Deutsches Verkehrsministerium unterstützt Demonstrationsprojekt Solar-Autobahn.
Der Ausbau der Erneuerbaren Energien ist für den Kampf gegen die Klimakrise, die Erderwärmung und zur Umsetzung der Ökologischen Transformation unerlässlich, schließlich handelt es sich um das größte Projekt der Menschheitsgeschichte. Einige Schritte dahingehend sind auch im deutschen Klimaschutzgesetz verankert. Widerstände und Ressourcenbeschränkungen begrenzen derzeit den ungebremsten Ausbau etwa von Photovoltaikanlagen, obwohl diese viele Vorteile haben. Im Herbst soll nun eine neuere Idee getestet werden: Eine Solar-Autobahn.
Mit dem autonom fahrenden Elektroauto über die Solar-Autobahn? So könnte in Deutschland die Zukunft aussehen. Forscher aus Deutschland und Österreich haben sich zusammengeschlossen, um eine solche Technologie im großen Maßstab zum Einsatz zu bringen. Der Vorteil: Kein zusätzlicher Flächenverbrauch für die Photovoltaikmodule.
Der Einsatz dieser Technologie in großem Maßstab setzt jedoch die Verfügbarkeit entsprechender Flächen für die Installation von Photovoltaikmodulen voraus. Diese Flächen stünden im Bereich des hochrangigen Straßennetzes zur Verfügung, werden jedoch bisher kaum für solare Nutzung in Betracht gezogen.
Mehrere Forschergruppen wollen im Projekt PV-Süd untersuchen, ob ein Solardach für Autobahnen neben der Energiegewinnung auch einen Mehrwert beim Erhalt der Straßen bieten könnte. Denkbar wäre das Schonen der Fahrbahndecken. Dazu wollen die Wissenschaftler die Frage beantworten, wie praxistauglich solare Nutzung des Straßenraums ist – gerade auch kombiniert mit Themen wie Wartung und Schneeräumung.
Im ersten Schritt haben die Forscher zusammen mit der Forster Industrietechnik GmbH einen Entwurf für einen Prototypen einer solchen Solar-Autobahn mit Überdachung ausgearbeitet. Dieser Prototyp soll ab Herbst an der Autobahn A81 bei Hegau in Baden-Württemberg als Demonstrator erstellt, mit Messtechnik ausgerüstet werden. Der einjährige Betrieb wird wissenschaftlich begleitet.
Mit dem Forschungsprojekt zur Solar-Autobahn möchten wir das Potenzial der Autobahn für die Erzeugung erneuerbarer Energien entwickeln. Klar ist: Die Überdachung einer Autobahn ist wegen des schnell fließenden Verkehrs darunter eine besondere technische Herausforderung. Aber die Vision, eine bereits versiegelte Fläche noch einmal zu nutzen, und zwar quasi für die Erzeugung der Energie, die darunter durch Elektromobile gebraucht wird, muss man einfach verfolgen.
Parlamentarischer Staatssekretär Steffen Bilger:
Forschungsaspekte betreffen Entwässerung, Wind- und Schneelasten, Verkehrs-, Stand- und Anprallsicherheit, Wartungsmöglichkeiten. Dazu sollen auch die Zuverlässigkeit und Dauerhaftigkeit der PV-Elemente sowie der Tragkonstruktion untersucht werden. Hier geht es auch um Statik.
Viele Fragen zur Solar-Autobahn
Das Konzept des Solardachs für die Autobahn wirft sehr viele Fragen auf, die in der einjährigen Demonstrationsphase beantwortet werden müssen. Beispielsweise ist fragwürdig, ob ein im Bild erkennbares Betonfundament am Straßenrand der Verkehrssicherheit zuträglich sein kann. Insbesondere bei Unfällen drohen hier zusätzliche Gefahrenpotenziale, die grundsätzlich eher vermieden werden sollten.
Jede Aktivität in Richtung Ausbau Erneuerbarer Energien ist grundsätzlich zu begrüßen, aber bevor solch spezielle Konzepte realisiert werden, sollte es zunächst für Gebäudedächer klare Regelungen zur Photovoltaikanlage als Pflicht geben. Bevor komplexe Projekte in Angriff genommen werden, sollte die sogenannten „Low-Hanging Fruits“ geerntet werden. Eine Solar-Autobahn gehört da ganz sicher nicht dazu.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.