Unternehmen gewinnt ersten Investor für patentiertes Verfahren zum PV-Modul-Recycling.
Das Recycling von Solarmodulen steckt bislang in den Kinderschuhen. Der Grund ist einfach: Die allermeisten Module, die in den letzten 20 Jahren verbaut wurden, sind von hoher Qualität, und bringen auch nach zwei Jahrzehnten immer noch gute Erträge. Aber das wird nicht ewig so bleiben – das Cleantech-Unternehmen Solar Materials beschäftigt sich daher mit einer patentierten Technologie zum Recycling von Photovoltaikpaneelen. Mit bmp Ventures investiert jetzt der erste Venture-Capital-Geber in das Jung-Unternehmen.
Solar Materials hat eine innovative Recyclingtechnologie entwickelt, die bereits zum Patent angemeldet ist. Ideengeber und Mitgründer ist Dr. Jan Philipp Mai, der mit JPM Silicon ein sehr erfolgreiches Silizium-Unternehmen aufgebaut hat.
Solarmodule setzen sich zusammen aus einer Kunststoffrückseite, Solarzellen und Deckglas. All dies wird durch die sogenannte EVA-Folie aus Kunststoff verschweißt und mithilfe eines Rahmens aus Aluminium stabilisiert. Der Anschluss der Module ans Netz erfolgt durch eine Anschlussdose auf der Rückseite der Module.
Problem: Das Trennen des Laminats ist eine technische Herausforderung. Heutige Recyclingverfahren basieren auf einer lange bewährten Lösung: erst Schreddern, anschließend Sortieren. Mit dieser Strategie lassen sich die schwersten Bestandteile Glas und Aluminium recyceln – die Funktionswerkstoffe der Solarzellen hingegen, die wertvollen Rohstoffe Silizium und Silber, hingegen gehen oft verloren.
Genau hier setzt das Cleantech-Startup Solar Materials mit seinem Verfahren an: Es möchte die bisher ebenfalls verloren gegangenen Rohstoffe zurückgewinnen. Technisch möglich wird dies durch eine Kombination verschiedener Verfahrensschritte und einzigartigem Werkstoff- und Verfahrens-Know-Hoe.
“Mit der von uns entwickelten Technologie sind wir in der Lage, die verbindende Kunststoffschicht zielgenau anzugreifen. Ist diese erst einmal gelöst, lässt sich das Deckglas entfernen und wir kommen an die aufgedruckten Silberbahnen auf den Solarzellen sowie die Zelle selbst”, erläutert Mitgründer Jan Bargel.
Aber wird das neue Verfahren auch wirtschaftlich sein? „Wirtschaftlich tragfähig wird das Recycling, weil wir nicht nur das energetisch aufwändig hergestellte Silizium zurückgewinnen“, so Fridolin Franke, Co-Geschäftsführer von Solar Materials, „sondern vor allem das wertvolle Silber.“ Denn dessen Preise sind so in die Höhe geschnellt, dass es bereits Solarmodule gibt, die ohne Silber auskommen.
Dass sich beim Recycling-Vorhaben von Solar Materials Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit nicht ausschließen, zeigt ein Blick auf die Gesamtbilanz: Das Verfahren ist nicht nur wirtschaftlich nachhaltig, die recycelten Rohstoffe benötigen nach Angaben des Unternehmens auch ca. 80 Prozent weniger Energie als deren Primärproduktion.
Wie groß das Potenzial ist, zeigt eine Zahl: Allein in Deutschland wächst die Menge der zu recycelnden Solarmodule in verschiedenen Schätzungen bis zum Ende des Jahrzehnts auf deutlich über 100.000 Tonnen bzw. 5 Millionen Module pro Jahr.
Die Gründung der Solar Materials GmbH ist das Ergebnis einer mehrjährigen Entwicklung. Ideengeber und Mitgründer ist Dr. Jan-Philipp Mai. Mit der Patentanmeldung und der ersten Finanzierung soll das Verfahren nun auf Modulgröße skaliert werden, damit im Jahr 2023 eine erste industrielle Recyclinglinie mit ca. 4.500 Tonnen Jahreskapazität entstehen kann.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.