Eine neue Ära bricht an: Laut der IEA wird die Solarenergie im kommenden Jahr weltweit erstmals mehr Strom erzeugen als Kohle.
Solar überholt Kohle? Die Energiewelt steht vor einem historischen Wendepunkt: Im Jahr 2025 wird die Solarenergie erstmals mehr Strom erzeugen als Kohle. Diese bahnbrechende Nachricht der Internationalen Energieagentur (IEA) markiert den Beginn einer neuen Ära, in der erneuerbare Energien die Vorherrschaft übernehmen.
Während die weltweite Nachfrage nach Strom aufgrund von Wirtschaftswachstum, Hitzewellen und der zunehmenden Elektrifizierung unseres Lebens rasant steigt, erleben wir gleichzeitig einen beispiellosen Aufstieg der erneuerbaren Energien. Allen voran die Sonnenenergie, die sich als wahre Kraftquelle entpuppt und neue Rekorde aufstellt.
Die IEA prognostiziert für 2024 und 2025 ein jährliches Wachstum der globalen Stromnachfrage von jeweils 4 Prozent – der höchste Wert seit 2007. Doch es ist nicht die Kohle, die diesen Hunger stillt, sondern die Solarenergie. Sie wird voraussichtlich die Hälfte des zusätzlichen Strombedarfs decken, und zusammen mit der Windkraft könnten erneuerbare Energien bis zu drei Viertel des Nachfragewachstums befriedigen.
Deutschland
Dieser Umbruch – Solar überholt Kohle – hat auch weitreichende Folgen für Deutschland und die Energiewende. Als Vorreiter in Sachen erneuerbare Energien trägt Deutschland eine besondere Verantwortung, diesen Trend zu beschleunigen. Der Ausbau der Solarenergie muss massiv vorangetrieben, bürokratische Hürden abgebaut und Investitionen gefördert werden. Gleichzeitig müssen die Stromnetze gestärkt und modernisiert werden, um den wachsenden Anteil erneuerbarer Energien zu integrieren.
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China
In China wird die Stromnachfrage 2024 voraussichtlich um sechs Komma fünf Prozent steigen, ähnlich dem Durchschnitt zwischen 2016 und 2019. Dieses starke Wachstum, wenn auch etwas langsamer als die sieben Prozent von 2023, wird durch Dienstleistungsbranchen und Industriesektoren wie Solar-PV-, Elektrofahrzeug- und Batterieproduktion angekurbelt.
Der Ausbau von 5G-Netzen, Rechenzentren und die steigende Nutzung von Elektrofahrzeugen tragen ebenfalls dazu bei. In den letzten drei Jahren hat China jährlich so viel Strombedarf hinzugefügt wie Deutschland insgesamt verbraucht, und dieser Trend wird sich bis 2025 voraussichtlich fortsetzen.
Indien
Indien, die am schnellsten wachsende große Volkswirtschaft der Welt, wird 2024 voraussichtlich einen Anstieg des Stromverbrauchs um acht Prozent verzeichnen, genauso wie im Jahr 2023. Dies wird durch starkes BIP-Wachstum und erhöhten Kühlbedarf aufgrund langer und intensiver Hitzewellen unterstützt. In der ersten Hälfte 2024 kämpfte das Land mit Rekord-Hitzewellen, die zu neuen Höchstständen bei der Spitzenlast führten und die Stromsysteme stark belasteten.
Unter der Annahme einer Rückkehr zu durchschnittlichen Wetterbedingungen wird erwartet, dass sich das Wachstum der Stromnachfrage in Indien 2025 auf sechs Komma acht Prozent abschwächt.
USA
In den Vereinigten Staaten wird erwartet, dass sich die Stromnachfrage im Jahr 2024 deutlich erholt und im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozent ansteigt. Dieses stärkere Wachstum ist teilweise auf das milde Wetter im Jahr 2023 zurückzuführen, das zu einem Rückgang der Nachfrage um eins Komma sechs Prozent führte. Die verbesserte Wirtschaftslage sowie die steigende Nachfrage nach Klimaanlagen aufgrund von Hitzewellen und der Ausbau von Rechenzentren treiben den Stromverbrauch zusätzlich an. Für 2025 wird ein Anstieg der Nachfrage um eins Komma neun Prozent prognostiziert.
Europäische Union
In der Europäischen Union wird erwartet, dass die Stromnachfrage 2024 um eins Komma sieben Prozent steigt, da sich die wirtschaftlichen Schwierigkeiten allmählich entspannen. Allerdings bleibt die Unsicherheit über das Tempo des Wachstums bestehen. Der Stromverbrauch in der EU war in den beiden Vorjahren zurückgegangen, wobei der Produktionsrückgang in energieintensiven Industrien eine wichtige Rolle spielte. Anzeichen einer Erholung zeigten sich ab dem vierten Quartal 2023. Im ersten Halbjahr 2024 gewann das Wachstum weiter an Fahrt, da sich die Energiepreise stabilisierten und verschiedene Industrien, die zuvor ihre Produktion gedrosselt hatten, wieder hochfuhren.
Obwohl die Energiepreise in Europa im Vergleich zu den Höchstständen gesunken sind, bleiben sie im Vergleich zu den Werten vor der Covid-Pandemie erhöht. In Verbindung mit einem mäßig trägen makroökonomischen Ausblick belastet dies weiterhin einige Industrien und lässt Unsicherheiten über das Tempo der Erholung der Nachfrage aufkommen.
Zukunft der Energieversorgung
Die Zukunft der Energieversorgung liegt in unseren Händen. Der IEA-Bericht zeigt: Die Energiewende ist in vollem Gange, und die Solarenergie spielt dabei eine entscheidende Rolle. Wenn wir jetzt die richtigen Entscheidungen treffen, können wir eine nachhaltige und klimafreundliche Energiezukunft gestalten – eine Zukunft, in der die Sonne nicht nur unseren Planeten wärmt, sondern auch unsere Häuser, unsere Fahrzeuge und unsere Wirtschaft mit sauberer Energie versorgt.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.