Rund 10 Millionen Euro kostet die Taycan-Werbung im Super Bowl.
14,4 Millionen Aufrufe bei Youtube in nicht einmal einer Woche – und das Großereignis Super Bowl mit 800 Millionen Zuschauern steht erst noch bevor. Wenn heute Nacht die aufwändige Taycan-Werbung im James Bond Style über die Bildschirme flimmert, will Porsche das Image seines elektrischen Supersportwagens entscheidend prägen und Tesla alt aussehen lassen. Ob es gelingt?
Die Story beginnt im Porsche Museum in Zuffenhausen, wo der elektrische Porsche Taycan bereits eine Legende zu sein scheint. Das flüsterleise Elektroauto hat dort schon einen Ehrenplatz. In der Realität muss sich der Supersportwagen die Erfolge aber erst noch verdienen.
Einen Dämpfe gab es zuletzt, als der Taycan im EPA-Fahrzyklus in den USA lediglich eine Reichweite von 323 Kilometern schaffte – und ein mediales Echo zum „schlechtesten Elektroauto aller Zeiten“ mutierte. Zumindest mit Fragezeichen versehen. Das Timing von Porsche ist gezielt gewählt: Am 30. Januar sind die ersten Elektroautos an Kunden in den USA übergeben worden.
Aber wer die Taycan-Werbung sieht und Porsche verstehen will, der begreift, dass das sündhaft teure Elektroauto (ab 105.000 Euro) vor allem eines soll: Spaß machen. Für die alltägliche Fahrt über den Kindergarten zur 20 Kilometer entfernten Arbeit ist das Auto nicht besonders gut geeignet. Für den Wochenendausflug nach Italien hingegen schon. Effizienzvorteile hat das Auto dementsprechend bei etwas höheren Geschwindigkeiten – die im EPA-Zyklus kaum gefahren werden.
Mit der Taycan-Werbung beim Super Bowl macht Porsche vor allem eines: Die Schwaben bringen die Elektromobilität entscheidend voran. Denn von 800 Millionen Zuschauern werden sich nur ganz wenige einen Taycan überhaupt ansatzweise leisten können bzw. für immer ein elektrifizierter Traum bleiben wird – sie werden aber zunehmend verstehen, zu was Elektromobilität in der Lage ist.
Und das wird auch den Marken helfen, deren Fahrzeuge deutlich weniger als 50.000 oder 100.000 Euro kosten. Allein voran einer Marke, die besonders schnell liefern kann – und garantiert keine Werbung für neun Millionen Euro schaltet: Tesla.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.