Mit 500 Mrd. Euro bis 2035 bietet das Sondervermögen Infrastruktur die historische Gelegenheit, Deutschland nicht nur zu sanieren, sondern grundlegend zu transformieren. Denn die Klimakrise duldet kein „Weiter so“. Statt veraltete Technologien zu nutzen, müssen wir das Land zum Innovationslabor, Exporteur von Zukunftstechnologien und Vorbild für eine klimaneutrale Welt machen. CDU, CSU und SPD stehen vor einer Entscheidung: Nutzen sie das Infrastruktur-Sondervermögen, um Deutschland in eine globale Vorreiterrolle zu führen – oder verspielen sie die Zukunft für kurzfristige Kompromisse und Klientel-Politik? Die Grünen müssen der KleiKo dabei auf die (klimaneutralen) Sprünge helfen – oder sie daran erinnern, dass die Klimakrise keine Kompromisse kennt.
Klimaneutralität als Leitlinie: Jeder Cent muss zählen
Das Infrastruktur-Sondervermögen darf kein Blankoscheck sein für den Verschiebebahnhof ohnehin geplanter Investitionen aus dem Haushalt – und schon gar nicht für veraltete Infrastruktur. Jedes Projekt muss am Ziel der Klimaneutralität gemessen werden – sonst verschärfen wir die Krisen, die wir lösen wollen.
- Straßen-, Brücken und Wohnungsbau? Mindestens zu wachsendem Anteil mit Recycling-Beton von Heidelberg Materials oder Holcim.
- Schulsanierung? Nur mit Solar-Pflicht auf jedem Dach und Wärmepumpen etwa von Vaillant oder Stiebel Eltron, die fossile Heizungen ersetzen – kombiniert mit Stromspeichern von E3/DC, SENEC oder Sonnen.
- Schienen? Mindestens zu wachsendem Anteil mit grünem Stahl von Benteler oder Saarstahl.
- Energienetze? Warum nicht auch mit Hochtemperatur-Supraleitern von Theva, die Strom verlustfrei transportieren?
Wer heute Klimaneutralität bei der Sanierung nicht mitdenkt, beginnt in zehn Jahren wieder von vorne. Doch durch gezielten Einsatz von Innovationen lassen sich Potenziale für künftigen Export von Zukunftstechnologien erschließen. Erst wird Deutschland klimaneutral, dann Europa mit deutschen Technologien – und schließlich viele andere Länder weltweit.
Innovation entfesseln: Deutschlands Stärken nutzen, Märkte erobern
Deutschland hat, was andere nicht haben: weltweit führende Unternehmen, Ingenieurskunst und Forschungseinrichtungen. Diese Pioniere brauchen jetzt staatliche Aufträge, um aus Ideen globale Standards zu machen:
- Heidelberg Materials könnte mit CO₂-negativem Beton die Bauindustrie revolutionieren – wenn das Sondervermögen solche Lösungen adressiert.
- Siemens Energy treibt die Wasserstoff-Ära voran – wenn Infrastrukturprojekte wie Hafenanlagen oder Industriezonen auf grünen Wasserstoff setzen.
- STRABAG zeigt, wie Tiefbau klimaneutral geht – wenn Recycling-Beton und digitale Baustellen zur Norm werden.
Clean Thinking heißt: Nutzen wir die Milliarden, um Deutschlands Cleantech-Startups und Transformations-Champions zu Global Playern der Klimawende zu machen. Denn was hier zum Standard wird, verkauft sich morgen in alle Welt – von Brasiliens Bahnnetzen über asiatische Stromnetze bis zu Indiens Solarparks.
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3. Disruptionen antizipieren – oder scheitern
Die heutige Welt verändert sich rasant: Erneuerbare Energien, KI und E-Mobilität machen fossile Infrastruktur obsolet. Wer heute noch Autobahnen ohne Lade-Hubs plant oder Schulen ohne Energiespeicher saniert, handelt fahrlässig.
- Mobilität: Autonome Shuttles und Carsharing werden Pendlerströme neu ordnen – Infrastruktur muss flexibel sein, nicht starr.
- Arbeitswelt: Co-Working-Spaces in jeder Kommune reduzieren Pendelverkehr – Glasfaser und dezentrale Energieversorgung sind Pflicht.
- Materialien: CO₂-absorbierender Beton, grüner Stahl und Holz-Hybride ersetzen klimaschädliche Baustoffe – jetzt, nicht in zehn Jahren.
Das Sondervermögen Infrastruktur oder zumindest der Koalitionsvertrag muss die Weichen für diese Disruptionen stellen – sonst verspielen wir Milliarden in Infrastruktur, die niemand mehr braucht.
4. Vom Testfeld zum Exportschlager: So gewinnt Deutschland die Zukunft
Deutschlands größte Chance liegt darin, die Klimawende zum Wirtschaftsmodell zu machen. Jede Investition in klimaneutrale Infrastruktur ist ein Hebel für:
- Lokale Transformation: Schulen werden zu Kraftwerken, Bahnschienen zu CO₂-Senkern, Straßen zu Recycling-Kreisläufen.
- Globale Märkte: Wenn Heidelberg Materials’ Beton hier Standard wird, exportieren wir ihn nach Asien. Wenn Siemens Energy’s Wasserstofftechnik in Stahlwerken einsetzt, wird sie zum globalen Gamechanger.
- Jobsicherung: Die Klimawende schafft mehr Arbeitsplätze in Zukunftssektoren als die fossile Ära je konnte – wenn wir jetzt richtig investieren.
Fazit: Die Stunde der Wahrheit – Aufbruch oder Abstieg
Deutschland steht am Scheideweg: Entweder wir nutzen das Sondervermögen, um mutig die Ära der Klimaneutralität einzuläuten – oder wir versinken in teuren Reparaturzyklen und verpassen den Anschluss an die Weltspitze.
Es geht nicht um Öko-Romantik, sondern um harte Ökonomie:
- Wer heute in Recycling-Beton investiert, spart morgen CO₂-Kosten und exportiert Know-how.
- Wer Hochtemperatur-Supraleiter testet, sichert sich die Technologieführerschaft im Energiesektor.
- Wer Schulen zu Klima-Vorreitern macht, schafft resiliente Kommunen und zufriedene Bürger.
Die Milliarden des Sondervermögens sind kein Geschenk – sie sind eine Investition in Deutschlands Zukunftsfähigkeit. Packen wir es an: mit der Präzision unserer Ingenieure, der Kreativität unserer Startups und dem Mut unserer Politik.
Jetzt ist die Zeit für den großen Wurf. Nicht mit den Lösungen von gestern – sondern mit der Innovation von morgen. CleanThinkingNow – oder Game Over?
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.