Klappt der Sprung ins subventionsfreie Solarzeitalter?
EnBW plant Errichtung von Deutschlands größtem Solarpark in Brandenburg – ohne EEG-Vergütung
Die Offshore-Windkraft hat den Schritt bereits hinter sich (Cleanthinking berichtete), die Solarenergie in einigen Bereichen wie Mieterstrommodellen oder im Neubau mit Photovoltaik ebenfalls. Aber: Der Bau von großen Solarparks liegt seit der radikalen Reduzierung der EEG-Vergütung ab 2012 komplett brach. Doch, das ist erfreulich, durch weitere Kostensenkungen ändert sich das gerade. Die EnBW plant, Deutschlands größten Solarpark zu bauen – und damit den Sprung ins subventionsfreie Solarzeitalter.
Wie die Potsdamer Neuesten Nachrichten erfahren haben, will EnBW bis Ende des Jahres über die Errichtung des Solarparks in Weesow-Willmersdorf, 30 Kilometer weg von Berlin, entscheiden. Der Energieversorger geht davon aus, diesen Solarpark mit einer Leistung von bis zu 175 Megawatt wirtschaftlich betreiben zu können – was den kommerziellen Durchbruch und den Schritt ins subventionsfreie Solarzeitalter bedeuten würde.
Gegenüber konventionellen Kraftwerken würde der Solarpark, der rechnerisch 50.000 Haushalte ganzjährig mit Energie versorgen kann, 125.000 Tonnen CO2-Emissionen einsparen – und das, ganz ohne staatliche Unterstützung. Die Planungen seien weit fortgeschritten heißt es im Artikel – man habe bereits den Bebauungsplan verabschiedet und befinde sich nun in der technischen Detailplanung.
Einzig der Flächenverbrauch ist ein Wertmutstropfen: Mit 164 Hektar würde der Solarpark, der Deutschland ins nächste Solarzeitalter katapultieren würde, halb so groß werden wie der Wannsee. Der erste Strom könnte 2020 fließen. Die Investitionen liegen bei 120 bis 150 Millionen Euro. Ob auch Stromspeicher integriert werden, ist bislang nicht bekannt.
Der Schritt ins subventionsfreie Solarzeitalter hängt mit zwei Effekten zusammen: In den vergangene zehn Jahren sind die Preise für Solarmodule um 75 Prozent gefallen. Bedeutet: Je größer der Solarpark, umso günstiger die Strompreise. Ein neuer Solarpark kostet heute zwischen 3,71 und 11,54 Cent pro Kilowattstunde – konventionelle Kraftwerke liegen bei 21,94 Cent. Zum Preisverfall hat auch der harte Wettbewerb der letzten Jahre beigetragen.
Profitiert die Lausitz vom neuen Solarzeitalter?
Der Aufstieg der Photovoltaik ist ein fast perfektes Meisterstück deutscher Ingenieure – eine Technologie zu entwickeln, die weltweit zum Einsatz kommt, ist die eine Kunst. Die andere ist es, trotz politischer Widrigkeiten den Entwicklungspfad nie zu verlassen und das zu erreichen, was wir nun als nächstes Solarzeitalter beschreiben können.
Die Solartechnologie hat in den vergangenen Jahren eine bemerkenswerte Entwicklung durchlaufen. Durch den technischen Fortschritt sind die Errichtungskosten für Solarparks drastisch gesunken – in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren um bis zu 90 Prozent. Solarenergie befindet sich deshalb heute – das zeigen auch die letzten Auktionsergebnisse – kostenseitig mindestens auf Augenhöhe mit anderen Technologien. Wir gehen davon aus, dass zumindest erste große Solarprojekte in absehbarer Zeit ohne EEG-Förderung auskommen werden. Solarenergie hat damit eine realistische Chance, diese Marktreife zu erreichen.
Dirk Güsewell, Leiter Erzeugung Portfolioentwicklung bei der EnBW
Geht die Rechnung der EnBW auf, werden weitere Flächen für Solarparks genutzt werden. Gerade ehemalige Tagebaue bieten hierfür hervorragende Voraussetzungen – beispielsweise in der Lausitz, wo es schon heute genügend Seen gibt. Neben der EnBW haben auch andere Versorger wie BayWa angekündigt, den nächsten Schritt mit großen Solarparks machen zu wollen.
Und auch EnBW hat mehr in der Pipeline: Das neue Solarzeitalter startet bald – und ist vielversprechend.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.