StoreDot liefert erste Batterien für ultraschnelles Aufladen an E-Auto-Kunden
StoreDot will ultraschnelles Aufladen von Batterien für E-Autos etablieren. OEMs berichten von sehr guten Testergebnissen.
StoreDot und sein strategischer Partner BP haben jetzt erstmals live das Aufladen eines zweirädrigen Elektrofahrzeuges in nur fünf Minuten demonstriert. Anhand eines Elektrorollers mit einem ultraschnell aufladbaren Akku wurde gezeigt, dass ein E-Fahrzeug mit dieser Technologie in nur für Minuten komplett aufgeladen werden kann. Dieser Proof of Concept stellt einen bedeutenden Meilenstein für Akku-Technologie mit hoher Ladegeschwindigkeit dar und veranschaulicht ihr Potential, die Akzeptanz von Elektrofahrzeugen zu beschleunigen.
Das israelische Cleantech-Unternehmenhat eine glasklare Mission, das Aufladen von Batterien für Elektroller oder E-Autos ultraschnell machen. Während StoreDot schon 2019 in einem Video zeigte, wie ein Elektroroller in nur fünf Minuten aufgeladen werden konnte, ging die Entwicklung seitdem rasant weiter. Denn heute, im September 2022, behauptet das Unternehmen, eine produktionsreife Batterie zu haben, mit der 161 Kilometer Reichweite in nur fünf Minuten geladen werden können.
In einer Gesellschaft, die unter chronischem Zeitmangel leidet, kann eine Ladezeit von fünf Minuten, die durch ultraschnell aufladbare Batterien und die entsprechende Infrastruktur ermöglicht wird, ein E-Fahrzeug für Benutzer so attraktiv machen wie ein Benzin- oder Dieselfahrzeug. Durch die Verwendung eines zweirädrigen Fahrzeuges von Torrot konnten wir das transformative Potenzial dieser Technologie zum ersten Mal in einer Echtzeit-Anwendung demonstrieren.
Dr. Doron Myersdorf, CEO von StoreDot
Den Informationen zufolge hat StoreDot die entsprechenden Batterien an seine OEM-Kunden ausgeliefert. Wer diese sind, gibt das Unternehmen nicht bekannt. Da aber Mercedes-Benz, Polestar (bzw. Volvo Cars) und VinFast zu den strategischen Investoren zählen, ist davon auszugehen, dass diese drei Autobauer mit entsprechenden Musterbatterien beliefert wurden. Sollten diese Autobauer die Aussagen bestätigen, wäre das ein gewichtiger Durchbruch für die Verkehrswende.
Die jetzt als Testmuster ausgelieferten Batteriezellen sind Lithium-Ionen-Zellen im Pouch-Format mit 30 Amperestunden an einer Silizumanode. Den Informationen zufolge soll es „durchgängig und ohne Beeinträchtigung des Zustands der Batterie“ möglich sein, 160 Kilometer innerhalb von 5 Minuten nachzuladen. Die Massenproduktion der Zellen streben die Israelis im Jahr 2024 an.
StoreDot arbeitet auch an Tesla-Zellen
Vor einem Jahr, im September 2021, hatte StoreDot bekanntgegeben, dass es auch an einer Lösung für 4680er Zellen arbeitet – dem Format, das Tesla in den Markt eingebracht hat. Behauptung zu den tesla-Zellen: Aufladung in nur 10 Minuten.
Ein Clou der Technologie ist in einem Patent im Dezember 2021 bekannt geworden: Es gibt eine Art Reparaturmechanismus im Hintergrund, der es möglich macht, die Zellen zu regenerieren, während diese in Gebrauch sind.
Strategischer Partner: BP
Seit einigen Jahren arbeitet StoreDot mit BP und anderen strategischen Partnern zusammen, um die Ultraschnell-Batterien auf den Markt zu bringen. Die Leistungsfähigkeit demonstrierte das Cleantech-Unternehmen beispielsweise durch dieses Video aus dem Jahr 2019:
OEMs berichten von sehr guten Testergebnissen
Im Juni 2023 gab StoreDot bekannt, dass es umfassende Testprogramme über sechs Monate mit 15 weltweit führenden Automobilherstellern aus Europa, Asien und den USA gab. Seit Januar 2023 ist der Automanager Carl-Peter Forster Chairman beim Unternehmen – seine früheren Rollen bei Geely, Volvo, Tata Motors und BMW könnten auf den einen oder anderen OEM hindeuten, der die Technologie testet.
„Rückmeldungen von Partnern, die Tests durchgeführt haben, zeigten, dass die Zellen die Erwartungen übertrafen, wobei diejenigen, die noch Tests durchführten, ähnliche Ergebnisse erwarteten“, berichtet das Cleantech-Unternehmen. Ziel der Test- und Evaluierungsprogramme war es in erster Linie, die einzigartigen Spezifikationen von StoreDot für extrem schnelles Laden auf der Grundlage der Anwendungsfälle und Testverfahren seiner Partner zu replizieren.
Ergebnis: Als die OEMs und Partner die Ergebnisse von StoreDot replizierten, erreichten sie eine Energiedichte von mehr als 300 Wattstunden pro Kilogramm bei einer Laderate von mehr als vier Grad Celsius und erreichten über 1.000 aufeinanderfolgende XFC-Ladezyklen.
Einige OEM-Partner sind im Anschluss in die zweite Phase der Testprogramme eingetreten, die die Initiierung von B-Samples-Programmen beinhaltet, die auf ihren eigenen Formfaktor und ihre spezifischen Anforderungen zugeschnitten sind und eine zukünftige Implementierung in jede OEM-EV-Architektur ermöglichen.
Einschätzung von Cleanthinking
Die Geschichte von StoreDot klingt immer noch ein wenig „zu gut, um wahr zu sein“. Entscheidend ist bei solchen Ankündigungen im Batteriemarkt auch stets das, was nicht gesagt wird. Die Batteriechemie so zu wählen, dass ultraschnelles Aufladen möglich wird, ist nicht die entscheidende Herausforderung. Die Frage ist, wie die Optimierung als Ultraschnell-Technologie die übrigen Parameter wie etwa die Lebensdauer beeinflusst.
Einen Anhaltspunkt, dass es StoreDot schaffen kann, gibt der Blick auf das eingeworbene Kapital des israelischen Cleantech-Unternehmens. Mittlerweile hat das Batterie-Unternehmen 269 Millionen US-Dollar (Series D in Juni 2022) eingeworben – und wird mit 1,3 Milliarden US-Dollar bewertet.
Warten wir ab, was aus dieser unfertigen Story in Zukunft werden wird – beobachten lohnt sich definitiv. Mit gesunder Skepsis im Hinterkopf.
Dieser Beitrag erschien ursprünglich am 13. Juni 2019. Die letzte Aktualisierung ist vom 13. August 2023.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.