Steigende Nachfrage nach Photovoltaikanlagen reicht noch nicht aus, um die Klimaziele zu erreichen – Verdreifachung ist notwendig.
Die Photovoltaik hat in Deutschland wieder eine Perspektive – die Kombination aus wachsender Nachfrage nach Elektroautos, die Debatten über Klimaschutz und weiter sinkende Preise bei Photovoltaikanlagen und Stromspeichern hat zu einer steigenden Nachfrage nach Solarstromanlagen um 30 Prozent in 2019 geführt. Aber, so warnt der Bundesverband Solarwirtschaft, das diese Dynamik am Solarmarkt reicht für die Klimaziele nicht aus. Eine Verdreifachung ist notwendig.
Auch deutlich steigende Strompreise – zum Jahreswechsel steigen sie im Schnitt laut Vergleichsportal Verivox um sechs Prozent – führen zu wachsendem Interesse an Photovoltaik in Deutschland. Denn: Investitionen in Eigenverbrauch lohnen sich, weil die Technik immer besser wird. Selbst sogenannte Balkonkraftwerke gewinnen nach der Legalisierung rasant an Bedeutung.
Wir freuen uns über die Marktbelebung, können aber noch nicht zufrieden sein. Es klaffen gravierende Lücken zwischen dem Erreichten und den Klimazielen. Wir werden diese Lücken schließen können, wenn wir das Ausbautempo verdreifachen
Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft e. V. (BSW)
Würden die erneuerbaren Energien nicht deutlich schneller ausgebaut, drohe schon in der ersten Hälfte der 20er Jahre eine Stromerzeugungslücke infolge des Atom- und Kohleausstiegs. Am heutigen Silvester-Tag geht beispielsweise das Kernkraftwerk Philippsburg 2 vom Netz. Bis Ende 2022 folgen die restlichen sechs Kernkraftwerke, die in Deutschland noch in Betrieb sind.
Wird das Tempo hingegen beschleunigt, könnten bis zum Jahr 2030 so über 50.000 neue Jobs in Deutschland entstehen.
Potenzial für Photovoltaikanlagen gibt es am deutschen Solarmarkt genügend: Mieterstromprojekte, die Nutzung gewerblicher oder industrieller Hallendächer, Fassaden und Dächer von Einfamilienhäusern – der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Innovative Angebote wie etwa von enyway oder Zolar helfen bei der Finanzierung und erleichtern die Umsetzung.
Solarmarkt 2020: Marktbarrieren abbauen
Den notwendigen Schwung im Solarmarkt ab 2020 könnte es bringen, wenn Marktbarrieren wie die finanzielle Belastung der solaren Selbst- und Quartiersversorgung abgeschafft würden. Auch die im Klimaschutzprogramm 2030 vereinbarte Rücknahme des 52 Gigawatt-Förderdeckels für Photovoltaik im Erneuerbare-Energien-Gesetz muss umgesetzt werden.
Eine aktuelle Studie im Auftrag des Bundesverbandes Solarwirtschaft kommt zu dem Schluss, dass der geplante Atom- und Kohleausstieg schon in wenigen Jahren zu Versorgungsengpässen führen könnte, wenn jährlich nicht mindestens zehn Gigawatt (GW) an neuer solarer Kraftwerksleistung errichtet werden. Die in Deutschland inzwischen installierten rd. 50 GW decken rund neun Prozent des Nettostromverbrauchs. 2019 wurden Solarstromanlagen mit einer Leistung von knapp vier Gigawatt neu installiert.
Mit Erzeugungskosten von unter zehn Cent je Kilowattstunde kostet Strom vom eigenen Gewerbedach oder Eigenheim nur noch ein Bruchteil gegenüber Strom vom Energieversorger. Neue, ebenerdig errichtete Solarstromanlagen im Kraftwerksmaßstab sind in Deutschland bei Stromerzeugungskosten von rund fünf Cent je Kilowattstunde inzwischen sogar bereits wettbewerbsfähig.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.