
Speichern mit Quarzsand: So treibt Magaldi die Dekarbonisierung der Industrie voran
Sandspeicher von Magaldi Green Energy auf der Hannover Messe 2025 als Innovation gefeiert.
Die Energiewende sucht nach einer Lösung für ein bislang weitgehend ungelöstes Problem: Während Wind- und Solarstrom immer günstiger werden, fehlt es an Lösungen, um diese bedarfsgerecht für Hochtemperaturprozesse nutzbar zu machen. Kann Speichern mit Quarzsand die Lücke schließen? Der Magaldi Green Thermal Energy Storage (MGTES) – ein thermischer Sandspeicher auf Basis von Quarzsand – könnte die Lösung sein. Auf der Hannover Messe 2025 wurde die Technologie als Game-Changer für die energieintensive Industrie gezeigt.
Wie der MGTES funktioniert: Sand als Energiespeicher
Das Sandspeicher-System vom italienischen Cleantech-Unternehmen Magaldi Green Energy, das Teil der traditionsreichen Magaldi Group ist, ermöglicht Speichern mit Quarzsand in einer patentierten Wirbelschichttechnologie:
- Laden: Überschüssiger Strom aus Solar- oder Windanlagen erhitzt den Sand auf bis zu 600°C. Elektrische Widerstände oder direkte Wärmeübertragung ermöglichen eine effiziente Energieaufnahme.
- Speichern: Der Sand lagert isoliert in Stahlmodulen. Dank geringer Wärmeverluste (<2 % pro Tag) bleibt die Energie über Tage stabil – ein Vorteil gegenüber Batterien.
- Entladen: Die gespeicherte Wärme wird als Hochtemperaturdampf (bis 450°C) für Industrieprozesse oder zur Rückverstromung über Dampfturbinen genutzt.

„Unser System nutzt Quarzsand – ein Material, das überall verfügbar ist. Damit machen wir grüne Energie planbar und kosteneffizient“, erklärt Letizia Magaldi von Magaldi Green Energy.Einer der Vort
Einer der Vorteile der Technologie von Magaldi? Die Anwendungsfelder reichen vom Industrieprozess bis zur Netzstabilisierung. Im Folgenden eine Übersicht hierzu:
1. Grüner Dampf für die Industrie
Der MGTES ersetzt fossile Brennstoffe in Prozessen wie Lebensmittelsterilisation (150°C), Papierherstellung (200°C) oder Chemieanlagen (400°C). Ein Pilotprojekt mit dem Unternehmen IGI in Italien zeigt:
- 20 % weniger Erdgasverbrauch
- CO₂-Einsparungen
- Stabile Dampfversorgung trotz schwankender Strompreise
Die kommerzielle Anlage zum Speichern mit Quarzsand befindet sich derzeit in der Endphase der Inbetriebnahme und wird bald vollständig betriebsbereit sein.
2. Stromspeicherung und Netzflexibilität
Das System kann überschüssigen Wind- oder Solarstrom langfristig speichern und bei Bedarf rückverstromen. Durch die Kopplung mit Dampfturbinen entsteht eine Power-to-Heat-to-Power-Lösung, die Netzschwankungen ausgleicht und Grundlastfähigkeit ermöglicht.
3. Fernwärme und Kraftwerke
Für kommunale Wärmenetze oder Kraftwerke dient der MGTES als Pufferspeicher, der Lastspitzen abfedert und eine 24/7-Versorgung mit grüner Wärme sicherstellt.
Warum der MGTES die Energiewende beschleunigt
- Netzdienlichkeit: Speichert Überschussstrom und entlastet Netze.
- Sektorkopplung: Verbindet Strom- und Wärmesektor nahtlos.
- Skalierbarkeit: Module von 5 MWh (Mittelstand) bis 100 MWh (Großkraftwerke).
Magaldi setzt ganz bewusst auf Quarzsand als Speichermedium – es bietet insbesondere drei Vorteile:
- Höchste Temperaturen: Ideal für Industrie und Dampfturbinen.
- Nachhaltigkeit: Keine seltenen Rohstoffe, Recycling möglich.
- Kosteneffizienz: Geringere Betriebskosten als Gas oder Batterien.
Vergleich: MGTES vs. andere Speichertechnologien
Eine Übersicht mit anderen Speichertechnologien (kein Anspruch auf Vollständigkeit!) von Energy Dome, Energynest und Energy Vault zeigt, wie flexibel die Optionen mittlerweile geworden sind. Dabei hat jede Lösung ganz spezifische Vorteile und somit auch Anwendungsfelder:
Technologie | Medium | Temperatur | Einsatzbereiche | Lebensdauer |
---|---|---|---|---|
MGTES (Magaldi) | Quarzsand | Bis 600°C | Industrie, Strom, Fernwärme | 30+ Jahre |
Energy Dome | CO₂ | Niedrig | Stromspeicherung | 25+ Jahre |
Energynest | Beton | Bis 400°C | Industrie | 30+ Jahre |
Energy Vault | Schwerkraft | – | Stromspeicherung | 35+ Jahre |
Zukunftsperspektive: Sand als Brückentechnologie
Die erste Großanlage im IGI-Werk (Italien) befindet sich in der Endphase der Inbetriebnahme und wird voraussichtlich bald vollständig betriebsbereit sein. Magaldi Green Energy arbeitet bereits mit Partnern wie Enel X zusammen, um den MGTES in Chemieparks und Kraftwerken zu etablieren.
Der Quarzsandspeicher von Magaldi Green Energy ist somit eine Chance zur Dekarbonisierung der Industrie. Anders als etwa die Thermobatterie von Energynest wird nicht Wärme zwischengespeichert, sondern überschüssiger Strom als Wärme gespeichert, um als Prozessenergie bedarfsgerecht verwendet werden zu können. Die Unterschiedlichkeit der Lösungen zeigt, wie unterschiedlich die Anforderungen der Industrie letztlich sind. Gut, dass es viele innovative Anbieter gibt, die sich in diesem wichtigen Feld tummeln.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.