Millionen-Vertrag für kultivierte Fleischproduktion treibt Steakholder Foods Aktie an.
Das israelische Cleantech-Unternehmen Steakholder Foods hat eine erste Multi-Millionen-Dollar-Vereinbarung mit einer Regierungsbehörde zur Kommerzialisierung seiner 3D-Biodrucktechnologie unterzeichnet und damit einen bedeutenden Meilenstein für kultivierte Fleischproduktion erreicht. Ziel ist es, die 3D-Biodrucktechnologie in die Lebensmittelindustrie einzuführen, um kultiviertes Fleisch herzustellen, das den Geschmack, die Textur und das Aussehen von herkömmlichem Fleisch so genau wie möglich nachahmt.
Durch die Unterzeichnung dieses Vertrags wird Steakholder Foods seine Technologie erstmals im Nahen Osten (u.a. Katar, Saudi-Arabien) einführen und seine 3D-Bio-Drucker und Bio-Tinten an eine dortige Regierungsstelle der GCC-Staaten liefern. Durch die Einführung der 3D-Biodrucktechnologie in die Lebensmittelindustrie kann Steakholder Foods seine Technologie einem breiten Publikum zugänglich zu machen und ein wichtiges Standbein in der Lebensmittelindustrie aufbauen.
Clean Food gilt als großartige Chance, die Klimakrise einzudämmen. Daher ist der Fortschritt, den Cleantech-Unternehmen wie Steakholder Foods derzeit schaffen, so bedeutsam. Zuletzt hatte es die erste Zulassung von Clean Meat in den USA gegeben – Cleanthinking berichtete über Eat Just und Upside Foods.
Die Steakholder Foods Aktie, die bislang ein Pennystock war, erlebte gestern nach der Nachricht des Millionen-Auftrages eine dynamische Entwicklung und schaffte mit mehr als 20 Prozent Zuwachs den Sprung über die 1-Dollar-Marke (vgl. Yahoo Finance).
Steakholder Foods ist eines von mehreren Cleantech-Unternehmen im Bereich der 3D-Bio-Drucktechnologie und hat sich auf die Entwicklung von Druckern und Bio-Tinten spezialisiert, die es Lebensmittelunternehmen ermöglichen, kultivierte Fleischprodukte herzustellen, die von traditionellem Fleisch kaum zu unterscheiden sind. Das Geschäftsmodell von Steakholder Foods konzentriert sich darauf, 3D-Bio-Drucker und Bio-Tinten an andere Lebensmittelunternehmen zu verkaufen, insbesondere an B2B-Fleischhersteller und Hersteller von kultiviertem Fleisch.
Das Unternehmen möchte diesen Lebensmittelunternehmen die technische Möglichkeit bieten, ein kultiviertes Fleischprodukt herzustellen, das den Geschmack, die Textur und das Aussehen von herkömmlichem Fleisch möglichst genau nachahmt. Der Wettbewerbsvorteil des Unternehmens liegt in seiner fortgeschrittenen Expertise in der 3D-Bio-Drucktechnologie und seiner Fähigkeit, hochsophistizierte, strukturierte Endprodukte zu schaffen, die dem echten Fleisch sehr ähnlich sind.
Das Unternehmen bietet zwei Arten von Druckerplattformen an: Der RTC-Drucker (Ready to Cook) ist das Flaggschiffprodukt von Steakholder Foods und produziert ein hybrides kultiviertes Fleischprodukt, das aus einer Mischung von kultivierten und pflanzlichen Zutaten besteht. Das Unternehmen plant, sowohl Laborgrößen als auch industrielle Größen der Drucker anzubieten und dabei eine von zwei Versionen proprietärer Technologie zu verwenden.
Die erste Version basiert auf der DropJet-Technologie, die speziell für die Herstellung von Fisch- und Meeresfrüchteprodukten geeignet ist. Die zweite Version ist die Fusionstechnologie, die eine Textur erzeugt, die herkömmlichen Fleischfasern am besten ähnelt.
Darüber hinaus entwickelt Steakholder Foods einen 3D-Drucker für ein inkubiertes Produkt, wie zum Beispiel zellkultiviertes Steak. Dieser Drucker wiederum ist darauf ausgelegt, ein voll ausgereiftes, kultiviertes, gedrucktes Fleischprodukt herzustellen, das die Textur und den Geschmack von herkömmlichem Fleisch perfekt nachahmt.
Bio-Tinten aus pflanzlichen Zutaten und kultivierten Zellen
Eine weitere wichtige Komponente der 3D-Biodrucktechnologie von Steakholder Foods sind die Bio-Tinten. Diese Tinten, die aus pflanzlichen Zutaten und kultivierten Zellen bestehen, werden entwickelt, um schmackhafte, sichere und konsistente kultivierte Fleischprodukte zu gewährleisten. Steakholder Foods plant, maßgeschneiderte Optionen anzubieten, mit denen Kunden Bio-Tinten für jede Art von Tierart herstellen und an ihre spezifischen Bedürfnisse und Vorlieben anpassen können.
Das Unternehmen hat kürzlich das Upgrade seines industriellen 3D-Bio-Druckers abgeschlossen, das den Hochdurchsatzdruck von verschiedenen Tierarten ermöglicht. Die Integration elektronischer Karten und Druckköpfe mit einem vollständig digitalen Tintenversorgungssystem hat die Druckkapazität des Druckers auf Tonnen Fleisch pro Monat erhöht. Mit Hunderten von Düsen, die gleichzeitig arbeiten, kann Steakholder Foods komplexe Fleischstrukturen im kommerziellen Maßstab herstellen.
Steakholder Foods plant weitere Automatisierungsfähigkeiten, Kostensenkungen und Validierung für die Markteinführung. Auch die ursprüngliche Vision, selbst kultivierte Fleischprodukte herzustellen, haben Arik Kaufmann und sein Team nicht aufgegeben. Priorität hat es aber, die 3D-Biodrucktechnologie in der Industrie einzuführen – und entsprechend Drucker und Tinten zu verkaufen.
Der CEO von Steakholder Foods, Arik Kaufman, sagte: „Indem wir 3D-Druck-Produktionsmethoden für B2B-Kunden anbieten, hat Steakholder Foods die Möglichkeit, ein wichtiges Rückgrat zu werden, das die Produktion von Produkten ermöglicht, die Verbraucher suchen und erwarten. Unsere 3D-Bio-Drucktechnologie und maßgeschneiderten Bio-Tinten spiegeln unsere Mission wider, die Lebensmittelindustrie zu revolutionieren.“
Die Zukunft sieht vielversprechend aus für Steakholder Foods, das weiterhin die Grenzen des kultivierten Fleischmarktes sprengt und die Lebensmittelindustrie mit seinen innovativen 3D-Biodrucktechnologien und hochwertigen Produkten für B2B-Kunden revolutioniert.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.