Die Stromverteilnetze in Deutschland müssen bis 2030 in einer Größenordnung von 135.000 km bis zu 193.000 km ausgebaut und auf einer Länge von 21.000 bis zu 25.000 km umgebaut werden. Dafür müssen zwischen 27,5 Milliarden und 42,5 Milliarden Euro investiert werden. Das geht aus einer neuen Studie hervor, die die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) jetzt in Berlin vorgestellt hat. Die Ergebnisse der Untersuchung decken sich in wichtigen Punkten mit dem, was der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) seit Langem fordert.
Cleantech und Smart Grid News / Berlin. Vor allem Mittel- und Hochspannungsebene müssen ausgebaut werden. In der dena-Verteilnetzstudie wurde berechnet, wie die deutschen Verteilnetze ausgebaut werden müssen, um den erneuerbar erzeugten Strom vollständig nutzen zu können. Dabei wurden unterschiedliche Ausbauziele angenommen. Im ersten Szenario wurden die Ausbauziele gemäß dem Leitszenario B des Netzentwicklungsplans 2012 für die Übertragungsnetze zugrunde gelegt. Das zweite Szenario basiert auf den Ausbauzielen der Bundesländer, die einen verstärkten und schnelleren Ausbau der Windenergie und der Photovoltaik vorsehen. Bei beiden Szenarien sind der Bau neuer Stromleitungen und Transformatoren auf allen Verteilnetzebenen sowie die Umrüstung bestehender Hochspannungs-Freileitungstrassen erforderlich.
Ergebnisse Szenario NEP B 2012:
- Netzausbau bis 2030: 135.000 km
- Netzumbau bis 2030: 25.000 km
- Investitionen bis 2030: 27,5 Milliarden Euro.
Ergebnisse Bundesländerszenario:
- Netzausbau bis 2030: 193.000 km
- Netzumbau bis 2030: 21.000 km
- Investitionen bis 2030: 42,5 Milliarden Euro.
VKU sieht sich bestätigt
Damit wird der vom VKU geschätzte Investitionsbedarf in die Verteilnetze (25 Milliarden bis 2030) in seiner Größenordnung bestätigt. Laut dena entfallen rund 16 Milliarden Euro auf die Hochspannungsebene. In der Mittelspannungsebene beläuft sich der Investitionsbedarf bis 2030 auf rund acht Milliarden in der Niederspannung auf rund vier Milliarden Euro. „Auch diese Zahlen belegen es schwarz auf weiß: Es müssen dringend Investitionen getätigt werden. Die derzeitigen Rahmenbedingungen würgen diese jedoch ab, anstatt sie zu fördern. Bisher gilt für die Verteilnetzbetreiber leider: Wer investiert, verliert“, so Hans-Joachim Reck, Hauptgeschäftsführer des VKU.
In der Vergangenheit ist der Ausbau der erneuerbaren Energien nicht im Gleichklang mit dem Ausbau der Verteilnetze gelaufen. Dabei werden derzeit rund 97 Prozent der erneuerbaren Energien über diese Netzebenen eingespeist. „Wir brauchen dringend eine Synchronisierung des Ausbaus der Verteilnetze mit dem Ausbau der Erneuerbaren. Die Verteilnetze sind ein wichtiges Nadelöhr für den Strom aus erneuerbaren Energien. Aber sie stoßen bereits heute vermehrt an ihre Kapazitätsgrenzen, denn der abgeregelte Strom aus erneuerbaren Energien hat sich seit 2009 versechsfacht“, mahnt Reck.
Die dena erarbeitete die Studie zusammen mit Verteilnetzbetreibern, wissenschaftlichen Forschungspartnern und Prüfgutachtern. Der technische Gutachtenteil wurde von Prof. Dr.-Ing. Christian Rehtanz und der regulatorische Teil der Studie von Prof. Dr. Gert Brunekreeft erarbeitet. Die dena-Verteilnetzstudie wurde durch die Prüfgutachter Prof. Dr. Helmut Lecheler, Prof. Dr.-Ing. Ulrich Wagner und Prof. Dr.-Ing. Rolf Witzmann projektbegleitend überprüft. Um den Austausch mit einem weiteren Kreis an Interessensgruppen und Experten zu ermöglichen, wurde ein Fachbeirat mit Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik einbezogen, der alle Schritte der Studienerstellung begleitete.
Projektpartner: EnBW Regional AG, E.ON Bayern AG, E.ON Edis AG, E.ON Netz GmbH, ESWE Netz GmbH, EWE NETZ GmbH, LEW Verteilnetz GmbH, Mitteldeutsche Netzgesellschaft Strom mbH, N-ERGIE Netz GmbH, Netzgesellschaft mbH Chemnitz, NRM Netzdienste Rhein-Main GmbH, Rheinische NETZGesellschaft mbH, Rhein-Ruhr Verteilnetz GmbH, Städtische Werke Magdeburg GmbH & Cc KG, Thüga AG, Vattenfall Europe Distribution Berlin GmbH, WEMAG Netz GmbH.
Forschungspartner: Prof. Dr.-Ing. Christian Rehtanz, Technische Universität Dortmund/ef.Ruhr, Prof. Dr. Gert Brunekreeft, Jacobs Universität Bremen
Prüfgutachter: Prof. Dr. Helmut Lecheler, Freie Universität Berlin, Prof. Dr.-Ing. Ulrich Wagner, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Prof. Dr.-Ing. Rolf Witzmann, Technische Universität München
Fachbeirat: Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie, Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen (BNetzA), Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (BDEW), Bundesverband der Verbraucherzentralen und Verbraucherverbände – Verbraucherzentrale Bundesverband e. V. (vzbv), Bundesverband Erneuerbare Energie e. V. (BEE), Bundesverband Solarwirtschaft e. V. (BSW), Bundesverband Neuer Energieanbieter e. V. (bne), Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V. (DIHK), Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, Ministerium für Wirtschaft und Europaangelegenheiten des Landes Brandenburg, Niedersächsisches Ministerium für Umwelt und Klimaschutz, Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V. (VDE/FNN), Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft e. V. (VIK) und Verband kommunaler Unternehmen e. V. (VKU).
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.