CO2-Abgabe könnte PKW-Emissionen um mehr als 740.000 Tonnen pro Jahr reduzieren
Steigende Preise senken gefahrene Kilometer und PKW-Emissionen von Dieselautos hingegen nicht.
Wie wirkt sich die CO2-Abgabe auf PKW-Emissionen aus? Das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung hat Mobilitätsdaten über einen Zeitraum von 15 Jahren analysiert. Das Ergebnis: Sowohl die die gefahrenen Kilometer als auch der Gesamtverbrauch von Benzinfahrzeugen sinken, wenn Kraftstoff teurer wird. Bei Dieselfahrzeugen hingegen verändert sich der Verbrauch bei Preisschwankungen nicht. Trotzdem sinken die Emissionen im PKW-Verkehr durch die Einführung der CO2-Abgabe deutlich.
Konkret gehen die Forscher vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in ihrer Auswertung Drive Less, Drive Better, or Both? Behavioral Adjustments to Fuel Price Changes in Germany” davon aus, dass die Erhöhung des Benzinpreises um zehn Prozent die gefahrenen Kilometer durchschnittlich um 2,5 Prozent reduziert. Mit der CO2-Abgabe wurde der Benzinpreis um fünf Prozent verteuert, was bedeutet: Fahrten verkürzen sich um 1,25 Prozent – PKW-Emissionen sinken.
- Benzinpreiserhöhung um 10% reduziert gefahrene Kilometer um 2,5%
- CO2-Abgabe erhöht Benzinpreis um 5%
- Fahrten verkürzen sich um 1,25%
- PKW-Emissionen sinken
CO2-Steuer: Vorteile und Nachteile einer CO2-Abgabe (cleanthinking.de)
Damit einhergehend erhöht sich der Kraftstoffverbrauch pro Kilometer durch die CO2-Abgabe. Dazu könnte ein geändertes Fahrverhalten beitragen – etwa der Verzicht auf lange Fahrten, bei denen pro Kilometer durchschnittlich weniger Benzin verbraucht wird als bei Fahrten in der Stadt. Insgesamt sinkt der Kraftstoffverbrauch bei einer zehnprozentigen Preiserhöhung um rund 2,3 Prozent.
Bei Dieselfahrzeugen verändern sich infolge von Preisänderungen dagegen weder die Fahrleistung noch der Kraftstoffverbrauch signifikant. Ein Grund könnte sein, dass Dieselautos häufig von Menschen genutzt werden, die aus beruflichen oder familiären Gründen viel fahren müssen und deshalb nicht auf höhere Kraftstoffpreise reagieren.
Insgesamt prognostiziert die RWI-Studie zu PKW-Emissionen, dass sich durch die kürzlich eingeführte CO2-Abgabe von 25 Euro pro Tonne der CO2-Ausstoß von PKW in Deutschland um mindestens 740.000 Tonnen reduziert, das entspricht etwa 0,8 Prozent der CO2-Emissionen von PKWs in Deutschland. Die gleiche CO2-Reduzierung würde durch die Stilllegung von etwa 360.000 Fahrzeugen erreicht.
RWI-Studie zu PKW-Emissionen:
- CO2-Abgabe von 25 Euro pro Tonne reduziert den CO2-Ausstoß um mindestens 740.000 Tonnen (ca. 0,8% der PKW-CO2-Emissionen in Deutschland).
- Stilllegung von etwa 360.000 Fahrzeugen führt zur gleichen CO2-Reduzierung.
CO2-Abgabe wirkt wie Stilllegung von 790.000 Fahrzeugen
Durch eine CO2-Abgabe von 55 Euro, wie für das Jahr 2025 geplant, dürften sich die Emissionen um mindestens 1,62 Millionen Tonnen CO2 reduzieren. Dies entspricht rund 1,7 Prozent der CO2-Emissionen von PKWs oder einer Stilllegung von rund 790.000 Fahrzeugen.
Bei diesen Berechnungen handelt es sich um konservative Schätzungen. Sie basieren auf der Annahme, dass Menschen auf eine CO2-Steuer genauso reagieren wie auf sonstige Benzinpreisänderungen, etwa infolge von Ölpreisschwankungen. Frühere Studien deuten aber darauf hin, dass die Auswirkung auf das Fahrverhalten bei einer Kraftstoff- oder CO2-Steuer deutlich größer sein könnte, weil ein solcher Preisaufschlag von Autofahrerinnen und Autofahrern stärker wahrgenommen wird.
Die RWI-Studie zu PKW-Emissionen basiert auf Daten des Deutschen Mobilitätspanels für die Jahre 2004 bis 2019. Die Auswertung der Daten ist für die Prognose der Wirkung der CO2-Steuer auch deshalb wichtig, weil sich der tatsächliche Effekt der Steuer auf das Fahrverhalten aufgrund der eingeschränkten Mobilität während der Corona-Pandemie nur schwer quantifizieren lässt.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.