Synthesebericht des IPCC: Forscher senden letzte Warnung zur Klimakrise
„Unsere Welt braucht Klimamaßnahmen an allen Fronten: alles, überall, auf einmal.“ UN-Generalsekretär Guterres zum 6. Sachstandsbericht IPCC.
Die Weltgemeinschaft muss ihre Klimamaßnahmen drastisch beschleunigen, um Folgen der Klimakrise sowie der Erderwärmung abzuwenden. Das ist ein zentrales Ergebnis des IPCC Synthesebericht 2023, den der Weltklimarat heute veröffentlicht hat. Mehr zum Weltklimarat gibt es hier. Die Wissenschaftler senden ein Signal der Hoffnung, aber zeitgleich auch eine letzte Warnung: Zwar sind die Technologien vorhanden. Diese müssten aber ab sofort schneller eingesetzt werden. Andernfalls rückt das 1,5-Grad-Ziel von Paris in unerreichbare Ferne.
Die umfassende Bestandsaufnahme (Synthesebericht IPCC 2023) des menschlichen Wissens über den Klimawandel, an der Hunderte von Wissenschaftlern acht Jahre lang gearbeitet haben, umfasst Tausende von Seiten, läuft aber auf eine einzige Botschaft hinaus: Handeln wir jetzt nicht, ist es zu spät.
Mehr als ein Jahrhundert der Verbrennung fossiler Brennstoffe sowie der ungleichen und nicht nachhaltigen Energie- und Landnutzung hat zu einer globalen Erwärmung von 1,1 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau geführt. Dies führt zu häufigeren und intensiveren Extrem-Wetterereignissen, die zunehmend gefährliche Auswirkungen auf Natur und Menschen in allen Regionen der Welt haben.
In gewohnt nüchterner Wissenschaftler-Sprache geht es im Weltklimabericht auch um die Schäden, die der Klimawandel bereits angerichtet hat: Klimabedingte Wetterextreme haben schon jetzt in allen Regionen zu einer Zunahme der Todesfälle durch zunehmende Hitzewellen, zur Zerstörung von Millionen Menschenleben und Häusern durch Dürren und Überschwemmungen geführt. Millionen Menschen leiden unter Hunger und Ökosysteme leiden unter irreversiblen Verlusten.
Mehr als drei Milliarden Menschen leben laut dem Synthesebericht bereits in Gebieten, die durch den Klimawandel stark gefährdet sind. Die Hälfte der Weltbevölkerung leidet zeitweise unter Wasserknappheit – gute Beispiele hierfür sind die aktuellen Meldungen aus Frankreich, wo Wasser in einigen Regionen rationiert werden muss.
Der Synthesebericht 2023 zeigt, dass jedes Jahr mit steigenden Emissionen zur Reduzierung des verfügbaren Kohlenstoffbudgets führt. Als Konsequenz werden dann viel drastischere Schritte notwendig sein.
Klimakrise: IPCC verbreitet Hoffnung
Dieser Bericht ist ein klarer Aufruf, die Klimabemühungen jedes Landes und jedes Sektors in jedem Zeitrahmen massiv zu beschleunigen. Unsere Welt braucht Klimamaßnahmen an allen Fronten: alles, überall, auf einmal.
Antonio Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen
Dennoch besteht dem Synthesebericht zufolge noch Hoffnung, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Hoesung Lee, der Vorsitzende des IPCC, sagte: „Dieser Bericht unterstreicht die Dringlichkeit ehrgeizigerer Maßnahmen und zeigt, dass wir, wenn wir jetzt handeln, immer noch eine lebenswerte, nachhaltige Zukunft für alle sichern können.“
Der „Synthesebericht“ enthält keine neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse, sondern fasst die Kernaussagen aller vorangegangenen Arbeiten zu einem Leitfaden für die Regierungen zusammen. Der nächste IPCC-Bericht soll nicht vor 2030 veröffentlicht werden, so dass dieser Bericht praktisch der wissenschaftliche Goldstandard für die Beratung der Regierungen in diesem entscheidenden Jahrzehnt ist.
Klarer Weg in die Zukunft: Klimaresilienz
Die Lösung liegt in einer klimaresistenten Entwicklung. Dies bedeutet, dass Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel mit Aktionen zur Verringerung oder Vermeidung von Treibhausgasemissionen in einer Weise kombiniert werden, die einen breiteren Nutzen bringen.
Zum Beispiel: Der Zugang zu sauberer Energie und Technologien verbessert die Gesundheit, insbesondere von Frauen und Kindern; kohlenstoffarme Elektrifizierung, Gehen, Radfahren und öffentliche Verkehrsmittel verbessern die Luftqualität, die Gesundheit, die Beschäftigungsmöglichkeiten und sorgen für mehr Gerechtigkeit. Der wirtschaftliche Nutzen für die Gesundheit der Menschen, der sich allein aus der Verbesserung der Luftqualität ergibt, wäre ungefähr gleich groß oder möglicherweise sogar größer als die Kosten für die Reduzierung oder Vermeidung von Emissionen.
Um wirksam zu sein, müssen diese Entscheidungen in unseren unterschiedlichen Werten, Weltanschauungen und Kenntnissen verwurzelt sein, einschließlich wissenschaftlicher Erkenntnisse, indigenem Wissen und lokalem Wissen. Dieser Ansatz wird eine klimaresistente Entwicklung erleichtern und lokal angemessene, sozial akzeptable Lösungen ermöglichen.
Der Synthesebericht folgt auf die Veröffentlichung von drei wichtigen IPCC-Berichten zum Sechsten Sachstandsbericht in den vergangenen 12 Monaten. Der Synthesebericht fasst die Ergebnisse der drei Arbeitsgruppenbeiträge und der drei 2018 und 2019 veröffentlichten Sonderberichte zusammen. Er vermittelt politischen Entscheidungsträgern ein aktuelles Verständnis des Klimawandels, seiner Auswirkungen und künftigen Risiken sowie Optionen für seine Bewältigung.
Einschätzung von Martin Jendrischik, Gründer von Cleanthinking.de
Dieser vorerst letzte Weltklimabericht darf von den Regierungen der Welt nicht ignoriert werden. Doch die aktuellen Entwicklungen in Deutschland, wo der Verkehrsminister lieber neue Autobahnen als Bahnstrecken baut und von „Klima-bla-bla“ philosophiert, deutet nicht darauf hin, dass Regierungen vorweg maschieren werden.
Hoffnung macht eine breite Unternehmerschaft und die Vielzahl der Wissenschaftler, die Solarzellen weiterentwickeln, irre effiziente Windkraftanlagen austüfteln oder die Elektrolyse und die Herstellung von E-Fuels wie Methanol oder e-Kerosin mit Plasma-Technologien revolutionieren. Genau diese Lösungen machen Cleanthinking aus – und das macht Hoffnung, dass wir die Klimakrise doch noch und gegen die fossilen Unternehmen sowie viele Regierungen erfolgreich bekämpfen können.
Hier gibt es die übersetzen Hauptaussagen des Berichts.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.