Passagierschiff aus Aluminium wird von der SolarCircleLine in Berlin betrieben.
Berlin ist um eine Attraktion reicher: Das erste, 100 Prozent solarbetriebene Fahrgastschiff mit dem Namen SunCat 120 fährt seit 12 Tagen über die Spree. Getauft wurde der aus Aluminium gefertigte Solar-Katamaran im Berliner Osthafen. Herzstück ist neben den Solarzellen natürlich der Stromspeicher des Cleantech-Unternehmens aentron. Die Lithium-Ionen-Batterien sorgen dafür, dass jeweils ein voller Betriebstag möglich ist.
aentron ist auf Stromspeicher-Systeme mit Lithium-Ionen-Batterien für die Industrie spezialisiert, ähnlich wie das Wittenberger Cleantech-Unternehmen Testvolt. Im Passagierschiff verbaut sind sogenannte HV-Speichersysteme, Sie basieren auf Modulen mit jeweils 10 Kilowattstunden, die von eigenen Energiecontrollern gesteuert werden.
Wichtig ist das, weil es sich um eine getrennte, redundante Lösung für Bord- und Antriebsenergie handelt. Bei den Batteriesystemen wurde insbesondere auf eine hohe Lebensdauer geachtet. Alternativ zur Aufladung mit Solarstrom während der Fahrt, können die Akkupacks auch mit Landstrom geladen werden.
Die Batterie-Module sind mit der PV-Schnittstelle ebenso kompatibel wie mit externen Stromquellen, was eine entscheidende Voraussetzung für den Einsatz in der SunCat 120 war. Als einer der wenigen Hersteller bietet aentron Energie-Speichersysteme mit DNV GL-Zertifizierung an – eine grundlegende Voraussetzung dafür, dass diese in der Berufsschifffahrt und damit auch für Fahrgastschiffe eingesetzt werden dürfen.
Gefördert wurde der Bau des Katamarans und eines baugleichen Schwesterschiffs durch die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, Fachbereich Mobilität, Berlin. Initiator ist die SolarWaterWorld AG, die mit ihrer langjährigen Expertise im Bereich elektrischer und solarbetriebener Boote und Schiffe das Projekt vorangetrieben hat.
Das Beispiel der SunCat 120 zeigt, wozu erneuerbare Energien heute schon in der Lage sind, wenn sie intelligent zum Einsatz gebracht werden. Ein Fahrgastschiff bietet natürlich ideale Voraussetzungen für die Kombination Speicher + Photovoltaik – eigentlich verwunderlich, dass es immer noch ein absolutes Novum ist, wenn dann mal ein solches Schiff realisiert wird. Nachahmung in Berlin und anderswo dringend empfohlen.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.