Sono-Aktionäre bescheren dem Cleantech-Unternehmen einen erfolgreichen Börsenstart.
Die Sono-Aktie hat es erfolgreich an die amerikanische Börse geschafft: Seit gestern sind die Anteilsscheine des Cleantech-Unternehmens aus München handelbar. Sono Motors will damit die Serienfertigung des Solar Electric Vehicle Sion sicherstellen – die Vorbesteller sollen ihr Fahrzeug nach heutiger Planung im Jahr 2023 erhalten. Am ersten Handelstag machte die Aktie einen gewaltigen Sprung – es gelang eine Verdopplung mit Einstandskurs bei 15 US-Dollar. Dabei wird klar: Sono will viel mehr sein als ein Hersteller von Elektroautos.
Die Sono-Aktie ist am NASDAQ Global Market gelistet, und unter dem Tickersymbol SEV zu finden. Gelistet ist aber nicht die Sono Motors GmbH, sondern die Muttergesellschaft Sono Group N.V. Das Cleantech-Unternehmen hat sich der Mission verschrieben, dazu beizutragen, dass eines Tages alle Fahrzeuge mit Solar-Unterstützung fahren. Dazu strebt Sono an, die selbst entwickelte Solartechnologie, die im Elektroauto Sion sichtbar wird, zu lizenzieren.
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Die Optionen für die Lizenzierung der Technologie gehen weit über Elektrofahrzeuge hinaus: Busse, Lastwagen, Wohnmobile, Züge oder sogar Boote spielen in den Überlegungen von Sono Motors eine entscheidende Rolle. Damit treibt Sono Motors das eigene Bestreben voran, CO₂-Emissionen zu reduzieren und saubere und erschwingliche Verkehrsmittel für die breite Masse bereitzustellen.
Konkret zeigt Sono Motors auf seiner Webseite eine Reihe von Anwendungsmöglichkeiten für die eigene Solartechnologie: So könnten die vier Millimeter dünnen Solarmodule beispielsweise dazu dienen, den Strombedarf eines Kühlaggregats eines LKW abzudecken oder, integriert in größere Anhänge, als Reichweitenverlängerung zu dienen. Bis zu 45 Kilometer zusätzlicher Reichweite pro Tag erscheinen laut Sono Motors bei Integration in elektrische Leichtfahrzeuge möglich.
Ein konkreter Partner in diesem Segment ist beispielsweise das Shuttle-Unternehmen EasyMile. Mit MAN werden die genauen Möglichkeiten für LKWs und Busse herausgefunden.
Zehn Millionen Sono-Aktie
Rund um den IPO der Sono-Aktie an der NASDAQ hat Sono Motors als Solarautoentwickler voraussichtlich zirka 135 Millionen Dollar erlöst. Ausgegeben wurden zehn Millionen Stammaktien. Die Mehrheit am Unternehmen halten aber weiterhin die Gründer Laurin Han und Jona Christians. Am ersten Handelstag, dem 17. November 2021 stieg die Sono-Aktie von 15 auf bis zu 37 US-Dollar. Die Bewertung des Cleantech-Unternehmens aus Bayern betrug damit 2,6 Milliarden US-Dollar.
Laut Börsenprospekt werden in den kommenden Wochen weitere 1,5 Millionen Sono-Aktien ausgegeben, die den Erlös erhöhen dürften – der positive Börsenkurs dürfte sich hier positiv auf die Gesamtbilanz des Börsengangs auswirken.
Ob das Geld für die Serienfertigung von zirka 16.000 vorbestellte Sion-Modelle reichen wird, muss die Zukunft zeigen. Hierzu kursieren unterschiedliche Zahlen, wie viel Geld Sono dafür benötigt. Die Produktion wird in Schweden in einem ehemaligen Saab-Werk stattfinden. Partner dort ist der Autobauer NEVS.
Warum geht Sono in den USA an die Börse?
Bislang war Sono Motors ein stark von der eigenen Community getriebenes Unterfangen. Mit dem Börsengang, der dringend benötigte Millionen in die Kassen spült, geht das Unternehmen ein Wagnis ein. Man habe sich für den Börsengang in den USA entschieden, weil dieser Markt perspektivisch größere Wachstumschancen biete, lautet de offizielle Begründung. Klar: In den sonnenreichen USA können sich solarunterstütze Fahrzeuge schneller etablieren als in Teilen Europas.
Vehicle to Grid mit We Drive Solar
Sono Motors setzt bei seinem Fahrzeug Sion auch auf bidirektionales Laden. Auch eine entsprechende Wallbox, die bidirektionales Laden unterstützt, hat Sono angekündigt. Für Aktionäre wichtiger ist aber, dass Sono Motors 100 Sion nach Utrecht liefern möchte, um dort das erste groß angelegte Vehicle-to-Grid-Projekt zu unterstützen.
Die Region Utrecht verbindet dabei die lokale Energieerzeugung mit den intelligenten Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge und betreibt dazu 500 öffentliche, bidirektionale Ladestationen. Zusätzlich zu der über die integrierten Solarpaneele erzeugten Leistung werden alle Sion mit sauberem Strom aufgeladen und können zudem überschüssige Energie ins Netz zurückspeisen. Die Entladeleistung des Sion (11 Kilowatt) in Verbindung mit seiner Batterie soll dazu beitragen, Lastspitzen abzufedern und die Wahrscheinlichkeit von Stromausfällen zu verringern.
Die Spitzenleistung von 1,1 Megawatt der 100 Sion kombiniert entspricht nach Unternehmensangaben der Leistung einer PV-Anlage in der Größe von rund zwei Fußballfeldern. Als Teil der innerstädtischen Carsharing-Flotte mit bidirektionalem Laden ist geplant, dass 100 Sion für die Stadt Utrecht von We Drive Solar reserviert werden.
Langfristiges Ziel ist es, dieses Projekt auf weitere, niederländische Städte und Unternehmen sowie andere europäische Länder auszuweiten. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit dem Konsortium We Drive Solar, mit seiner wachsenden Flotte von gemeinsam genutzten Elektrofahrzeugen.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.