicklung: Die Schneepersistenz – die Dauer, die Schnee nach einem Schneefall am Boden bleibt – ist mit 23,6 Prozent unter dem Normalwert auf ein 23-Jahres-Tief gesunken. Dies bedroht die Wassersicherheit von fast zwei Milliarden Menschen in angrenzenden Ländern wie Afghanistan, Bangladesch, Bhutan, China, Indien, Myanmar, Nepal und Pakistan, die auf Schmelzwasser aus zwölf großen Flussgebieten angewiesen sind. Doch inmitten dieser Krise keimt Hoffnung: Solarenergie kann Meerwasser entsalzen, Grundwasser reinigen und Gemeinschaften retten. Dieser Artikel beleuchtet die Folgen der Klimakrise detailliert und zeigt, wie Solarenergie eine lebensrettende Lösung bietet.
Die Schneekrise: Ein menschliches Drama
Der HKH, oft als „Dritter Pol“ bezeichnet, ist ein Wasserturm für über zwei Milliarden Menschen in Afghanistan, Bangladesch, Bhutan, China, Indien, Myanmar, Nepal und Pakistan. Die Gebirge Hindu Kush und Himalaya beherbergen zusammen die größten Eis- und Schneereserven jenseits der Pole. Schmelzwasser aus Schnee macht etwa 23 Prozent des jährlichen Abflusses in den zwölf großen Flussgebieten aus und ist besonders in der trockenen Frühjahrssaison entscheidend für Landwirtschaft, Wasserkraft und Trinkwasserversorgung.
Doch der Snow Update Report 2025 zeigt: Im dritten Jahr in Folge liegt die Schneepersistenz unter dem Normalwert, und mit -23,6 Prozent markiert 2025 das niedrigste Niveau seit 2003. Seit Beginn der Aufzeichnungen gab es 13 Jahre mit unterdurchschnittlichem Schnee, doch die jüngste Häufung – vier der letzten fünf Winter mit Defiziten – ist ein Warnsignal.

Die Zahlen sind erschütternd. Das Mekong-Becken verzeichnet einen Rückgang der Schneepersistenz um 51,9 Prozent, das Salween-Becken um 48,3 Prozent, das tibetische Plateau um 29,1 Prozent. Selbst schneereiche westliche Becken wie Amu Darya (-18,8 Prozent) und Indus (-16,0 Prozent) sind betroffen.
Im Ganges-Becken, wo 2025 ein Defizit von -24,1 Prozent das niedrigste seit 23 Jahren ist, drohen reduzierte Frühjahrsflüsse, die Reis- und Weizenernten in Indien und Bangladesch gefährden. Im Indus-Becken, Heimat von 300 Millionen Menschen, fiel die Persistenz 2024 auf -24,5 Prozent; 2025 ist sie mit -16 Prozent etwas besser, doch die kumulativen Auswirkungen bedrohen die Wasserversorgung.
Diese Defizite verringern Flussläufe, schwächen die Wasserkraft und zwingen Gemeinschaften, knappe Trinkwasserreserven zu rationieren.
Die Krise ist zutiefst menschlich. Stellen Sie sich eine Bäuerin in Nepal vor, die ihre Felder nicht bewässern kann, oder eine Mutter in Afghanistan, die ihre Kinder mit dem letzten Eimer Wasser versorgt. In Pakistan kämpfen Dörfer entlang des Indus mit sinkenden Grundwasserspiegeln, während in Bangladesch die salzhaltigen Flüsse des Ganges-Deltas Trinkwasser knapp machen. Der Bericht hebt hervor, dass die Defizite nicht nur technische Herausforderungen sind, sondern das Leben von Millionen bedrohen, insbesondere in vulnerablen, ländlichen Gemeinschaften.
Warum die Krise eskaliert
Der Klimawandel ist der Haupttreiber dieser Krise. Er verzögert Schneefälle – 2025 begann der Schnee erst im Januar – und beschleunigt das Schmelzen durch höhere Temperaturen. Der Bericht zeigt, dass 13 unterdurchschnittliche Schneejahre seit 2003 ein Muster bilden, kein Zufall.
Besonders besorgniserregend ist die Häufigkeit: Vier der letzten fünf Winter (2020–2025) waren defizitär, mit 2025 als traurigem Höhepunkt. Dieses Muster wird durch unregelmäßige Niederschläge im Frühling verstärkt, die die Flussläufe weiter schwächen und das Risiko von Dürren erhöhen.
Die Auswirkungen sind vielschichtig:
- Landwirtschaft: Weniger Schmelzwasser bedroht Ernten im Ganges- und Brahmaputra-Becken, wo Millionen von Kleinbauern leben.
- Wasserkraft: Im Mekong-Becken gefährden reduzierte Flüsse die Stromversorgung, während im Yangtze-Becken die Effizienz des Drei-Schluchten-Damms sinkt.
- Trinkwasser: In Afghanistan verschärft das Defizit im Helmand-Becken (-15,2 Prozent) die Wasserknappheit, während im tibetischen Plateau (-29,1 Prozent) Gemeinschaften mit unregelmäßigen Wasserquellen kämpfen.
Die östlichen Becken wie Mekong und Salween, die weniger auf Schnee angewiesen sind, leiden dennoch unter extremen Schwankungen – von +80,3 Prozent im Mekong 2019 zu -51,9 Prozent 2025. Im Westen, wo Schnee dominanter ist, führen selbst moderate Defizite wie im Amu Darya (-18,8 Prozent) zu erheblichen Engpässen.
Ohne Maßnahmen drohen Grundwasserübernutzung, Dürren und Ernährungsunsicherheit, die besonders Downstream-Gemeinschaften treffen.
Solarenergie: Ein Hoffnungsschimmer
Solarenergie ist im sonnenreichen HKH ein Geschenk der Natur. Die Region, mit ihren hochgelegenen, wolkenfreien Hochebenen, bietet ideale Bedingungen für Solaranlagen. Indien hat bereits 70 Gigawatt Solarkapazität installiert, Pakistan und Nepal folgen. Doch das Potenzial ist weit größer: Studien schätzen, dass der HKH bis 2030 Hunderte Gigawatt Solarenergie erzeugen könnte. Diese Energie kann nicht nur Strom liefern, sondern auch die Wasserkrise direkt angehen.
Für Küstengebiete wie Bangladesch und Indien ist solarbetriebene Meerwasserentsalzung ein Gamechanger. Die Kosten für Solarenergie sind seit 2010 um 80 Prozent gesunken, was Entsalzung wirtschaftlich macht. In Bangladesch, wo salzhaltige Aquifere im Ganges-Delta Trinkwasser knapp machen, könnten Solaranlagen Millionen versorgen.
Eine 2023er-Studie zeigt: Eine 10-MW-Solaranlage kann täglich genug Wasser entsalzen, um 50.000 Menschen zu versorgen. Solche Anlagen könnten entlang der Küsten von Chittagong bis Kalkutta entstehen, die Abhängigkeit von schwindenden Flüssen reduzierend.
Im Binnenland reinigen solarbetriebene Systeme heute schon kontaminiertes Grundwasser. In Nepal haben kleine Solaranlagen mit UV- oder Filtersystemen wasserbedingte Krankheiten in abgelegenen Dörfern um 30 Prozent gesenkt. In Pakistan, wo Arsen im Grundwasser des Indus-Beckens ein Problem ist, könnten skalierte Solarlösungen sauberes Wasser liefern. Diese Systeme sind erschwinglich, wartungsarm und ideal für netzferne Gemeinschaften, die von schwindendem Schmelzwasser betroffen sind.
Vorteile von Solarenergie
Solarenergie bietet einzigartige Vorteile:
- Überschüsse: Tagsüber erzeugte Energie kann in Batterien gespeichert oder nachts für Wasseraufbereitung genutzt werden.
- Unabhängigkeit: Im Gegensatz zur Wasserkraft, die bei niedrigen Flussständen leidet, liefert Solar konstant Energie.
- Jobs: Solarprojekte schaffen Arbeitsplätze in Installation und Wartung, besonders in wirtschaftlich schwachen Regionen.
- Soziale Wirkung: Frauen, die oft Wasser holen, gewinnen Zeit für Bildung oder Einkommensarbeit, was Armut bekämpft.
In Afghanistan könnten Solarmikronetze im Helmand-Becken Wasserpumpen betreiben und lokale Märkte beleben. In Indien könnte der Überschuss aus dem 100-GW-Solarziel bis 2030 Wasser für Megastädte wie Kalkutta entsalzen. Im tibetischen Plateau, wo die Schneepersistenz von +92,4 Prozent (2022) auf -29,1 Prozent (2025) fiel, könnten Solaranlagen stabile Wasserquellen schaffen. Diese Projekte stärken nicht nur die Wassersicherheit, sondern auch die wirtschaftliche und soziale Resilienz.
Solarenergie ist skalierbar. Von kleinen Dorfanlagen bis zu großen Solarparks kann sie an lokale Bedürfnisse angepasst werden. In Bhutan, wo Wasserkraft dominiert, könnte Solar die Energieversorgung diversifizieren und Wasseraufbereitung unterstützen. Die Internationale Solarallianz, angeführt von Indien, bietet eine Plattform, um Technologie und Finanzierung zu bündeln.
Ein Weg nach vorn
Der Snow Update Report 2025 Bericht von ICIMOD fordert dringende Maßnahmen:
- saisonale Wasserspeicher,
- Dürrevorsorge,
- Frühwarnsysteme und
- regionale Zusammenarbeit.
Doch Solarenergie geht weiter, indem sie die Krise in eine Chance verwandelt. Regierungen sollten Solarinfrastruktur subventionieren, Entsalzungsanlagen fördern und grenzüberschreitende Partnerschaften stärken. Die acht HKH-Nationen, trotz geopolitischer Spannungen, teilen ein gemeinsames Schicksal in diesen Bergen. Gemeinsame Solarinitiativen könnten Fachwissen und Ressourcen vereinen, um jede Gemeinschaft zu erreichen.
Bäuerinnen, Hirten, Mütter, Kinder – das Durchhaltevermögen der Menschen ist der Puls dieser Region. Solarenergie ist ein Versprechen: sauberes Wasser aus entsalztem Meer oder gereinigten Quellen, blühende Felder trotz schwindenden Schnees. Stellen Sie sich ein Dorf vor, wo eine Solarpumpe summt und Kinder mit vollen Krügen lachen. Dies ist kein Traum, sondern eine machbare Zukunft, wenn wir jetzt handeln.
Die Krise erfordert Empathie und Innovation. Durch Investitionen in Solarenergie kann die Abhängigkeit von schwindendem Schmelzwasser gebrochen und Wasser für Millionen gesichert werden. Die HKH-Nationen müssen zusammenarbeiten, um Solaranlagen, Speichersysteme und Wasseraufbereitung zu priorisieren, unterstützt durch internationale Finanzierung und Technologietransfer.
Zusammenfassung: Snow Update Report 2025
Die Schneekrise im HKH, mit einem 23-Jahres-Tief der Schneepersistenz 2025 (-23,6 Prozent), bedroht zwei Milliarden Menschen durch schwindendes Schmelzwasser in Becken wie Mekong (-51,9 Prozent), Ganges (-24,1 Prozent) und Indus (-16,0 Prozent). Die Klimakrise verzögert Schneefälle und beschleunigt das Schmelzen, was Landwirtschaft, Wasserkraft und Trinkwasser gefährdet. Solarenergie bietet Rettung durch Meerwasserentsalzung und Grundwasseraufbereitung, unabhängig von Flüssen.
Investitionen in Solarinfrastruktur, regionale Kooperation und adaptive Maßnahmen sind dringend nötig. Mit Empathie und Innovation kann die Region eine wasserarme Zukunft in eine hoffnungsvolle verwandeln, indem sie die Sonne nutzt, um Leben zu erhalten.
Kernaussagen des Snow Update Report 2025:
- Schneekrise bedroht Millionen: Die Schneepersistenz im HKH ist 2025 mit -23,6 % auf einem 23-Jahres-Tief, was die Wasserversorgung für zwei Milliarden Menschen gefährdet.
- Flussgebiete schwer betroffen: Besonders Mekong (-51,9 %), Salween (-48,3 %) und Ganges (-24,1 %) leiden unter Defiziten, die Landwirtschaft und Wasserkraft schwächen.
- Klimakrise als Treiber: Verzögerte Schneefälle und beschleunigtes Schmelzen verstärken die Krise, mit vier defizitären Wintern in fünf Jahren.
- Solarenergie als Lösung: Meerwasserentsalzung und Grundwasseraufbereitung durch Solaranlagen können Wassersicherheit schaffen, unabhängig von Schmelzwasser.
- Dringender Handlungsbedarf: Investitionen in Solarinfrastruktur, regionale Zusammenarbeit und adaptive Maßnahmen sind essenziell, um die Krise in eine Chance zu verwandeln.
- Menschliche Perspektive: Die Krise trifft vulnerable Gemeinschaften hart; Solarenergie bietet Hoffnung und stärkt Resilienz durch Jobs und soziale Vorteile.
Zitat: Muhammad, S. (2025). HKH Snow Update 2025. ICIMOD.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.