Cleantech-Startup aus Dänemark erprobt thermische Technologie zur Langzeitspeicherung in GridScale-Projekt.
Die entscheidenden Komponenten eines neuen, thermischen Energiespeichers aus Dänemark sind auf Erbsengröße zerkleinerte Steine, die in isolierten Stahltanks erhitzt werden. Die Technische Universität Dänemarkts hat das Konzept getestet und will es nun in der Region Seeland an der Ostsee einerseits und in einem GridScale genannten Projekt andererseits, erproben. Ideengeber ist das Cleantech-Startup Stiesdal Storage Technologies, das kürzlich den ebenfalls dänischen Energie- und Glasfaserkonzern Andel als Partner und Investor gewann. Andel investierte 12 Millionen US-Dollar.
Das Cleantech-Unternehmen Stiesdal Storage Technologies ist nach seinem Gründer benannt. Henrik Stiesdal ist ein Windkraftpionier der ersten Stunde, der sich schon seit 1976 mit Cleantech beschäftigt. Sein Unternehmen treibt ganz unterschiedliche Cleantech-Projekte voran – eines davon ist die Idee der Großspeicherung von elektrischer Energie in zerkleinerten Steinen.
Der Energiespeicher, an dem die Partner Andel und Stiesdal Storage Technologies arbeiten, besteht aus zerkleinerten Steinen in der Größe von Erbsen, die in isolierten Stahltanks gelagert werden. Gibt es ein Überangebot an Strom im Stromnetz, wird der Speicher mit Hilfe eines speziell entwickelten Wärmepumpensystems aufgeladen – und von einem in einen anderen Tank transportiert.
Die Steine in den Tanks, aus denen die Energie entnommen wird, werden kälter, während sie in den Tanks, die die Wärme aufnehmen, viel heißer werden. Die maximale Temperatur liegt dann bei 600 Grad Celsius. In den Steinen kann die Wärme tagelang gespeichert werden.
Wird Strom benötigt, wird die Wärmeenergie von den heißen Tanks zu den kalten Tanks zurückgeführt. Eine Art Gasturbine erzeugt dabei Strom. Laut Stiesdal Storage Technologies eine hocheffiziente Lösung, weil es dabei nur zu geringen Energieverlusten kommt. Die Skalierung der Technologie ist leicht möglich, in dem weitere Tanks mit Steinen hinzugefügt werden.
Ole Alm, Entwicklungsleiter bei Andel, sieht in Steinen ein kostengünstiges und nachhaltiges Material zur Speicherung großer Energiemengen. Potenzial für die Speicherlösung sieht er sowohl als Ergänzung zu Solarparks auch auch bei Offshore-Windparks, Umspannwerken und Industrieanlagen. Eine Möglichkeit wäre auch die Nutzung auf der dänischen Energieinsel.
Seit 2019 werden das Konzept und die Technologie von GridScale durch eine Vielzahl von Tests validiert, wobei eine Kombination aus industrialisierten Standardkomponenten und proprietärer Technologie zum Einsatz kommt.
Im Jahr 2022 wird das erste Demonstrationsprojekt im vollen Maßstab installiert. Es umfasst eine Einheit mit 1-2 Megawatt, 24-Stunden-Leistung, die in einem dezentralen Heizkraftwerk in Dänemark installiert wird. Die Demo-Anlage wird kommerziell betrieben.
Die Kosten für Schotter liegen pro Energieeinheit auf einem ganz anderen Niveau als bei praktisch allen anderen Materialien zur Energiespeicherung. Außerdem kann unser Lade- und Entladesystem auf bekannte Technologien zurückgreifen, die seit einem Jahrhundert in anderen Industrien eingesetzt werden und für die Massenproduktion gut geeignet sind.
Peder Riis Nickelsen, CEO von Stiesdal Storage Technologies
Derzeit läuft die Vorbereitung für das GridScale-Projekt, das von der dänischen Regierung auch gefördert wird. Neben der DTU sind auch die Universität Aarhus, BWSC, Welcon, Energie Danmark und Energy Cluster Denmark beteiligt.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.